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Wie Single-Dasein auf Gesundheit wirkt: 8 Fakten

Frau ist auf Dating-App
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Singles machen sich weniger Sorgen um Geld oder lästige Alltagspflichten. (Studio Romantic / Shutterstock.com)

Jede Beziehung ist anders, ebenso wie jedes Single-Leben. Pauschale Aussagen bezüglich der Wirkung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden können daher nicht getroffen werden. Wissenschafter behaupten dennoch, dass es direkte Zusammenhänge zwischen dem (Nicht-) Beziehungsleben und etwa dem Körpergewicht, der Herzgesundheit und Operations-Folgerisiken gibt.

In unserer Gesellschaft, auch medial durch Hollywood und Co. vermittelt, geht man häufig immer noch von einer Beziehung als dem idealem Lebensmodell für alle aus. Frisch verliebt sein noch nach 40 Jahren, das ist lernbar, sind sich viele Therapeuten und Ärzte sicher. Doch was ist mit der größer werdenden Anzahl an Menschen, die gewollt oder ungewollt, längerfristig oder vorübergehend, als Single leben? Sind sie automatisch unglücklich und fühlen sich alleine, und wirkt sich dies negativ auf die Gesundheit aus? Mehrere Studien zu dem Thema kommen zu einem überraschend gemischten Ergebnis.

Fakt 1: Singles haben seltener Übergewicht

Dass es nicht nur Vorteile hat, glücklich verheiratet zu sein, zeigt eine US-amerikanische Studie. Nach nur vier Jahren Ehe war bereits eine deutliche Gewichtszunahme zu verzeichnen. Dies könnte daran liegen, dass man nicht mehr unter dem Druck steht, potentielle Partner zu finden. Ob man aber verheiratet oder in einer Langzeit-Beziehung ist, spielt gerade bei Männern dabei kaum eine Rolle.

Fakt 2: Singles bewegen sich mehr

Ein Grund für das niedrigere Körpergewicht bei Singles könnte darin bestehen, dass sie im Durchschnitt mehr Bewegung betreiben. In Großbritannien etwa bewegt sich nur ein Viertel der Singles zu selten, während zirka zwei Drittel der verheirateten Männer und Frauen nicht einmal das für die Gesundheit empfohlene Minimum von 150 Minuten Bewegung pro Woche erreichen. Überraschenderweise spielt es dabei keine Rolle, ob man Kinder hat und deshalb durch eine Mehrfachbelastung eventuell Zeit für Bewegung fehlt. Möglicherweise ist es einfacher, als sich als Single nach der Arbeit noch zu motivieren, Sport zu machen, während man in einer Beziehung lieber nach Hause zu seinem Partner eilt. Dabei ist längst bekannt, dass Sport nicht für die körperliche Fitness, sondern auch für die psychische Gesundheit unabdingbar ist, etwa schützt Sport vor Depressionen.

Fakt 3: Singles haben einen größeren und engeren Freundeskreis

Ein Faktor, der sich indirekt auch auf die Gesundheit auswirkt, ist der Freundeskreis von Singles im Vergleich zu längerfristig Vergebenen. Um das vermeintliche "Fehlen" eines Lebenspartners zu kompensieren, haben Singles oft eine intensivere Beziehung zu ihrem Umfeld. Dies schließt nicht nur den eigenen Freundeskreis, sondern auch die Nachbarschaft und die Ursprungsfamilie mit ein. Dadurch wird das eigene Netzwerk, auf das man zurückgreifen kann, enger – und das kann gerade in Krisensituationen gesundheitsfördernd wirken.

Fakt 4: Der Stresspegel ist niedriger

Obwohl ungewolltes Single-Dasein durchaus Stress verursachen kann, ist der Stresspegel insgesamt bei Singles niedriger. So machen sie sich etwa weniger Sorgen um Geld oder lästige Alltagspflichten, wie etwa dem Haushalt. Dass Stress um Schulden oder dem Aufrechterhalten des perfekten Haushalts nicht gesundheitsförderlich sein kann, ist schon lange bekannt. Zudem kann eine Beziehung, die nicht (mehr) funktioniert, selbst Stress erzeugen, besonders, wenn man zusammen bleibt, obwohl man sich permanent streitet. Aber egal, was der Auslöser von Stress ist: Wenn man lernt, richtig damit umzugehen, z.B. durch Atemübungen, können negative Auswirkungen vermindert werden.

