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Wie leistungsfähig bin ich?

Mann beim Belastungs-EKG
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Ein Belastungs-EKG ist eine Untersuchungmethode um die Fitness zu testen. (Klaus Eppele / Fotolia.com)

Gerade Hobby- und Leistungsportler wollen wissen, wo ihre Leistungsgrenzen liegen, aber auch Personen mit einer Grunderkrankung sollten eine sportmedizinische Leistungsdiagnostik machen. 

 

Sie bestimmt den aktuellen Gesundheitszustand unter Berücksichtigung der individuellen Belastbarkeit und die aktuelle Leistungsfähigkeit. Neben einem ärztlichen Beratungsgespräch werden auch Bluttests und ein Ruhe- sowie ein Belastungs-EKG zur Diagnosestellung herangezogen. Laktatwerte geben einen genauen Aufschluss über körperliche Stoffwechselprozesse und liefern so die Grundlage für eine maßgeschneiderte Trainingsempfehlung. 

Wer sollte sich sportmedizinisch untersuchen lassen?

Eine sportmedizinische Leistungsdiagnostik empfiehlt sich sowohl Anfängern, die Gesundheitsrisiken ausschließen und sich sportlich weder unter- noch überfordern, sowie Leistungssportlern, die ihre Leistungsfähigkeit gezielt verbessern wollen. 

  • Sportanfänger: Speziell Sportanfängertrainieren zu Beginn entweder zu überambitioniert oder unter ihrem eigentlichen Leistungsniveau. Beides geht zulasten von Gesundheit und Motivation. Eine Leistungsdiagnostik gibt Auskunft über den Leistungszustand und deckt mögliche Gesundheitsprobleme auf. 
  • Ambitionierte Hobby- und Leistungssportler: Mit Hilfe einer Leistungsdiagnostik ist eine individuell passende Trainingssteuerung möglich. Persönliche Zielvorgaben wie eine Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit, eine Gewichtsabnahme oder die Teilnahme an einem Event werden auf Basis der Testergebnisse in der Trainingsplanerstellung berücksichtigt. 
  • Personen mit medizinischen Grunderkrankungen: Eine Leistungsdiagnostik gibt genaue Aufschlüsse über die individuell passende Trainingsintensität. Menschen mit Herz- Kreislaufproblemen beugen so einer gesundheitlich abträglichen Überforderung vor. Auch Diabetikerprofitieren von der sportmedizinischen Untersuchung. Neben den Laktatwerten werden nämlich auch die Blutzuckerwerteermittelt. Exakt darauf abgestimmte Trainingsempfehlungen helfen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) entgegenzuwirken. 

Wie läuft eine sportmedizinische Untersuchung ab?

Üblicherweise bedient sich eine sportmedizinische Leistungsdiagnostik mehrerer Diagnoseinstrumente, die ein exaktes Bild über die medizinische Vorgeschichte des Patienten sowie über den körperlichen Ist-Zustands zulassen. 

  • Ärztliches Beratungsgespräch: Im Anamnesegespräch werden bekannte, gesundheitliche Probleme erfragt. Das Gespräch dient auch der Abklärung von Lebensgewohnheiten und der Zielfestlegung. 
  • Laboruntersuchung: Die bei der Blutuntersuchungerhobenen Werte geben Aufschluss über Ihren derzeitigen körperlichen Zustand, es werden mögliche Mangelerkrankungen aufgedeckt. 
  • Erhebung der Körperdaten: Wichtig sind Größe, Gewicht und Körperfettanteil. 
  • Ruhe-EKG: Ein entspannt im Liegen durchgeführtes Ruhe-EGKdient der Erhebung von Herzfrequenz und Herzrhythmus. Zusätzlich dazu werden die Herzgeräusche abgehört, um Herzfehlbildungen wie zum Beispiel Herzklappenfehler oder Fehler der Herzscheidewand auszuschließen. Des Weiteren dient eine Ruhe-Blutdruckmessung der Evaluierung des individuellen Risikoprofils. 
  • Belastungs-Test: Beim Belastungs-EKG werden neben dem Blutdruck auch der Blutzucker (Blutglucosewert) und die Laktatwerte ermittelt. 
  • Auswertegespräch der Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung: Die im Zuge der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik ermittelten Ergebnisse dienen als Grundlage für die weitere Trainingsempfehlung. 

Welche Testverfahren gibt es?

Zur Beurteilung der Ausdauerleistungsfähigkeit steht eine Vielzahl an Testverfahren zur Verfügung. Am genauesten sind der Laktatstufentest und die Spiroergometrie: 

         

Laktatstufentest 

Der Laktatstufentest wird wahlweise am Laufband oder am Radergometer durchgeführt. Er ist einer der wichtigsten Messinstrumente zur Bestimmung der Ausdauerleistungsfähigkeit. Die Belastungsintensitäten werden in zeitlicher Abstufung erhöht. Am Ende jeder Stufe ermittelt der Sportmediziner die Herzfrequenz und die Laktatkonzentration. Zur Erhebung des Laktatwerts entnimmt er einen Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen. Dieser Prozess wird solange fortgeführt, bis die maximale Belastbarkeit erreicht ist. 

 

Im Anschluss werden die Blutproben mit den Herzfrequenzwerten, der Belastungsintensität und Dauer abgeglichen. Es entsteht eine sogenannte Laktatleistungskurve. Anhand dieser Kurve lassen sich die Belastungsintensitäten an der aeroben und anaeroben Schwelle ablesen. Die individuelle-anaerobe Schwelle (IANS) stellt einen wichtigen Parameter zur Trainingssteuerung dar. 

