Dieser Artikel ist Teil des Themenschwerpunktes ASTHMA
Rund 5,8% der Österreicherinnen und Österreicher sind betroffen, davon leiden ca. 7% an schwerem Asthma. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege, die in der Regel durch die typischen Symptome wie Atemnot, keuchendes Atmen, Engegefühl in der Brust und Husten zum Vorschein kommt. Diese Symptome können in ihrer Intensität variieren und treten unregelmäßig auf. Diese Schwankungen werden häufig durch Faktoren wie körperliche Betätigung, Allergien, Wetterveränderungen oder virale Infektionen der Atemwege ausgelöst.
Die typischen vier Symptome bei Asthma sind:
Diese Symptome sind nicht immer gleich stark vorhanden, doch sie verschlimmern sich oft in der Nacht oder am frühen Morgen. Es kann auch zu plötzlichen, starken Beschwerden kommen (= Asthmaanfall).
Asthma kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden: hauptsächlich sind Allergien dafür verantwortlich, doch auch sportliche Anstrengungen, Stress oder Erkältungen können Auslöser sein.
Das allergische Asthma ist die häufigste Form und wird durch äußere (extrinsische) Reize verursacht. Besonders Blütenstaub/Pollen, Nahrungsmittel, Hausstaubmilben, Schimmelpilz oder Tierhaare stellen Allergene dar, auf die der Patient bei einer Überempfindlichkeit mit einer Entzündungsreaktion der Atemwege reagieren kann. Darauf folgt, wie in der Abbildung dargestellt, eine Verkrampfung der Bronchien und die Schleimhaut schwillt an. Unbehandelt nimmt die Schleimhaut durch die vermehrten Entzündungen immer mehr Schaden und wird so auch gegenüber anderen eingeatmeten Stoffen empfindlicher. So kommt es häufig zu Husten und Atemnotattacken.
Einige Patienten haben eine Form von Asthma, welche nicht durch Allergien verursacht wird. Diese Art von Asthma kann durch Infektionen, Staub, kalte Luft, Anstrengung oder Medikamente ausgelöst werden. Die nicht-allergischen Formen treten vermehrt erst im Erwachsenenalter auf, Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer.
Bei ca. 90% der Patienten liegt eine Mischform aus allergischem und nicht-allergischem Asthma vor.
Asthma – als eine der häufigsten Erkrankungen in den Industrieländern – kann zwar nicht geheilt werden, jedoch ist die Behandlung sehr gut und wirkungsvoll. Die Lebensqualität der Asthmapatienten kann mit einer entsprechenden Therapie stark verbessert werden. Die Voraussetzungen dafür sind eine korrekte Diagnose, ein an den Patienten angepasster Therapieplan, aber auch die Eigenverantwortung des Patienten, der sich an die Anweisungen des behandelnden Arztes halten muss, um den Therapieerfolg zu gewährleisten.
Bei Auftreten der typischen vier Symptome sollte der Haus- oder Lungenfacharzt aufgesucht werden. Dieser kann durch eine asthmaspezifische Anamnese und Testverfahren eine gute medikamentöse Einstellung vornehmen, andere Krankheiten ausschließen oder den Patienten an eine spezialisierte Einrichtung überweisen.
Hierbei berücksichtigt der Arzt die auftretenden Symptome, mögliche Auslöse- und Risikofaktoren sowie typische Begleiterkrankungen und führt unterschiedliche, auf den Patienten und seine Beschwerden abgestimmte Tests durch: Spirometrie, Reversibilitätstest, Peak-Flow-Messung und weitere.
Die meist lebenslange Therapie besteht in erster Linie aus vorbeugenden Medikamenten und bronchial-erweiternden Anwendungen, die der Patient für einen akuten Asthmaanfall benötigt. Begleitend dazu können Schleimlöser verschrieben werden. Aber auch der Patient selbst kann einiges dazu beitragen, seine Therapieform zu unterstützen.
Basierend auf dem Schweregrad der Asthmaerkrankung kommen unterschiedliche Behandlungsformen zum Einsatz. Ziel ist es, den Zustand eines kontrollierten Asthmas zu erreichen und ein zukünftiges Verschlechterungs-Risiko zu reduzieren.