Fakt 5: Single-Dasein ist immer noch mit einem Stigma verbunden

Auch wenn Singles nicht auf aktiver Partnersuche sind, werden sie dennoch häufig mit dem Stigma ihrer Umwelt konfrontiert. Andere gehen teils fälschlicherweise davon aus, dass sie unglücklich oder einsam sind. Das kann das Selbstbild negativ prägen und Stressgefühle verursachen, da man meint, dem gesellschaftlich akzeptiertem "Normalbild" nicht zu entsprechen. Da die Zahl der Singles und Single-Haushalte jedoch kontinuierlich anwächst, könnte sich dieses Negativ-Klischee schnell verabschieden. Und bis dies gesellschaftlich passiert ist, darf man als Single auch durchaus kommunizieren, dass man nicht bemitleidet werden möchte: Wertschätzend und vorsichtig, aber dennoch klar.

Fakt 6: Operationen könnten gefährlicher sein

Möglicherweise haben Singles jedoch ein erhöhtes Risiko nach Operationen – eine Studie geht sogar von einem dreifach erhöhten Sterberisiko von Singles nach einer Herz-OP aus. Menschen in Langzeit-Beziehungen schienen im Vorfeld der OP auch optimistischer zu sein, was sich indirekt auf ihre Heilungschancen auswirken könnte. Studien zu diesem Thema sind jedoch nicht eindeutig.

Fakt 7: Singles rauchen häufiger

Warum Singles häufiger zur Zigarette greifen, ist nicht eindeutig erwiesen, doch Statistiken belegen einen Zusammenhang. Wer sich jedoch dazu entscheidet, mit dem Rauchen aufzuhören, setzt einen entscheidenden Schritt für seine Gesundheit, egal ob Single oder Beziehungsmensch.

Fakt 8: Erhöhtes Risiko für Herzgesundheit

Singles, aber auch geschiedene und verwitwete Menschen, haben im Vergleich zu Verheirateten ein um 5 % erhöhtes Risiko, Herzerkrankungen zu entwickeln. In der Studie, die dies belegte, wurde nicht zwischen "glücklichen" und "unglücklichen" Ehen unterschieden. Da Rauchen Herzerkrankungen begünstigt und Singles häufiger rauchen, könnte hier ein Zusammenhang bestehen, der jedoch nicht näher untersucht wurde. Andere Studien ergaben dahingegen gar keine relevante Korrelation zwischen Herzgesundheit und Partnerschaftsstatus.

 

Klar ist also, dass Singles und Beziehungsmenschen voneinander lernen können. Von viel Bewegung und einem starken Freundeskreis, aber auch von Rauchverzicht und einer optimistischen Einstellung bei Operationen, kann jeder profitieren. Und wer glücklich Single ist, sollte dies genießen – und sich nicht von seiner Umwelt unter Druck setzen lassen.

AUTOR


Magdalena Eitenberger, MA
REDAKTIONELLE BEARBEITUNG


Elisabeth Mondl


ERSTELLUNGSDATUM


06.09.2018
QUELLEN
DePaulo (2007): Singled Out: How Singles Are Stereotyped, Stigmatized, and Ignored, and Still Live Happily Ever After
Zhang / Hayward (2006): Gender, the Marital Life Course, and Cardiovascular Disease in Late Midlife
Idler / Boulifard / Contrada (2012): Mending Broken Hearts. Marriage and Survival Following Cardiac Surgery, Journal of Health and Social Behavior, Vol. 53 no. 1 33-49
Pricharda / Tiggemann (2014): Wedding-related weight change: The ups and downs of love, Body Image, Volume 11, Issue 2, March 2014, Pages 179–182