Hörsturz (Gehörsturz, Ohrinfarkt)

Frau greift sich ans Ohr
Von einem Hörsturz können nicht nur Menschen höheren Alters betroffen sein.
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Ein Hörsturz ist eine plötzliche, meist einseitige Hörminderung ohne bekannte Ursache. Die Symptome reichen von leichten Hörproblemen bis hin zum Hörverlust auf dem betroffenen Ohr.

Medizinische Expertise

Andreas Temmel

Dr. Andreas Temmel

Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Brunnergasse 1-9/4/4, 2380 Perchtoldsdorf
www.hno-ordination.at
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Viele Menschen interpretieren ihre Hörminderung zunächst falsch. Sie tippen beispielsweise auf einen Ohrenschmalz-Pfropf und gehen daher erst spät zum Arzt. Ist die Hörminderung nach 48 Stunden jedoch nicht verschwunden, sollten die Ursachen medizinisch abgeklärt werden.

  • Bei einem Hörsturz kommt es zu einer plötzlichen, meist einseitigen Hörminderung.
  • Die Ursache für die Hörminderung ist unklar.
  • Bei plötzlich stark ausgeprägter Hörminderung ist zur Abklärung ein rascher Arztbesuch ratsam.
  • Bleibt ein hochgradiger Hörsturz unbehandelt, kann dies bis hin zur völligen Gehörlosigkeit führen.
  • Man unterscheidet Tiefton-Hörsturz, Hochton-Hörsturz und Mittelfrequenz-Hörsturz, sowie pantonale Hörstürze
  • Der beste Ansprechpartner bei Verdacht auf einen Hörsturz ist der HNO-Arzt.
Art Innenohrerkrankung
Ursache genaue Ursache unklar
Übertragung nicht ansteckend
Symptome plötzliche, meist einseitige Hörminderung ohne Auslöser
Therapie Kortison, durchblutungsfördernde Medikamente, Stressreduktion

Unter einem Hörsturz versteht man eine Hörminderung, die

  • plötzlich auftritt
  • keine erkennbare Ursache hat

Die Hörminderung ist meist einseitig, kann aber auch beide Ohren betreffen. Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und reichen von einer leichten Hörminderung bis zu völliger Taubheit. Während Kinder eher selten einen Hörsturz haben, sind Erwachsene weitaus häufiger betroffen. Der Erkrankungsgipfel liegt um das 50. Lebensjahr.

Der Hörsturz zählt zu den Innenohrerkrankungen und kann mit Schwindel und Ohrgeräuschen (Tinnitus) einhergehen. Vorübergehende Hörstürze kommen häufig vor, während schwere Hörstürze mit bleibenden Schäden eher selten sind.

Oft verschwinden die Beschwerden von selbst wieder. Dennoch sollte ein Hörsturz nicht auf die leichte Schulter genommen werden – und vor allem bei plötzlich stark ausgeprägtem Hörverlust umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Ein rascher Therapiebeginn erhöht die Chancen auf vollständige Genesung.

Definitionsgemäß ist der Hörsturz eine Hörminderung ohne bekannte Ursache. Differentialdiagnostisch müssen Erkrankungen, die dieselbe Symptomatik auslösen, ausgeschlossen werden. Das sind zum Beispiel:

  • Viruserkrankungen (z.B. Mumps)
  • Durchblutungsstörungen im Innenohr
  • Autoimmunprozesse
  • Stoffwechselstörungen
  • Stress

Dadurch kann es zu Schädigungen der Hörsinneszellen im Innenohr kommen. Andere Ursachen für die unerwartet reduzierte Hörwahrnehmung können z.B. auch eine vorliegende Mittelohrentzündung (Otitis) oder ein Ohrenschmalz-Pfropf im äußeren Gehörgang sein.

Ein Hörsturz lässt sich nach Schweregrad und nach dem betroffenen Frequenzbereich einteilen.

