Bluthochdruck (Hypertonie)

Ältere Frau mit Bluthochdruck bekommt vom Arzt eine Blutdruckmesssung.
Da Bluthochdruck oft lange unbemerkt bleibt, ist älteren Menschen eine regelmäßige Blutdruckmessung anzuraten.
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Bluthochdruck ist eine der Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, jeder dritte Erwachsene in Österreich ist betroffen. 

Medizinische Expertise

Gert Mayer

Univ.Prof. Dr. Dr. Gert Mayer

Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie, Universitätsklinik für Innere Medizin IV - Nephrologie und Hypertensiologie, Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
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Von einem erhöhten Blutdruck (arterieller Hypertonie oder kurz Hypertonie) spricht man, wenn bei einer korrekt durchgeführten Messung in der Ordination Werte über 140/90 mmHg gemessen werden (die Grenzwerte sind bei anderen Messverfahren wie z.B. der automatisierten Blutdruckmessung geringfügig andere). 

  • Bluthochdruck zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen.
  • Einige der Ursachen für Bluthochdruck sind Übergewicht, wenig Bewegung und Stress – verbunden mit einer erblichen Veranlagung führen sie zum Ausbruch der Erkrankung.
  • Der Bluthochdruck selbst verursacht lange keine Symptome und wird daher oft erst entdeckt, wenn sich Folgeerkrankungen meist im Herzkreislaufsystem bemerkbar machen.
  • Ein gesunder Lebensstil kann viel dazu beitragen, den Blutdruck zu senken.
Ursachen oft unbekannt, Risikofaktoren sind u.a. höheres Alter, familiäre Veranlagung, Übergewicht, Bewegungsmangel
Symptome Lange keine Beschwerden spürbar, mögliche Anzeichen: rotes Gesicht, Klopfen an den Schläfen, Schwindel, Luftnot, Schlaflosigkeit, Ohrensausen
Diagnose mehrmalige Messungen des Blutdrucks
Therapie Veränderung des Lebensstils (z.B. durch Gewichtsreduktion, mehr Bewegung, gesündere Ernährung,...) 

Die Hypertonie gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen, 30-45% aller Erwachsenen leiden darunter, Männer etwas häufiger als Frauen. Ein erhöhter Blutdruck ist weltweit für 14% aller Todesfälle verantwortlich. Die Prävalenz nimmt mit dem Lebensalter zu, bei über 50-Jährigen ist ca. die Hälfte aller Menschen betroffen, bei über 70-jährigen sind es 70%. Aber auch jüngere Menschen kommen zunehmend unter "Druck", ohne es zu wissen. Jeder Mensch sollte seinen Blutdruck kennen, die Kontrollintervalle der Messungen richten sich nach der jeweiligen Höhe der letzten Bestimmung (z.B. alle 5 Jahre bei Werten < 120/80, aber jährlich bei 130-139/85-89 mmHg).

Video: Hypertonie – Bluthochdruck: Atemtechnik und Entspannung als Therapie

Dr. Michaela Schnider infomiert über Bluthochdruck und wie Atemtechnik und Entspannung bei der Linderung helfen können. (Webinar, 28.11.2023)

Das Herz pumpt das Blut mit Druck durch den Körperkreislauf (Systole), die Gefäßspannung sorgt dafür, dass der Blutdruck in der Füllphase des Herzens (Diastole) nicht auf null absinkt.

Man unterscheidet daher: 

  • Systolischer Blutdruck: Der Wert, der während der Pumpphase des Herzens gemessen wird
  • Diastolischer Blutdruck: Jener Wert, der während der Erschlaffungsphase des Herzens ermittelt wird

Welche Blutdruckwerte sind normal?

Ein Blutdruck im Körperkreislauf von unter 120/80 mmHg wird als optimal angesehen. Wie oben bereits erwähnt, spricht man bei der Ordinationsblutdruckmessung von einer Hypertonie, wenn die Werte 140/90 mmHg übersteigen.

Die Höhe des Blutdrucks wird u.a. über Hormone und das sympathische Nervensystem reguliert. Bei körperlicher Anstrengung oder seelischen Belastungen (wie z. B. Ärger) nehmen die Gefäßwandspannung und/oder die Pumpleistung des Herzens zu und somit steigt auch der Blutdruck. In einer Ruhephase muss sich der Blutdruck aber wieder im Normalbereich einpendeln.

Warum dies bei Hypertonikern nicht geschieht, lässt sich bei rund 90 bis 95 % der Betroffenen nicht genau herausfinden bzw. auf einzelne Faktoren zurückführen (primäre oder essentielle Hypertonie). Bei rund 5 % der Betroffenen mit Bluthochdruck liegt die Ursache in einer Erkrankung eines Organs (z.B. Nieren, Nebennieren oder Schilddrüse, Schlafapnoe). Man spricht dann von einer sekundären Hypertonie. Es ist auch zu beachten, dass bestimmte Medikamente den Blutdruck erhöhen können (z.B. nicht steroidale Antirheumatika).

