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Warum manche Menschen Geräusche hassen

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Betroffene der Misophonie würden sich im Alltag wohl gerne öfters die Ohren zuhaltne. (contrastwerkstatt / Fotolia.com)

Jemanden schmatzen zu hören ist den meisten von uns ein bisschen unangenehm. Bei Menschen, die aber besonders empfindlich auf solche Geräusche reagieren, spricht man von Misophonie.

Wie wir die Töne unserer Umgebung wahrnehmen, ist eine höchstkomplexe Geschichte. Das Platschen von Regentropfen an der Fensterscheibe empfinden viele als angenehm, merkbar lautes Ticken einer Uhr hat hingegen einen weniger guten Ruf. Emotionen gegenüber Geräuschen halten sich bei den meisten Menschen denn in Grenzen. Betroffene der Misophonie hingegen ist es extrem unangenehm, wenn sie ungeliebte Töne in der Umgebung wahrnehmen.

Nervös wegen Alltagsgeräuschen

Aus dem Griechischen kann das Phänomen wortwörtlich als Hass auf Geräusche bezeichnet werden. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Überempfindlichkeit auf Akustik im Allgemeinen, sondern um ein verstärkt negatives Erleben bestimmter Töne. Alltägliche akustische Eindrücke wie Schmatzen, Atmen, Schnarchen oder auch Lachen können für Betroffene der Misophonie zur Qual werden. Je nach Ausprägung kann das Phänomen eine wesentliche Beeinträchtigung darstellen.

Orchester des Grauens

In Extremfällen wird das Sozialleben zu einer großen psychischen Herausforderung, viele flüchten dann in die Isolation. Schließlich stellt sich bei größeren Personengruppen ein regelrechtes Orchester an Alltagsgeräuschen zusammen, das für Misophoniker zum akustischen Horror wird. Wie genau sich der Zustand erklärt ist momentan noch unbekannt, eine Studie konnte nun zumindest ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

Emotionale Reaktion

An der Universität im englischen Newcastle haben die Forscher untersucht, was genau im Gehirn der Betroffenen passiert, wenn sie eines der ungeliebten Geräusche hören. Dabei stellte sich heraus, dass jene Areale verstärkt reagieren, die ansonsten in erster Linie für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind. Misophoniker fingen außerdem an zu schwitzen, auch der Puls erhöhte sich.

Wenige Möglichkeiten

Die gewonnenen Erkenntnisse könnten der erste Schritt auf einem langen Weg zu einer möglichen Behandlungsmethode sein. Aktuell kann man leider kaum gegen das Phänomen vorgehen, einzig die Vermeidung der Geräusche ist möglich. Sofern eingeweiht kann der engere Familien- und Freundeskreis eventuell seine Verhaltensweisen leicht adaptieren. Angehörige sollten in jedem Fall Verständnis zeigen und das Empfinden des Betroffenen nicht als Übertreibung abstempeln.

AUTOR


Michael Leitner


ERSTELLUNGSDATUM


08.02.2017