Migräne ist eine sehr häufige Erkrankung und betrifft jeden zehnten Menschen. Bei Frauen zwischen etwa 20 und 40 Jahren steigt der Anteil auf bis zu 20 bis 25 Prozent. Bei Männern sind etwa sechs bis acht Prozent betroffen. Typische Beschwerden sind anfallsartiger Kopfschmerz, der pulsierend oder pochend sein kann. Begleitend können Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen sowie Überempfindlichkeit gegenüber Lärm und Gerüchen auftreten. Migräne ist ein Leiden, das nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Leistungsfähigkeit, etwa im Berufsleben, erheblich reduzieren kann. Migräne tritt in unregelmäßigen Intervallen immer wieder auf. Ab einer bestimmten Häufigkeit – etwa drei bis vier Anfällen pro Monat – ist es unzureichend, lediglich eine medikamentöse Therapie der akuten Symptomatik durchzuführen. Vielmehr ist die Einleitung einer vorbeugenden Behandlung erforderlich.
Seit Jahren ist auch Mutterkraut für die Migränebehandlung zugelassen und bereichert damit das therapeutische Spektrum. Die Wirksamkeit wurde in randomisierten kontrollierten Studien nachgewiesen. Bei regelmäßiger Einnahme konnten die Anzahl und die Schwere der Migräneanfälle signifikant gemildert werden. Außerdem kam es zu einer Verbesserung der Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind keine Risiken der Einnahme bekannt. Vorsicht ist lediglich bei Allergien gegenüber Korbblütlern geboten. Auch Schwangeren und Stillenden wird von der Einnahme abgeraten. Die Einnahme von Mutterkraut erfolgt in Form einer Kapsel täglich, egal ob gerade Migräne vorhanden ist oder nicht. Die Wirksamkeit kann nach etwa sechs Wochen beurteilt werden. Wichtig ist eine kontinuierliche Einnahme, damit sich die Wirksamkeit zeigt. Es geht um den Langzeiteffekt und nicht um Hilfe im Akutfall. Wenn sich zeigt, dass Häufigkeit und Intensität der Attacken zurückgehen, wird die Behandlung für etwa ein halbes Jahr fortgesetzt.
Die Wirkung von Mutterkraut wurde in zahlreichen Studien untersucht. Es hemmt eine überschießende Serotoninfreisetzung, normalisiert die Vasomotorik (Eng- bzw. Weitstellung der Blutgefäße) und reduziert die Freisetzung von Entzündungsmediatoren. So lassen sich auch die Wirksamkeit bei der Migräneprophylaxe erklären. Für diese Wirkungen sind die Sesquiterpenlactone (Parthenolid), die Flavonoide und vermutlich auch die Ätherischöl- Substanzen verantwortlich. Parthenolid hat für die Wirkung eine besondere Bedeutung, jedoch ergibt sich die Wirksamkeit aus der Gesamtheit der Stoffe. Aktuelle Studien zeigen, dass Parthenolid u.a. auch Potential als Krebsmittel besitzt.
Während sich alte ganzheitliche Gesundheitslehren wie Ayurveda oder Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) großer Beliebtheit erfreuen, wird häufig vergessen, dass es auch eine Traditionelle Europäische Medizin (TEM) gibt. Diese besitzt ebenfalls eine lange Geschichte – wie etwa Schriften aus dem ersten Jahrhundert n.Chr. vom griechischen Arzt Pedanios Dioskurides, Berichte der Klostermedizin und alte Arzneipflanzenbücher belegen. Auch wenn sie nach der Entwicklung synthetischer Substanzen etwas in den Hintergrund geraten sind, hat es in den letzten Jahrzehnten intensive Forschungstätigkeiten zu Arzneipflanzen gegeben. Die verwendeten Pflanzen bzw. die daraus gewonnenen Zubereitungen enthalten nicht nur eine einzelne Wirksubstanz, sondern eine Mischung vieler Substanzen, die in ihrer Gesamtheit wirken.