Risikofaktoren, die das Auftreten der primären Hypertonie stark begünstigen sind:

  • Höheres Alter: Vor allem der systolische Blutdruck steigt in der Bevölkerung linear parallel zum Lebensalter an. Dies ist vor allem auf Alterungsprozesse des Gefäßsystems (Verlust der Elastizität) zurückzuführen.
  • Familiäre Veranlagung: wenn bei den Eltern bzw. Geschwistern ein Bluthochdruck bekannt ist oder z.B. Herzinfarkte oder Schlaganfälle aufgetreten sind, sollte der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden.
  • Übergewicht: Besonders das Körperfett im Bauch begünstigt die Entstehung der Hypertonie.
  • Bewegungsmangel
  • Fett- und kochsalzreiche Ernährung, zu wenig Obst und Gemüse
  • Erhöhter Alkoholkonsum
  • Diabetes mellitus und Rauchen: Diese Faktoren erhöhen nicht selbst den Blutdruck, allerdings nimmt bei Vorliegen das Risiko für blutdruckassoziierte Organschäden exponentiell zu.

Das Heimtückische am Bluthochdruck ist, dass er oft lange Zeit keine spürbaren Beschwerden verursacht.

Manchmal führen folgende Anzeichen zur Diagnosestellung:

  • ein rotes Gesicht
  • Klopfen an den Schläfen
  • Schwindel
  • Luftnot
  • Schlaflosigkeit 
  • Ohrensausen

Wenn keine Blutdruckmessungen in der Prävention durchgeführt werden, machen sich leider häufig erst die Folgeschäden für die Patient:innen bemerkbar.

Bluthochdruck beschleunigt den Prozess der Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), es kommt zu Verengungen der Herzkranzgefäße (mögliche Folgen sind Angina pectoris oder Herzinfarkt) der hirnversorgenden Arterien (Schlaganfall) oder der Nieren (Nierenversagen). Auch Gefäßschäden an den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit) können auftreten. Wer jahrelang unbehandelt unter Bluthochdruck leidet, hat ein vielfach höheres Risiko für diese Erkrankungen als Personen mit normalem Druck in den Adern.

Zusätzlich führt eine langjährige Hypertonie auch zu:

Ein Anstieg des Blutdrucks trägt auch wesentlich zur Genese der Herzinsuffizienz bei.

Auch bei der Ärzt:in reicht eine einzige Messung des Blutdrucks nicht aus, um Bluthochdruck sicher festzustellen. Es sind mehrere Bestimmungen unter genau festgelegten Rahmenbedingungen (z.B. mindestens 5 Minuten sitzen in einer ruhigen Umgebung, Positionierung des Arms auf Herzhöhe etc.) nötig.


Hilfreich sind auch Messungen, die der Betroffen:e selbst zu Hause durchführt. Dafür sollten über mehrere Tage verteilt 30 Messungen durchgeführt werden. Wenn der Mittelwert über 135/85 mmHg liegt, kann man von einer Hypertonie ausgehen. Als Goldstandard wird derzeit die automatisierte 24 Stunden Blutdruckmessung angesehen, mit der es auch gelingt, die nächtlichen Werte zu erfassen.

Die Blutdruckwerte werden in verschiedene Kategorien eingeteilt:

  • Optimal: Der systolische Wert liegt unter 120 und der diastolische Wert unter 80.
  • Normal: Der Blutdruckwert liegt unter 130/85 mmHg.
  • Hoch normal: Der systolische Wert liegt zwischen 130 und 139, der diastolische zwischen 85 und 89.


Als Zielblutdruckwerte unter Therapie gelten – auch für Personen mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Nierenschäden – Werte unter 140/90 mmHg (der diastolische Wert sollte bei Patienten mit Diabetes etwas tiefer sein).

Die Blutdruckwerte werden in verschiedene Kategorien eingeteilt:

  • Optimal: Der systolische Wert liegt unter 120 und der diastolische Wert unter 80.
  • Normal: Der Blutdruckwert liegt zwischen 120-129 bzw. 80-84 mmHg
  • Hochnormal: Der Blutdruckwert liegt zwischen 130-139 bzw. 85-89 mmHg

Unterschieden werden noch die Schweregrade 1 bis 3 der Hypertonie:

  • Grad 1 – "leichte Hypertonie": die Blutdruckwerte liegen bei 140-159 / 90-99 mmHg
  • Grad 2 – "mittelschwere Hypertonie": die Blutdruckwerte liegen bei 160-179 / 100-109 mmHg
  • Grad 3 – "schwere Hypertonie": Der systolische Wert liegt über 180 und der diastolische über 110 mmHg

Neben der genauen Blutdruckmessung empfehlen die Leitlinien auch, dass Hypertoniker:innen auch auf das Vorliegen von sogenannten Endorganschäden hin untersucht werden sollten (z.B. Herzerkrankung mittels EKG, Nierenerkrankung mittels der Bestimmung von Eiweiss im Harn, Fundoskopie zur Darstellung der Arterien in den Augen etc.).

