Dieser Artikel ist Teil des Gesundheitsfensters GESUND IM WALDVIERTEL
Die Europäische Schmerzföderation (EFIC) hat im Rahmen ihres letzten Treffens eine klare Agenda präsentiert. Bei einem aktuellen Symposium im kroatischen Dubrovnik wurde den gar so häufigen Gelenksschmerzen der Kampf angesagt. Eines der Hauptprobleme, so die These der Wissenschafter, seien weit verbreitete Mythen, die einfach unwahr sind. Serge Perrot, praktizierender Arzt sowie Professor in Paris, hat über 5 davon aufgeklärt:
Je größer der Gelenkschaden ist, umso schlimmer sind auch die Schmerzen. Das klingt zwar logisch, ist aber schlichtweg falsch. Untersuchungen belegen, dass etwa die Hälfte aller Menschen mit Gelenkschäden schmerzfrei sind. Auf der anderen Seite gibt es Personen mit praktisch gesunden Gelenken, bei denen es aus verschiedensten Gründen dennoch zu teils starken Beschwerden kommt. Ursache dafür ist, dass es gewisse Gelenksveränderungen gibt, die eher Schmerzen bedingen als andere.
Anders als viele glauben deuten Gelenkschmerzen nicht zwangsläufig auf eine Entzündung hin. Diese sind bei akuten Schmerzen zwar ein recht häufiger Auslöser, bei chronischen Problemen aber eher selten. Automatisch von einer Entzündung auszugehen und einfach auf deren Abklingen zu warten, ist entsprechend keine gute Idee. Vor einem Arztbesuch braucht man dennoch keine Angst zu haben, oft ist die zu Grunde liegende Problematik relativ harmlos.
Der menschliche Körper ist ein hochkomplexer Apparat, bei dem sozusagen nicht immer das drin ist, was draufsteht. So deuten Gelenkschmerzen nicht immer auf Probleme am Gelenk selbst hin, sondern können auch ganz andere Ursachen haben. Gesamtkörperliche Erkrankungen wie Arthrose sind ebenso mögliche Auslöser wie psychische Krankheiten, Verletzungen des Knochenmarks, Gelenkspaltverengungen, oder Entzündungen der Gelenkinnenhaut.
Die Statistik belegt zwar, dass der Großteil der Arthrose-Patienten über 50 Jahre alt ist, Gelenkschmerzen sollten dennoch nicht als reine Alterserscheinung abgetan werden. Über die Intensität des Schmerzes entscheiden auch andere Faktoren. So sind die Beschwerden bei Frauen oft stärker als bei Männern, auch Übergewicht wirkt sich in der Regel negativ aus.
Da selbst starke Schmerzen nicht zwangsläufig auf eine schwere Schädigung des Gelenks deuten, gibt es für jeden Betroffenen Hoffnung. Der weit verbreitete Glaube, Gelenkschmerzen seien ohnehin nicht behandelbar ist absoluter Irrsinn. Schmerzfreiheit ist in vielen Fällen zwar leider unrealistisch, eine gezielte Therapie kann das Empfinden im Alltag aber entscheidend verbessern.