Wenn ein neuer Mensch das Licht der Welt erblickt, ist das vor allem für die werdenden Eltern ein besonderes Ereignis. Denn während der kleine Racker sich später wohl kaum an seinen ersten Tag wird erinnern können, ist eine Geburt für die Mutter nach wie vor eine große Herausforderung. Im Vergleich zu früheren Jahren ist das Risiko ernsthafter Komplikationen heutzutage aufgrund der guten medizinischen Versorgung jedoch recht gering.
Der Siegeszug der Individualität schreckt allerdings auch davor nicht zurück, und so sind zuletzt Hausgeburten wieder etwas populärer geworden. In gewissen Kreisen gilt es mittlerweile fast schon als hip, das Kind in den eigenen vier Wänden auf die Welt zu bringen. Dass eine Geburt im gewohnten Umfeld durchaus angenehmer sein kann, liegt auf der Hand.
Zumindest aus rein statistischer Perspektive sind Hausgeburten aber mit einem erhöhten Risiko verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine auf einem internationalen Kongress präsentierte Studie israelischer Wissenschafter. Demnach treten im Schnitt bei etwa 15 aus 10.000 zuhause auf die Welt gekommenen Kindern im Zuge der Geburt lebensbedrohliche Komplikationen auf. Bei klassischen Krankenhausgeburten sind es hingegen nur zirka 5.
Selbst unter Berücksichtigung anderer Variablen wie etwa der Gesundheit und dem Alter der Mutter ist der Unterschied drastisch. Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei Hausgeburten um ein 2,6faches erhöht. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits vor einiger Zeit eine Studie in den USA. Wenn die Statistik eine derart klare Sprache spricht, sind Hausgeburten also prinzipiell eine schlechte Idee?
Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen. In Österreich wird deutlich vorgeschrieben, unter welchen Umständen eine Hausgeburt unbedenklich ist und entsprechend von der Krankenkasse unterstützt wird. Zu den Bedingungen zählen unter anderem:
Die Österreichische Krankenkasse zahlt während der Schwangerschaft bis zu 7 Hausbesuche durch die Hebamme. Falls Interesse an einer Hausgeburt besteht, wird daher empfohlen, sich spätestens zwischen der 12. und 20. Schwangerschaftswoche endgültig dafür zu entscheiden. So bleibt den werdenden Eltern genug Zeit, um ein Vertrauensverhältnis zur Hebamme aufzubauen und die weiteren notwendigen Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen. Sofern die notwendigen Bedingungen geschaffen werden, spricht prinzipiell nichts gegen eine Hausgeburt.
Dass es aufgrund möglicher unerwarteter Komplikationen dennoch sicherer ist, das Kind im Krankenhaus auf die Welt zu bringen, versteht sich von selbst. Eine Kompromisslösung sind Hebammenambulanzen wie etwa jene im Wiener AKH. Dabei führt eine Hebamme die Geburt in einem recht privaten Umfeld ganz ohne dem Beisein eines Arztes durch – sofern alles gut läuft. Sollte es doch Komplikationen geben, ist ärztliche Hilfe aber naturgemäß nicht weit.