Die Absenkung des Blutdrucks in den Normalbereich reduziert das Risiko von Organschäden an Gefäßen, Herz, und Niere deutlich. Lebensstilverändernde Maßnahmen stellen die Basis jeder Therapie dar. In bestimmten Fällen (die Blutdruckwerte sind nur geringfügig erhöht und es liegen keine weiteren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor) kann man auch versuchen damit alleine das Auslangen zu finden.

Maßnahmen, um den Blutdruck zu senken:

  • Gewichtsreduktion: Je nach dem Alter sollte ein „body mass index“ von 22-24 kg/m2 bzw. ein maximaler Bauchumfang von 94 cm bei Männern und 90 cm bei Frauen. erreicht werden. Eine Gewichtsreduktion von ca. 5 kg kann den Blutdruck im Mittel um ca. 5/3 mmHg senken, wenn man mehrere Lebensstilmodifikationen kombiniert (z.B. gleichzeitige Reduktion des Kochsalzkonsums) erhöht sich der Effekt deutlich.
  • Mehr Bewegung: Besonders zielführend ist Ausdauertraining – mindestens dreimal pro Woche sollte man mindestens 40 Minuten lang schnell gehen, joggen, Fahrrad fahren oder schwimmen. Sport bewirkt eine Blutdrucksenkung, eine Herzdurchblutungssteigerung, eine verbesserte Insulinwirkung, einen Blutzuckerabfall, einen Anstieg von HDL-Cholesterin, einen Abfall von Triglyzeriden, freien Fettsäuren und von LDL-Cholesterin.
  • Umstellung der Ernährung: Empfohlen wird eine Obst-, Gemüse- und Getreidereiche Ernährung mit dem Schwerpunkt auf Milchprodukten mit niedrigem Fettgehalt sowie magerem Fleisch, Geflügel und Fisch. Nüsse, Hülsenfrüchte und der Verzehr von kaliumreichen Früchten (z.B. Bananen) wirken sich ebenfalls positiv aus. Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang auch die sogenannte DASH-Diät. Dahinter verbirgt sich ein blutdrucksenkender Ernährungsplan und keine Diät im landläufigen Sinn.
  • Beschränkung von Kochsalz auf unter 5 Gramm pro Tag. Fertiggerichte, gepökelte Fleischwaren und Räucherwaren meiden, auch in vielen Gebäcksorten ist viel Kochsalz enthalten.
  • Reduktion des Alkoholkonsums auf ein Achtel Wein oder ein kleines Bier pro Tag.
  • Stress abbauen: Mit Hilfe von Bewegung, Yoga etc..

Wenn diese Maßnahmen alleine nicht zur Blutdrucknormalisierung reichen, werden zusätzlich Medikamente verabreicht. Als erste Wahl gelten heute ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor- Blocker, Calcium-Antagonisten sowie Diuretika, bei bestimmten Konstellationen kann auch ein Beta- Blockereingesetzt werden. Als minimale Zielblutdruckwerte unter Therapie gelten Werte unter 140/90 mmHg, bei guter Verträglichkeit können aber auch Werte unter 130/80 angestrebt werden. Sowohl die Entscheidung für den Beginn der Therapie als auch für die Festlegung der Therapieziele sind aber individuell vom Arzt anzupassen.

Normalisieren sich die Blutdruckwerte unter der Medikamenteneinnahme, so dürfen die Wirkstoffe nicht eigenmächtig abgesetzt werden, da sonst gefährliche Blutdruckschwankungen auftreten. Unter der Therapie sind auch regelmäßige Kontrollen der Blutdruckwerte notwendig, um die passende Einstellung zu finden (möglichst wirksame Therapie mit möglichst geringen Nebenwirkungen). Auch andere Risikofaktoren wie erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte, Übergewicht und das Rauchverhalten müssen regelmäßig überprüft werden.

Wenn auch eine Kombination verschiedener Medikamente keine Wirkung zeigt, sollte unbedingt eine sekundäre Hypertonie ausgeschlossen werden und ein Spezialist in das Behandlungsregime mit involviert werden.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

14. Dezember 2023

Erstellt am:

9. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

6. Mai 2019


ICD-Codes:
  • O13
  • O14
  • I10
  • I11
  • I13
  • I15

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