Nicht jeder Stress macht krank. Positiver Stress (Eustress) sorgt für die nötige Spannkraft und Leistungsfähigkeit. Bei übermäßiger Beanspruchung befindet sich der Körper in Daueralarmbereitschaft und läuft innerlich auf Hochtouren. Dies bezeichnet man als Distress. Stress hat den Sinn, den Körper auf eine Situation vorzubereiten, in der ihm besondere Leistungen abverlangt werden.
Das genetische Notprogramm Stress, das uns die Evolution mit auf den Weg gegeben hat, um in lebensgefährlichen Situationen entweder mit Kampf oder Flucht rasch zu reagieren, wird zunehmend zum Bumerang. Wenn eine Stresssituation die nächste jagt, wird es für den Körper gefährlich. Dauerstress hat den Nachteil, dass die Hormone und Botenstoffe ungenützt im Körper kreisen und somit gesundheitlichen Schaden anrichten.
Stressoren sind heute nicht wilde Tiere wie vor 100.000 Jahren, sondern chronischer Leistungsdruck und fehlende Ruhe: 20 % der Erwerbstätigen erleben Burnout-ähnliche Phasen, 1/3 aller Arbeitnehmer ist von ungesundem Stress betroffen und die Hälfte aller Krankenstände haben stressbedingte psychische Ursachen.
Das Heimtückische daran: Die Stressspirale entwickelt sich im Alltag oft schleichend. Wer sich beispielsweise nur mehr über seine Arbeit definiert, stellt meist überhöhte Anforderungen an sich selbst und ist ein potenzieller Burnout-Kandidat. Er riskiert beim Arbeitsverlust einen Verlust der Identität, wenn sich alles Wichtige im Leben nur mehr arbeitsbezogen abspielt.
Dabei unterscheidet man unterschiedliche "Stresstypen":
Der verstärkte Griff zu "Stresspuffern", wie Alkohol oder Zigaretten ist ein Alarmzeichen dafür, dass das Lebenstempo möglicherweise im oberen Drehzahlbereich liegt. Lustverlust und andere sexuelle Störungen sind Symptome, die zur Selbstdiagnose dienen Dem Partner sollten daher keine Vorwürfe deswegen gemacht werden, denn Stress ist ernst zu nehmen.
Typische Stresssymptome sind unter anderem:
Um der Stressspirale zu entgehen, ist effektives Stressmanagement auf mehreren Ebenen sinnvoll:
Auf der körperlichen Ebene sollte die biologische Stresstoleranz - etwa durch Sport – gehoben werden. Täglich eine 1/2 Stunde Laufen, ein Abendspaziergang oder Entspannungsgymnastik machen den Kopf frei und tragen dazu bei, dass Probleme relativiert werden. Je stressiger Ihr Tag, umso wichtiger ist ein positives Morgenritual.
Starten Sie mit positivem Denken und betreiben Sie tägliches Time-Management. Ein gut geplanter Tag nach Prioritäten und mit kurzen Pausen ist zur Entlastung absolut wichtig. Bauen Sie Entspannungsübungen oder eine "Auszeit" ein, und betreiben Sie richtiges Energiemanagement. Üben Sie regelmäßig das "Herunterfahren" Ihres Systems, nicht erst wenn "der Hut brennt".
Bewertungen und Lebenshaltungen neu zu überdenken, ist ein guter Ansatz. Setzen Sie Prioritäten nach dem Motto: "Eines nach dem anderen, ich lasse mich nicht hetzen". Auch Autogenes Training in akuten Stresssituationen ist hilfreich. Programmieren Sie sich auf Sätze wie "ich bleibe ruhig und gelassen, meine Atmung ist gelassen, ich bin ganz ruhig". Biofeedback und Akupunktur begleiten Gestresste auf dem Weg in ein stressfreieres Leben.
Der erhöhte Cortisol-Spiegel bei Dauerstress bremst die Zytokin-Synthese. Zytokine aktivieren im Normalfall die B-Lymphozyten, die zur Reifung von Helfer- und Killerzellen beitragen. Wird diese Kaskade gebremst, verliert der Körper zusehends an Immunkraft. Dadurch werden die Atemwege anfälliger für Infektionskrankheiten wie etwa Schnupfen oder Husten. Auch Stressherpes ist eine Reaktion auf die Belastung des Immunsytems.
Das Hormon Noradrenalin verengt die Blutgefäße der Verdauungsorgane, durch die schlechte Durchblutung können sich Erreger ungehindert vermehren. Darüber hinaus reagiert der Magen im Stress empfindlich auf Säure.
Typisch sind Verspannungen im Bereich der Nackenmuskulatur durch ständige psychische Belastung, diese hemmen den Blutfluss zum Gehirn. Spannungskopfschmerz und Migräne können die Folgen sein. Muskelschmerzen und –verspannungen entstehen infolge eines ständig erhöhten Adrenalin- und Cortisolspiegels.
Ein erhöhter Cortisolspiegel kann die Funktion des Hippocampus und somit des Gedächtnisses beeinflussen. Die Folge sind Konzentrationsstörung oder ein schlechtes Gedächtnis.
Chronisch erhöhter Blutdruck führt dazu, dass die Gefäßwände geschädigt werden. Die frei werdenden Schadstoffe führen zu Entzündungen. Blutklümpchen und Fett lagert sich ein und können zu Arteriosklerose und Infarkten führen.
Cortisol hemmt die Testosteron-Ausschüttung, die Libido sinkt, bei Frauen ist der Menstruations-Zyklus gestört.
Trotz all dieser Maßnahmen ist Stress jedoch nicht von einem Tag zum anderen zu bewältigen. Geduld und Gelassenheit kann man jedoch auch trainieren und erlernen.