Die dünnen Häute aus Bindegewebe umschließen unsere Muskeln wie Hüllen und unterstützen deren Aktivitäten sowie die Bewegungen unserer Gelenke. Sie befinden sich außerdem unter der Haut, zwischen den Sehnen und an anderen Stellen als Gleitschicht. Bei vielen Verletzungen und Verspannungen innerhalb des Bewegungsapparates sind nicht Muskeln oder Gelenke selbst schuld an den Schmerzen. Häufig werden sie von verklebten und in ihrer Elastizität eingeschränkten Faszien hervorgerufen. Ziel der Therapie ist es daher, schmerzauslösende Problemstellen durch gezielten Druck und durch federnde Dehnungsübungen zu lösen und die Elastizität des Bindegewebes zu stärken.
Als therapeutische Maßnahme
Faszien-Training wird bei Beschwerden im Bewegungsapparat eingesetzt. Das sind vor allem Bewegungseinschränkungen, die nach einer Verletzungen, beispielsweise am Meniskus oder Kreuzband entstehen. Aber auch Rückenbeschwerden, Sehnenscheidenentzündungen und andere Beschwerden können therapiert werden. Dabei geht der Arzt nicht von einer bestimmten Diagnose aus, sondern von den Beschwerden, die in Folge einer Verletzung auftreten und bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausfallen können. Regelmäßiges Faszien-Training soll helfen, diese Beschwerden, die durch verklebte Bindegewebsbahnen ausgelöst werden, zu reduzieren und die Faszien insgesamt zu stärken.
Als präventive oder Therapie begleitende Maßnahme
Grundsätzlich kann die Therapie aber von jedem auch als vorbeugende oder begleitende Maßnahme angewandt werden, indem die Elastizität des Bindegewebes gefördert wird. Auf diese Weise lässt sich unter anderem die Verletzungsanfälligkeit reduzieren oder die Körperhaltung verbessern.
Die 4 Grundfunktionen der Bindegewebsschichten
Körperformung: Sie formen den Körper, indem sie die Organe und Muskeln umhüllen, sie polstern und gegen äußere Einflüsse schützen
Kraftübertragung: Sie übertragen und speichern Kraft, indem sie die Muskeln mit den Knochen verbinden und indem sie sich dehnen und Spannung halten können
Stoffwechselfunktion: Sie sind am Stoffwechselbeteiligt, indem sie Flüssigkeit speichern und transportieren
Informationstransfer: Über ihre Rezeptoren und Sensoren geben sie Reize und Informationen innerhalb des Körpers weiter
Wird eine Faszie etwa durch einen Unfall oder durch eine Entzündung verletzt, vermindert sich ihre Leistungsfähigkeit auf all diesen Gebieten. Die Faszie verliert an Elastizität und bildet Granulationsgewebe, das zu Steifheit und Verklebung führt. Diese führen lokal zu Beschwerden und Bewegungseinschränkungen, sie können aber auch auf andere Körperbereiche wie etwa den Rücken ausstrahlen.
Diese Veränderung des Bindegewebes soll durch Faszien-Training behoben werden. Dabei wird das regenerationsfähige Gewebe durch Druck von außen stimuliert und somit in seiner Elastizität gesteigert. Gleichzeitig wird die Durchblutung angeregt und Stoffwechselendprodukte abtransportiert.
TRIGGERBÄNDER | Schmerzbahnen, die sich durch ziehende oder brennende Beschwerden bemerkbar machen und nicht nur lokal, sondern ausstrahlend auftreten |
HERNIEN | Lücken innerhalb des Bindegewebes, in denen sich Gewebe einklemmen kann |
CONTINUUMSDISTORSIONEN | Verknöcherungen im Sehnen und Ansatzbereich der Bänder |
ZYLINDER | Verklebungen der Faszien |
FALTUNGEN | Die durch Stauchung oder Überdehnung der Faszien ausgelöst werden |
TEKTONISCHE FIXATIONE | In der Bewegung deutlich eingeschränktes Gewebe |
Durch Dehnung, Bewegung und Massage der Bindegewebsstränge werden die Faszien trainiert. Zu Anfang können die Übungen unangenehm sein, ähnlich einer intensiven Muskelmassage. Dieses Gefühl lässt mit fortschreitendem Training aber nach:
Dehnung: Durch Dehnübungen werden die mechanischen Eigenschaften der Faszien verbessert. Sie bleiben elastisch und schützen Muskeln und Gelenke vor weiteren Verletzungen. Zudem bewirken sie eine Entspannung der zuvor verkürzten Bindegewebsfasern und lindert somit gleichzeitig Schmerzen.
Bewegung: Durch federnde Bewegungen wird die elastische Speicherfähigkeit der Faszien trainiert. Das Bindegewebe und die Muskeln werden aktiviert und gestärkt.
Massage: Häufig wird eine harte Schaumstoffrolle oder ein –ball zur Selbstmassage der Faszien verwendet. Dabei liegt die sogenannte Blackrolle am Boden, während die betroffene Körperpartie, etwa der Unterschenken, langsam und gleichmäßig über den Schaumstoff rollt. Besonders narbenartige Verklebungen zwischen den Faszien können durch diese Massage gelöst werden, indem die Durchblutung und der Stoffwechsel an der betroffenen Stelle gefördert und das Bindegewebe zur Zellerneuerung angeregt werden. Eine andere kostspieligere Möglichkeit ist eine professionelle Bindegewebsmassage beim Physiotherapeuten oder einem Arzt.
Wer zuhause vorbeugend trainieren möchte, sollte die Übungen mindestens einmal pro Woche wiederholen, um einen positiven Effekt zu erzielen. Da sich das Bindegewebe nur sehr langsam regeneriert, sollte das Training kontinuierlich durchgeführt werden.
Auch bei der Behandlung bestehender Schmerzen direkt bei einem Therapeuten ist – abhängig von den Beschwerden – einmal wöchentliches Training ratsam.
Die Faszien-Therapie eignet sich für alle Alters- und Trainingsstufen. Besondere Kleidung oder Geräte sind nicht erforderlich, außer man möchte zur Selbstmassage eine harte Schaumstoffrolle, die sogenannte Blackroll, verwenden. Um einen Therapieerfolg zu erzielen, sich regelmäßige Wiederholungen notwendig. Wenn die Belastung, Dehnung oder Massage einer Faszie zu sehr schmerzt, reduzieren Sie den Druck und steigern ihn nur langsam.
Faszien verhalten sich wie Muskeln oder Knochen. Werden sie nicht beansprucht, beginnen sie zu verkümmern bzw. sich abzubauen. Der Funktionsverlust kann sich durch Steifigkeit und mitunter Bewegungseinschränkungen bemerkbar machen. Mit einem kontinuierlichen Training Ihrer Faszien behalten Sie die Elastizität des Bindegewebes bei.
Zuhause mit speziellen Übungen oder beim Physiotherapeut, zum Teil haben sich auch Orthopäden oder Osteopathen auf die Behandlung spezialisiert.
Sollten akute Verletzungen oder Entzündungen vorliegen, besprechen Sie die Möglichkeit einer Faszien- Therapie zuerst mit Ihrem Arzt.
Die Übungen können Sie regelmäßig kostenfrei Zuhause absolvieren. Wer sich aber lieber von einem Spezialisten behandeln lassen möchte, muss mit privat zu zahlenden Leistungen eines Physiotherapeuten oder Osteopathen rechnen. In einigen Fällen oder bei Zusatzversicherungen gewährt die Krankenkasse jedoch einen Zuschuss.