Diäten im Überblick: Richtig abnehmen

Abbildung einer Waage und eines Maßbands
Der Schlüssel zum Abnehmen liegt in ausreichender Bewegung und gesunder Ernährung.
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Rund 80 % der Österreicher haben sich schon einmal in ihrem Leben mit dem Gedanken befasst abzunehmen. Richtig abnehmen – Wie geht das tatsächlich? 

Medizinische Expertise

Andrea Hofbauer

Prof.in Andrea Hofbauer, MSc, MBA

Fachärztin für Diätologie, Präsidentin des Verbandes der Diaetologen Österreichs
Favoritenstraße 226, 1100 Wien
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Die Zahl einschlägiger Programme ist unüberschaubar, sie steigt von Tag zu Tag. Wie viele Lebensbereiche – etwa Kunst, Literatur oder Design – sind auch Diäten bestimmten Modetrends unterworfen. So war es in den 1970er Jahren absolut trendy auf Kohlenhydrate zu verzichten. In den 1980er Jahren schworen Abnehmwillige auf die Glyx-Diät, die mit dem glykämischen Index von Nahrungsmitteln experimentierte. Aus wissenschaftlicher Sicht steht heute fest: Abnehmen gelingt nur nachhaltig, wenn mehr Kalorien verbraucht als zugeführt werden – und es funktioniert nicht über Nacht.

Kohlsuppe, Papayas und Sauerkrautsaft: Wem diese Abnehmwundermittel nicht mehr ganz geheuer vorkommen, ist in guter Gesellschaft. Die Traumfigur erreicht man nämlich nur, wenn die Diät bereits im Kopf beginnt, weiß Ernährungswissenschafterin Annette Sabersky: "Angeheizt wird das Abnehmfieber vom subtilen wie alltäglichen Diätgeplänkel. Sei es die Werbung, die fast nur schlanke Models zeigt, oder die alljährlich wiederkehrenden Abnehmkuren nach Weihnachten. Es gibt unzählige Diäten und Abnehmprodukte, und doch wirkt kaum eine Methode langfristig."

So verliert nur etwa jeder 10. abnehmwillige Österreicher tatsächlich Gewicht – und bleibt auch nach einer Diät in Form. Andrea Hofbauer, Präsidentin der Diätologen Österreichs: "Die Ursachen dafür sind vielfältig: Sie reichen von zu hochgesteckten Zielen bis zu Inkonsequenz. Letztlich beginnt jede Diät im Kopf und bedarf einer Lebensstiländerung – und ein solcher Prozess ist nicht in 14 Tagen abgeschlossen." Ein weiteres Problem am schnellen Abnehmen: Diäten arbeiten durchwegs mit Ge- und Verboten, was den Erfolg minimiert, denn die Lust am Verbotenen zu wecken und die Unlust am Gebotenen zu spüren, ist eine zutiefst menschliche Neigung. Außerdem nimmt man nur ab, wenn die Kalorienbilanz negativ ist – ohne Bewegung wird es also kaum gehen.

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Video: Abnehmen – aber wie?

Viele Menschen wollen schlanker sein und nehmen dafür viel in Kauf: Diäten, Ratgeber, strikte Restriktionen, einen fixen Sportplan, spezielle Shakes oder extra Schlankheitsmittel. Doch oft kehren alte Gewohnheiten zurück und damit auch das Gewicht. Wie kann es gelingen, ein gesundes Wohlfühlgewicht zu erreichen und langfristig zu halten? Welche Rolle spielen Ernährungskonzepte à la Low-Carb, Intervallfasten und Co dabei? An wen kann man sich wenden, wenn man Unterstützung braucht? Und wie findet man seinen eigenen Weg? (f.eh live im Talk, 12.10.2022)

Die schwankende Energiebilanz ist auch Schuld am sogenannten Jojo-Effekt. Der instabile Zustand zwischen Ab- und Zunehmen schwächt das Immunsystem und kann sogar krank machen. Dass viele Diäten daher einfach "out" sind, warum sie krank machen oder einfach nicht funktionieren können, hat die Ernährungswissenschafterin Annette Sabersky untersucht. Sie hat gängige Diäten unter die Lupe genommen und kritisch hinterfragt.

All die mit Skepsis betrachteten Abnehmprogramme haben eines gemeinsam: Sie arbeiten mit Ge- und Verboten und verzichten auf eine bestimmte Komponente der Ernährung, wie etwa auf Kohlenhydrate oder Fett. Moderne Programme gehen daher in Richtung Abnehmen ohne zu hungern und hin zu einer bewussten Ernährung, bei der alle wesentlichen Inhaltsstoffe ausgewogen zugeführt werden. Die ursprüngliche Bedeutung des griechischen Wortes "Diät" ("diaita") bezeichnete nämlich eine gesunde "Lebensweise".

Wichtig ist es daher, den ersten Schritt einer "Diät" im griechischen Sinn in unserer Steuerungszentrale zu beginnen. Moderne Abnehmprogramme beziehen auch das Durchhaltevermögen mit ein, das mit Wissen und Kompetenz mental gestärkt werden kann. Um erfolgreich abzunehmen, ist es also nötig, einmal den eigenen Lebensstil kritisch ins Visier zu nehmen und umzudenken. Ein weiteres "Diät"-Merkmal, das gute Erfolgsaussichten verspricht: Abnehmen sollte kein Kraftakt werden, sondern mit realistischen Zielen verbunden sein: 1,5 bis 1 Kilo Gewichtsverlust pro Woche sind schon ein guter Erfolg.