 

Spiroergometrie

Die Spiroergometrie ist eine Erweiterung bzw. Alternative zum Laktatstufentest. Neben Herzfrequenz, Blutdruckund Laktat wird über eine kleine Maske die Atemluft analysiert. Bei steigender Belastung lassen sich so bestmögliche Erkenntnisse über die Lungenfunktion und den gesamten Stoffwechsel ziehen. Eine der wichtigsten Faktoren bei der Spiroergometrie ist die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max). Darunter versteht man die größte Menge Sauerstoff die vom Organismus aufgenommen und verwertet werden kann. Je mehr Sauerstoff der Körper aufnehmen und verwerten kann, umso besser ist die Ausdauerleistungsfähigkeit. 

Wie bereiten Sie sich auf eine Leistungsdiagnostik vor?

  • Achten Sie darauf, dass Sie zum Zeitpunkt der Untersuchung gesund und frei von Infektionen sind. 
  • Verzichten Sie zumindest am Tag vor und am Tag der Leistungsdiagnostik selbst auf eine übermäßige körperliche Belastung. 
  • Leistungssportler sollten 1-2 Wochen vor dem Testverfahren an keinen sportlichen Wettkämpfen mehr teilnehmen. 
  • Um Blutzuckerschwankungen zu meiden, sollten Sie nicht vollkommen nüchtern in der Praxis eintreffen. Idealerweise liegt die letzte Mahlzeit etwa 2 Stunden zurück und besteht aus einem leichten, kohlenhydratreichen Snack. 
  • Nehmen Sie vor und nach dem Test ausreichend Flüssigkeit zu sich und trinken Sie im Vorfeld keinen Kaffee. 

Welchen Nutzen haben die Testergebnisse?

  • Erkennen von Gesundheitsrisiken: Eine sportmedizinische Leistungsdiagnostik gleicht einem Gesundheitscheck. Sie unterstützt dabei, bekannte Risiken auszuschalten und hilft, unentdeckte Leiden aufzudecken, um therapeutisch darauf einzuwirken. 
  • Gesundheitsfördernde Trainingsgestaltung: Anhand der erhobenen Messdaten werden Ihre individuellen Herzfrequenzzonen ermittelt. Auf Basis Ihrer eigens definierten Ziele kann ein maßgeschneiderter Trainingsplan erstellt werden. Dadurch ist nicht nur eine gesundheitsfördernde Trainingsgestaltung sondern auch ein absehbarer Leistungszuwachs möglich. 
  • Verbesserte Körperwahrnehmung: Wer im richtigen Intensitätsbereich trainiert verhindert mögliche unangenehme Empfindungen während der Belastung wie Schwindel, Atemnot, Krämpfe und Schmerzen. 

Sollten diese Symptome dennoch auftreten, können sie mit mehr Gelassenheit hingenommen und als Ausdruck der Anstrengung gesehen werden. 

Warum ist eine sportmedizinische Folgediagnostik empfehlenswert?

Innerhalb von 4 Monaten nach der Erstuntersuchung ist ein Recheck ratsam. Die Folgeuntersuchung zeigt genaue Veränderungen in der Belastbarkeit sowie in den medizinischen Befunden. Einerseits wirken die neuen Ergebnisse motivationsfördernd, andererseits kann der Trainingsplan so adaptiert und neu angepasst werden. 

Verschiedene Begriffe – einfach erklärt

Was ist das Laktat? 

Rein chemisch betrachtet handelt es sich beim Laktat um das Salz der Milchsäure. Der Laktatwert gibt einen Hinweis darauf, aus welcher Energiequelle (Fette, Kohlenhydrate) der Körper seine momentane Energie bezieht. Ist er nicht mehr in der Lage, seine Energie unter Nutzung von Sauerstoff abzudecken, kommt es zu einer vermehrten Laktatbildung. Eine übermäßige Laktatanhäufung blockiert die Leistung und zwingt so zum Belastungsabbruch. 

 

Je niedriger das Laktat im Blut, desto geringer ist die körperliche Beanspruchung bei einer Ausdauerbelastung. 

 

Was bedeutet aerob? 

Beim aeroben Stoffwechsel werden Fettsäuren oder Zucker mit Hilfe von Sauerstoff verbrannt. Auf diese Weise gewinnt der Körper Energie.  

 

Was bedeutet anaerob? 

Beim anaeroben Stoffwechsel steht der Muskelzelle nicht genug Sauerstoff zur Verfügung. Ohne Sauerstoff können weder Fette, noch Kohlenhydrate vollständig abgebaut werden. Dadurch wird die Energiegewinnung im Muskel ineffizient. Der Körper produziert Laktat, wodurch die Leistungsfähigkeit einbricht. 

 

Was ist die Laktatschwelle? 

Die Grenze zwischen dem aeroben und anaeroben Stoffwechsel bezeichnet man als aerob-anaerobe Schwelle oder individuelle anaerobe Laktatschwelle. In diesem Belastungsbereich befinden sich Laktatproduktion und Laktatabbau gerade noch im Gleichgewicht. Die meisten Trainingspläne zielen darauf ab, die aerobe Kapazität zu steigern – je länger Sie im aeroben Stoffwechsel aktiv sein können, desto besser. In diesem Fall spricht man von einer guten Grundlagenausdauer. 

 

Die Laktatschwelle ist kein fixer Punkt, sondern ein Bereich. Das über viele Jahre genutzte Konzept der "starren Schwellen" ist überholt und es werden nun individuelle Schwellen bestimmt und im Training genutzt. 

AUTOR


Mag. Sylvia Neubauer
REDAKTIONELLE BEARBEITUNG


Mag. Silvia Feffer-Holik


ERSTELLUNGS-/
ÄNDERUNGSDATUM


06.11.2015 / 13.05.2019
MEDIZINISCHER EXPERTE
Dr. Robert Fritz
Sportmediziner