Hausärzt:in 04/2024

RSV: Wieder eine starke Saison, doch erfolgreiche Prävention ist möglich

In der vergangenen Saison kam es zu vielen Spitalsaufnahmen und schweren Verläufen, sowohl bei Säuglingen als auch bei Senior:innen. Mittlerweile gibt es aber mehrere Möglichkeiten, um die Krankheitslast durch RSV in Österreich zu senken.

Wie bereits im Vorjahr ist auch die RSV-Saison 2023/2024 wieder stark ausgefallen. Erste Erkrankungsfälle wurden im Oktober registriert, zur Epidemie wurde RSV dann in der letzten Woche des Jahres 2023. Der Höhepunkt wurde jedoch erst Anfang Februar 2024 verzeichnet, zu diesem Zeitpunkt lag die Positivitätsrate der eingesendeten Proben bei 20 % (ab 10 % geht man von einer epidemischen Situation aus). Die epidemiologischen Zahlen haben sich auch in den Spitälern widergespiegelt. Die wenigen RSV-bedingten Spitalsaufnahmen im Oktober steigerten sich zu über 450 Aufnahmen in nur einer Woche im Februar. Darunter auch 13 auf der Intensivstation. "Wir hatten im Prinzip einen zeitlichen Ablauf der RSV-Welle wie vor COVID-19, aber sehr, sehr viele Aufnahmen und Zuweisungen auf die Kinderintensivstation", berichtet Univ.-Prof. Dr. Bernhard Resch von der klinischen Abteilung für Neonatologie an der MedUni Graz.

Nach neuesten Daten kommt es in der EU pro Jahr zu rund 145.000 Hospitalisierungen aufgrund von RSV bei Personen über 65 Jahren. 2.300 davon in Österreich. Für ao. Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler, Stv. Leiter der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien sind RSV und Influenza für ältere Menschen mittlerweile gleich problematisch: "Viele sind jetzt den ganzen Winter krank. Zuerst haben sie Corona, das schwächt ihr Immunsystem. Dann erkranken sie – weil viele ungeimpft sind – an Influenza, und dann noch an RSV." Speziell für Personen mit einer Vorerkrankung der Lunge könne eine RSV-Infektion dann lebensgefährlich sein.

Der Infektiologe betont: "Alles, was zu impfen geht, sollte geimpft werden." Für RSV gibt es diese Möglichkeit bereits. Zwei Impfstoffe stehen seit Herbst 2023 für Personen ab 60 Jahren zur Verfügung, die in den Zulassungsstudien eine hohe Wirksamkeit gegen schwere RSV-Verläufe gezeigt haben. Einer der Impfstoffe ist auch für Schwangere zugelassen. Für Risikosäuglinge gibt es derzeit eine passive Immunisierung in Österreich, die einmal monatlich verabreicht werden muss. 

Auf EU-Ebene ist bereits ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper zugelassen, der nur einmal pro Saison gegeben werden muss. Dazu gibt es auf EU-Ebene und in den USA bereits sehr gute Daten zur Reduktion von RSV-Hospitalisierungen beim Einsatz in breit angelegten Immunisierungsprogrammen. Ob und wie diese Immunisierungsmöglichkeit dieses Jahr noch in Österreich zur Verfügung stehen wird, ist derzeit noch Gegenstand von Gesprächen. Zudem ist ein weiterer langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper ebenfalls noch in Entwicklung.