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Machen Smartphones die Liebe kaputt?

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Nicht allzu romantisch: Manch ein Date dürfte unter den gelangweilten Blicken aufs Smartphone leiden. (George Rudy / Shutterstock.com)

Ein verstohlener Blick aufs Handy kann das romantische Abendessen schnell zunichte machen. Wie sehr schadet die moderne Technik Beziehungen?

Smartphones sind für viele Menschen zu einem ständigen Begleiter im Alltag geworden. Egal ob wir gerade auf den Bus warten, uns vor dem Schlafen noch kurz ablenken möchten oder in einem ruhigen Moment während der Arbeit mal kurz geistig abschalten wollen - die ständige Versuchung, aufs Handy zu schauen, dürfte vielen bekannt sein. Oft ist gar nicht ganz klar, warum wir das kleine Gerät eigentlich gerade in die Hand nehmen. Aber von den sozialen Medien bis hin zu den neuesten News gibt es immer irgendetwas nachzulesen.

 

Für zwischenmenschliche Beziehungen hat die digitale Revolution nicht nur Gutes zu bedeuten. Es wird immer einfacher, sich regelmäßig mit Bekannten zu unterhalten, die sich am anderen Ende des Erdballes aufhalten. Doch in der analogen Welt fällt vielen Menschen der Aufbau tiefgehender Beziehungen zunehmend schwer, weil Gespräche zu oft von Blicken aufs Smartphone unterbrochen werden. Wird der Angebetete während des Kerzenlicht-Dinners beim Spielen einer Handy-App erwischt, ist jegliche Romantik schnell dahin.

Was bedeutet "technoference"?

Die Art und Weise, wie Smartphones und andere Technologien direkte soziale Kontakte negativ beeinflussen, bezeichnet man in der englischen Fachsprache als "technoference". Wie verbreitet das Phänomen mittlerweile sein dürfte, zeigt eine aktuelle Studie. Bei dieser gaben mehr als 70 % der 143 befragten verheirateten Frauen an, dass Mobiltelefone regelmäßig in ihrer Beziehung stören würden - etwa indem sie einen der Partner während eines Gesprächs ablenken.

 

Handys und andere Technologien prinzipiell zu verteufeln ist aus Sicht vieler Experten aber ein kurzsichtiger Ansatz. Immerhin gebe es genug Argumente, wonach Smartphones bzw. moderne Kommunikationstechnologien Beziehungen durchaus fördern können. Ein offensichtliches Beispiel dafür sind etwa Fernbeziehungen, die heute wesentlich leichter umsetzbar sind als früher. Bei den allermeisten gescheiterten Partnerschaften dürfte es zudem tieferliegende Probleme als ein paar ablenkende Smartphones gegeben haben.

Slideshow: 5 Tipps für Digital Detox

Abgelenkte Menschen als Opfer der Evolution

Forscher der Universität von Arizona in den USA halten den Menschen bezüglich seines Hanges zu den smarten kleinen Geräten ohnehin für relativ unschuldig. Einer These zufolge, die sie nun in einem Fachmagazin präsentierten, hat dies evolutionäre Gründe. Demnach haben enge Beziehungen und soziale Netzwerke schon immer eine große Rolle gespielt. Ein wichtiger Faktor sei dabei das Preisgeben persönlicher Informationen. Und genau das würde nirgendwo besser funktionieren als in sozialen Medien wie Facebook oder Instagram.

 

Um einen negativen Einfluss von Smartphones auf zwischenmenschliche Beziehungen zu unterbinden, lohnt sich womöglich ein Digital Detox-Programm. Darunter versteht man den bewussten Verzicht auf digitale Geräte. Bewährte Ansätze dafür sind etwa ein Handyverbot im Schlafzimmer und das Ausschalten von Push-Nachrichten. Inwiefern das "digitale Fasten" tatsächlich umsetzbar ist, ist naturgemäß auch von der privaten sowie beruflichen Situation abhängig.

 

Beobachtet man bei sich selbst oder einem engen Angehörigen das ständige Verlangen, aufs Handy zu schauen, sollten jedenfalls die Alarmglocken schrillen. Obwohl die Smartphone-Sucht aktuell noch kein anerkanntes Krankheitsbild ist, befürchten Psychologen vor allem bei Jugendlichen eine weit verbreitete Abhängigkeit. In diesem Zusammenhang fällt auch oft der Begriff der Nomophobie. Diese bezeichnet die Angst davor, nicht erreichbar zu sein.

AUTOR


Michael Leitner


ERSTELLUNGSDATUM


13.02.2019