Einteilung nach Schweregrad:

  • leichter Hörsturz: milder Hörverlust; die Hörsinneszellen erholen sich wieder, das Hörvermögen normalisiert sich mit der Zeit
  • schwerer Hörsturz: Schwerhörigkeit bis hin zu Taubheit; ein Teil der Hörsinneszellen kann absterben, die Hörschädigung im betroffenen Frequenzbereich bleibt bestehen

Einteilung nach Frequenzbereich:

  • Tiefton-Hörsturz: tiefe Töne werden schlechter wahrgenommen. Je tiefer der Ton, desto weniger wird dieser vom betroffenen Ohr erfasst.
  • Hochton-Hörsturz: der Hörverlust macht sich besonders in hohen Tonlagen bemerkbar.
  • Mittelfrequenz-Hörsturz: die Betroffenen nehmen sowohl hohe als auch tiefe Töne auf. Das Problem besteht bei den mittleren Tonfrequenzen.

Bleibt ein hochgradiger Hörsturz unbehandelt, kann dies bis hin zur völligen Gehörlosigkeit führen.

Es kommt zu einem plötzlichen und schmerzlosen Hörverlust. Ein Hörsturz tritt meist einseitig auf, nur selten sind beide Ohren betroffen. Je nach Form und Ausprägung werden bestimmte Tonhöhen schlechter oder gar nicht mehr wahrgenommen.

Oft kommt es zu vorangehenden bzw. begleitenden Beschwerden wie:

  • Ohrgeräuschen (Tinnitus)
  • Druckgefühl im Ohr
  • Schwindel
  • pelziges Gefühl um die Ohrmuschel
  • verändertes Hören wie z.B. Doppelhören

Der Hörsturz selbst und der einhergehende Hörverlust können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf einen Hörsturz ist der HNO-Arzt. Dieser wird nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) eine Untersuchung des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs durchführen. Dabei misst er den Druck des Trommelfells und untersucht das Mittelohr auf eventuelle Verletzungen. Um herauszufinden, ob und inwieweit eine Hörminderung besteht, wird ein Hörtest durchgeführt. Zu einer ausführlichen Diagnosestellung gehört außerdem eine Blutdruckmessung.

Gegebenenfalls können weitere Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) nötig werden.

Von einem Hörsturz abzugrenzen sind Schädigungen durch laute Musik (akuter Lärmschaden), Knalltraumata (z.B. als Folge von Feuerwerksraketen) und berufsbedingte Lärmbelästigungen. Bei dieser Art von Hörminderung handelt es sich um keinen Hörsturz, sondern einen Lärmschaden.

Da der genaue Auslöser eines Hörsturzes bislang noch unbekannt ist, gibt es keine ursächliche (kausale) Therapie. Einige Maßnahmen können zu einer Besserung der Symptome führen, im Einzelfall aber auch wirkungslos bleiben. Ob der Hörsturz sofort behandelt werden muss oder abgewartet werden kann, entscheidet der HNO-Arzt individuell. In etwa 80 % der Fälle verschwinden die Beschwerden nach wenigen Tagen wieder. Bei ausgeprägtem Hörverlust oder Vorerkrankungen sowie anhaltendem Schwindel wird jedoch ein rascher Therapiebeginn empfohlen. Je früher das geschieht, umso größer sind die Heilungschancen.

Folgende Maßnahmen können zum Einsatz kommen:

  • Kortison (als Infusion, in Tablettenform oder als Injektion in das Mittelohr)
  • durchblutungsfördernde Medikamente
  • antivirale Medikamente
  • Stressreduktion bzw. Psychotherapie
  • Massagen zur Lockerung der Nackenmuskulatur

Tritt innerhalb von etwa zwei Monaten seit Beginn des Hörsturzes keine vollständige Erholung ein, ist mit keiner weiteren Besserung zu rechnen. Je nach Ausmaß der Beeinträchtigung kann in solchen Fällen ein Hörgerät das Leben wesentlich erleichtern.

  • Gönnen Sie Ihren Ohren auch mal Ruhe!
  • Hören Sie Musik durch Kopfhörer nur in angemessener Lautstärke.
  • Halten Sie Lärmschutzmaßnahmen ein, um berufsbedingten Lärm zu reduzieren (z.B. durch Tragen von Ohrstöpseln oder Schutzkopfhörern).
  • Sorgen Sie für mehr Entspannung im Alltag – hilfreich sind beispielsweise autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Januar 2023

Erstellt am:

2. Januar 2018

Stand der medizinischen Information:

20. Juli 2022


ICD-Code:
  • H91

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