Wir leben zusehends in einer Welt der Extremen. Während die Zahl an übergewichtigen Menschen seit Jahren konstant anwächst, gibt es andererseits auch immer mehr Menschen, die einen gesunden Lebensstil zum absoluten Ideal erklären. Irgendwo in dieser Gesellschaft der Widersprüche platziert sich die Muskelsucht.
In der Fachsprache auch als Muskeldysmorphie bekannt, bezeichnet sie ein gestört überzeichnetes Verlangen nach einer möglichst stark ausgeprägten Muskulatur. In der Psychologie wird die Muskelsucht als eine Störung des Selbstbildes gekennzeichnet. Betroffene halten sich trotz regelmäßigen Trainings und stark muskulären Proportionen für zu schmächtig.
Da der Begriff erst in den 1990er Jahren von Harvard-Professor Harrison Pope etabliert wurde, sind die genauen Ursachen noch relativ unerforscht. Dennoch gibt es einige Auffälligkeiten, die auf viele Betroffene zutreffen:
Trotz ihres Namens wird die Muskelsucht in der Medizin nicht als Suchterkrankung definiert und ist in dieser Hinsicht durchaus mit der Magersucht zu vergleichen. Beide Krankheitsbilder erleben heutzutage einen gewissen Aufschwung, der insbesondere bei jungen Menschen mit den Selbstdarstellungsmechanismen der sozialen Medien in Verbindung gebracht wird.