Dieser Artikel ist Teil des Themenschwerpunktes OSTEOPATHIE
Aufgrund der Covid-19-Pandemie stehen Lungenprobleme und Folgeschäden von betroffenen erkrankten Patienten aktuell besonders stark im Fokus der Medizin. Vielen Menschen ist die Osteopathie als strukturelle Methode bekannt, die den Bewegungsapparat behandelt. Durch die ganzheitliche Betrachtung des Menschen ist es allerdings unumgänglich, auch die Organe in Untersuchung und Behandlung einzubauen.
Eine gut funktionierende Lungenfunktion und Atmung sind eine wesentliche Voraussetzung für zahlreiche Körperfunktionen. Mobilität ist das wichtigste Kriterium für die optimale Funktion vieler Strukturen, so auch in der Viszeralosteopathie, die die Beweglichkeit der inneren Organe mit den angrenzenden Geweben untersucht und behandelt. Einschränkungen der Beweglichkeit können zu Funktionsstörungen der inneren Organe, aber auch zu Fernwirkungen, wie zum Beispiel Rückenschmerzen, führen.
Die Lunge hat wichtige topografische Beziehungen zu folgenden Organen, die daher ein wichtiger Teil in der osteopathischen Untersuchung und Behandlung sind:
Zwerchfell
Herz
Schlüsselbein
Speiseröhre, Luftröhre
Rippen, Brustbein
versorgende Nerven (N. Vagus, N.phrenicus)
Wir führen mit unserem Zwerchfell täglich ca. 20.000 Atembewegungen durch, jedes Mal wird dabei die Lunge bewegt. Das Zwerchfell bewegt sich, wie ein Kolben im Zylinder, im Rumpf auf und ab. Durch das Tiefertreten des Zwerchfells während der Einatmung entsteht im Brustkorb ein Unterdruck, Luft strömt über die oberen Atemwege in die Lunge und das Volumen des Thorax vergrößert sich. Fest mit dem Thorax verbunden, folgt die Lunge all seinen Bewegungen.
Der Adhäsionseffekt zwischen den Pleurablättern sorgt dafür, dass die Lunge ständig an den Thoraxwänden haftet und trotzdem ihnen entlang gleiten kann. Damit sich der Thorax vollständig ausdehnen kann, ist eine freie Beweglichkeit der Brustwirbel mit den dazugehörigen Rippen und Rippengelenken notwendig. Die Aufgabe der Lunge besteht darin, den Gasaustausch von CO2 und Sauerstoff zu ermöglichen. Dieser findet im Bereich der Alveolen statt. Die Alveolen oder Lungenbläschen haben im menschlichen Körper eine Gesamtoberfläche von 100 Quadratmeter.
Durch verschiedene Erkrankungen der Lunge kann es zu strukturellen Veränderungen im Lungengewebe kommen, Verklebungen der Pleurablätter, Beeinträchtigung der Lungenfunktion etc., die in vielen Fällen die Lebensqualität der Patienten reduzieren. Erkrankungen können von einer einfachen Bronchitis, über eine Lungenentzündung, COPD, Asthma bronchiale, Pulmonalembolie bis hin zum Lungenkarzinom reichen.
Rezidivierende Blockierungen in den oberen Brustwirbelsegmenten können von der Lunge faszilitiert sein. Ebenso kann Seitenstechen bei sportlicher Aktivität nach einer Lungenerkrankung ein Hinweis auf eine Verklebung im Pleuraspalt sein.
Osteopathen versuchen, den Patienten dort zu unterstützen, wo sich Beweglichkeitseinbußen gebildet haben – in den Strukturen des Thorax, der Bewegung der einzelnen Lungenlappen, der Versorgung der Lunge über das sympathische und parasympathische Nervensystem. Wesentlich dabei ist die Individualität jedes Patienten mit seiner Vorgeschichte durch eine genaue Untersuchung zu erfassen. Für Osteopathen ist es wichtig, strukturelle und funktionelle Abhängigkeiten der Lunge von benachbarten Strukturen zu wissen, zu erfassen und behandeln zu können.