Crash-Diät wirkt sich auf Muskeln aus

Schnelles Abnehmen macht auf Dauer dick. Beim Abspecken schmelzen nicht nur die ungeliebten Fettreserven, sondern auch das Eiweiß im Körper. Wer 10 Kilo abspeckt, nimmt neben 7 Kilo Fett auch 3 Kilo eiweißreiche Muskelmasse ab. Weniger Muskeln brauchen aber auch weniger Energie, und man muss sich beim Essen noch mehr einschränken, andernfalls wird das Zuviel wieder als Fett gespeichert.

Trennkost ist gegessen

Vor 100 Jahren hat der US-Arzt William Howard Hay verkündet, dass der Körper Eiweiß und Kohlenhydrate nicht gleichzeitig verdauen kann, beides gemeinsam in einer Mahlzeit führe zu Übersäuerung und Übergewicht. Das Trennprinzip funktioniert aber nicht wirklich und haltbare Studien dazu fehlen. Der menschliche Körper, so die Wissenschaft, ist sehr wohl in der Lage, Eiweiß und Kohlenhydrate gleichzeitig zu verdauen. Ob Trennen oder nicht, Fazit ist: Wer bewusst isst, nimmt auch mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukte zu sich und bleibt schlank, denn der Erfolg beim Abnehmen liegt an der Auswahl der richtigen Lebensmittel und nicht am Trennen.

Low Carb: Kohlenhydrate als No-Goes

In den USA wurde der Trend „weg von Kohlenhydraten“ kreiert. Nach dem Low-Fat-Trend ging es also den Kohlenhydraten an den Kragen. Müsli, Brot und Süßes seien schuld, dass wir dick werden. Der Haken an der Theorie: Wer einfach auf Kohlenhydrate verzichtet, kompensiert dies mit anderen Komponenten (Eiweiß, Fett). Der Low-Carb-Ansatz deckt sich mit der Idee der Atkins-Diät aus den 70er Jahren. Der Arzt Robert Atkins empfahl, den Energiebedarf mit Fett zu decken und auf Kohlenhydrate weitgehend zu verzichten. Die Kohlenhydratzufuhr wird erst langsam wieder bis zur "normalen" Menge gesteigert. Studien zeigten, dass zwar sowohl Low-Carb, also auch Low-Fat-Esser zunächst abnahmen, doch auf Dauer konnte das Gewicht nicht gehalten werden. Ein weiteres Manko: Bei Atkins steht wenig Obst und Gemüse am Speiseplan. Die Diät ist nicht nur zu einseitig, sondern auch vitaminarm.

FDH macht krank

Um in die neue Frühjahrsgarderobe oder in den Bikini zu wachsen, ist "FDH – Friss die Hälfte" eine beliebte Methode, die jeder zweite Abnehmwillige bereits probiert hat. Die Kehrseite dabei: Wenig zu essen, ist gut und schön – dabei nicht satt zu werden, ist weniger befriedigend. Auch die Nährstoffversorgung ist bei dieser Art von Enthaltsamkeit nicht gewährleistet. Der Körper bleibt also vitamin- und mineralstofftechnisch unterversorgt. Und das macht auf Dauer krank.

Häufig sind es normalgewichtige Menschen, die dennoch abnehmen möchten. Hofbauer: "2,3 Kilo zu viel sind für manche schon ein Problem. Aber wer sagt, was wirklich unser Idealgewicht ist? Der zeitgeistige Schönheitskult hat uns unsere Körperwahrnehmung vergessen lassen. Schon Kinder lernen das Kalorienzählen und Erwachsene kontrollieren fast täglich ihr Gewicht auf der Badezimmerwaage." Jedoch gibt es durchaus gesundheitliche Gründe, die eine Gewichtsabnahme notwendig machen, wie z.B. Diabetes.

Kulturfaktor Abnehmen

Diäten sind wie Design und Kultur bestimmten Modetrends unterworfen. In der Vergangenheit waren es Programme wie Low Carb, Low Fat, Atkins, California-Diät oder Blutgruppendiät, die angeblich ganz rasch die "Bikinifigur" herstellen. Mittlerweile sind die Diäten mit den vielversprechenden Namen aber ebenso "out" wie das lange hoch gelobte Dinner Cancelling. Studien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen kulinarischer Askese am Abend und Abnehmen nicht erwiesen ist. Daher gilt nach Einschätzung der DGE weiterhin, dass die über den ganzen Tag aufgenommene bzw. verbrauchte Energiemenge und daher auch die Gesamt-Energiebilanz ausschlaggebend für das Körpergewicht ist.

Dass fast die Hälfte der Österreicher übergewichtig sind, liegt in den unveränderten traditionellen Ernährungsgewohnheiten. Die Kalorienzufuhr ist vergleichbar mit jener vor 100 Jahren, allerdings bewegen wir uns heute weniger. Dafür sind wir bereit, uns mit einseitigen Diäten und Verboten zu kasteien, ohne zu bedenken, was "Diät" im ursprünglichen Wortsinn bedeutet, nämlich eine ganzheitliche und gesunde Lebensweise.

  • Vermeiden Sie Zucker und Nahrungsmittel mit hohem Fettanteil
  • Essen Sie viel Gemüse und Obst
  • Verzichten Sie möglichst auf Alkohol
  • Nehmen Sie wenig Salz zu sich
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf
  • Eine erfolgreiche Diät bedingt auch immer eine Lebensstiländerung
  • 1 Kilo Gewichtsverlust pro Woche sind ein guter Erfolg

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Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. März 2023

Erstellt am:

19. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

19. Dezember 2016

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