Schweregrad | Beschwerden | Empfohlene Behandlung | Weitere Behandlungsmöglichkeiten1 | |
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Stufe 1 | leichtgradig | Zeitweilige Beschwerden (< zwei Mal pro Monat) | niedrige Dosis ICS/Formoterol bei Bedarf2 | niedrige Dosis ICS immer wenn SABA (bronchialerweiterndes Medikament) verwendet wird3
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Stufe 2 | leichtgradig | Beschwerden mehrmals pro Woche | täglich niedrige Dosis ICS oder niedrigdosiert ICS/Formoterol bei Bedarf2 | LTRA oder niedrige Dosis ICS immer wenn SABA verwendet wird3 |
Stufe 3 | mittelgradig | Beschwerden können nicht verhindert werden, obwohl regelmäßig ein kortisonhaltiges Spray/Pulver mit niedriger Dosis genutzt wird | niedrige Dosis ICS/LABA als Erhaltungs- und Bedarfsmedikation4 | mittlere ICS-Dosis oder niedrige Dosis ICS in Kombination mit LTRA5 |
Stufe 4 | schwer | Beschwerden können nicht verhindert werden, obwohl die Medikamente entsprechend Stufe 3 richtig und regelmäßig verwendet werden | ICS/LABA in mittlerer Dosis als Erhaltungs- und niedrigdosiertes ICS/Formoterol als Bedarfsmedikation4 | hohe ICS Dosis – zusätzlich Tiotropium oder LTRA5 |
Stufe 5 | schwer | Andauernde Beschwerden trotz der Behandlung gemäß der vorherigen Stufen | hohe Dosis ICS/LABA – bezogen auf phänotypische Bewertung ± zusätzlicher Medikation z. B.: Tiotropium, Anti-IgE, Anti-IL-5(R)- oder Anti-IL4R-Gabe als Langzeittherapie ICS/Formoterol in niedriger Dosis als Bedarfsmedikation4 | niedrigste effektive Dosis oraler Kortikoide, aber Nebenwirkungen berücksichtigen |
Abkürzungen: ICS = inhalatives Kortikosteroid, LABA = langwirkendes Betamimetikum, LTRA = Leukotrienrezeptor-Antagonist, SABA = bronchialerweiterndes Medikament
1 SABA als Option für die Bedarfsmedikation.
2 Off-Label; Daten nur für Budesonid/Formoterol vorhanden.
3 Off-Label; separat oder kombinierte ICS- und SABA-Inhalatoren.
4 Niedrigdosiertes ICS/Formoterol ist die Bedarfstherapie bei Patienten, denen Budesonid/Formoterol oder Beclometason-Dipropionat/Formoterol als Erhaltungs- und Bedarfstherapie verschrieben wurde.
5 HDM SLIT bei sensibilisierten Patienten mit allergischer Rhinitis und einem geschätzten FEV1 > 70 % in Erwägung ziehen.
Allergene vermeiden: Bei allergischem Asthma sollte der Kontakt zum auslösenden Allergen weitestgehend vermieden werden. Als Pollenallergiker kann man sich über die Blühzeiten der verschiedenen Auslöser informieren, Tierhaarallergiker sollten sich von ihren Haustieren trennen und bei Allergie gegen Hausstaubmilben ist eine grundsätzliche Sanierung von Betten, Teppichböden oder Vorhängen anzuraten. Auch bei nicht-allergischem Asthma ist es wichtig, die persönlichen Auslöser zu kennen und diese zu meiden.
Atemübungen: Atemgymnastische Übungen, welche Teil einer Physiotherapie sind, können den Körper kräftigen und stärken somit die Atemmuskulatur. Hierzu zählt z. B. die Lippenbremse (Ausatmen mit gespitzten Lippen und aufgeblasenen Wangen), welche bei schwerer Atemnot verhindern kann, dass die Atemwege kollabieren. Ebenso kann der Kutschersitz (Unterarme auf die Oberschenkel stützen und den Kopf entspannt nach unten hängen lassen) dazu beitragen, die akute Atemnot schnell zu lindern.
Rauchstopp: Wer aufs Rauchen verzichtet, kann viel dazu beitragen, Asthma-Anfälle zu verhindern. Der Tabakrauch verschlimmert nämlich die bereits vorhandene Entzündung der Atemwege und schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte. Ebenso benötigen Raucher meist eine stärkere medikamentöse Behandlung, um ihr Asthma kontrollieren zu können. Der Rauch-Stopp ist somit eine wirksame Maßnahme, die Asthma-Therapie zu unterstützen – das gilt auch für Kinder mit Asthma, die dadurch vor dem Passivrauchen geschützt werden!