Kopfläuse: Das große Jucken

Ärztin untersucht Buben auf Läuse
Kopfläuse stellen kein gesundheitliches Problem dar, sind aber lästig.
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Kopfläuse sind kein Zeichen mangelnder Hygiene, sie befallen auch gepflegtes Haar, jeder kann Läuse bekommen. Sie sind zwar unangenehm, aber nicht gefährlich.

Medizinische Expertise

Helmuth Howanietz

Dr. Helmuth Howanietz

Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
Pazmanitengasse 12, 1020 Wien
www.kizaugarten.at
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Läuse sind Parasiten, die sich ausschließlich von menschlichem Blut ernähren. Am häufigsten sind Kopfläuse (pediculosis capitis), die sich im Kopfhaar, hinter den Ohren oder im Nackenbereich ansiedeln und dort ihre Eier (Nissen) legen. Filzläuse hingegen sind selten und siedeln sich in Scham- oder Achselbehaarung an, sie werden durch engen Körperkontakt (Sexualkontakt) übertragen.

Da Läuse keine Krankheiten übertragen, sind sie prinzipiell nicht gefährlich. Bleibt der Befall jedoch unbehandelt, entstehen lästiger Juckreiz und Ekzeme. Läuse können weder springen noch fliegen, sie werden durch direkten Kontakt (von Haar zu Haar) übertragen, gelegentlich auch durch das gemeinsame Benützen von Kämmen, Bürsten oder Mützen. Als Therapie empfiehlt sich eine chemisch-mechanische Behandlung (Shampoo + gründliches Auskämmen danach). Ohne vorherige Shampoo- Behandlung kann man Läuse nicht auskämmen.

Video: Die School Health Nurse in Österreich: Ein Konzept der Gesundheitsförderung im Setting Schule

Anita Roch, BSc, MSc (Advanced Practice Nurse, zertifizierte Casemanagerin, Lehrende für Gesundheits- und Krankenpflege) und Eva Catulli, BSc, DGKP (Advanced Practice Nurse, Lehrende für Gesundheits- und Krankenpflege) führen in das Konzept der School Health Nurse ein und erklären, wie diese in Österreich funktioniert. (11.10.2021)

Die Häufigkeit von Läusebefall variiert saisonal (Hochzeiten: Mai und Juni, sowie September und Oktober) und liegt in Österreich – je nach Saison – zwischen 5 und 20 %. Betroffen sind vor allem Kindergarten- und Schulkinder zu Beginn des Schuljahres.

Läuse sind Parasiten, die den Menschen befallen. Im Allgemeinen unterscheidet man 3 verschiedene Arten:

  • Kopfläuse: häufigste Art; besiedeln das menschliche Kopfhaar; die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch
  • Filzläuse: eher selten; leben im Haar in der Nähe von menschlichen Schweißdrüsen (z.B. im Schambereich, in den Achselhöhlen); die Übertragung erfolgt ausschließlich durch engen (Sexual-)Kontakt
  • Kleiderläuse: eher selten und bevorzugen Wärme und Kleidungsstücke, in der Nähe der menschlichen Haut. Die Übertragung erfolgt vor allem dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen (z.B. in Obdachlosen- oder Flüchtlingsheimen)

Die häufigste Läuseart, die den Menschen befällt, ist die Kopflaus, sie ernährt sich ausschließlich von Blut. Die Parasiten sind etwa 2 bis 3 mm klein, flügellos und bleiben zunächst lange unbemerkt. Läuse passen sich rasch an die Umgebung an und legen ihre weißen, klebrigen Eier (Nissen) dicht an den Haarwurzeln. Im Laufe ihres Lebens können Läuse 90 bis 140 Eier produzieren. Im Haar schlüpfen die Larven nach etwa 7 Tagen. Die Kopflaus bevorzugt konstante, warme Temperaturen, idealerweise um 28 Grad Celsius – sie verlässt den Kopf ihres Wirts daher möglichst nicht. Alle 4 bis 6 Stunden braucht die Kopflaus menschliches Blut als Nahrung. Ohne entsprechende Lebensbedingungen ist der Parasit nur 24, ansonsten maximal 77 Stunden überlebensfähig.

Kopfläuse werden durch direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt übertragen. Untersuchungen zeigen, dass eine Übertragung von Kopfläusen mit Kämmen, Bürsten oder Kleidungsstücken eine eher untergeordnete Rolle spielt. Lausbefall erfolgt nicht aufgrund mangelnder Hygiene, im Gegenteil: auch im frisch gewaschenen Haar fühlen sich die Parasiten wohl, da übliche Haarshampoos die Parasiten nicht abtöten. Betroffene, die von Läusen befallen sind und nicht behandelt werden, sind ansteckungsfähig.

Läuse brauchen eine regelmäßige Blutnahrung, dafür stechen sie in die Haut des Menschen. Bemerkbar macht sich Lausbefall durch Juckreiz, der nach einem Läusestich entsteht. Dieser kann auch erst einige Wochen nach einem Erstbefall entstehen, denn im Speichel des Parasiten ist eine narkotisierende Substanz enthalten, sodass der Mensch den Stich zunächst gar nicht spürt und erst bei entsprechender Vermehrung des Parasiten merkbarer Juckreiz auftritt. Eine Inkubationszeit im üblichen Sinn gibt es jedoch nicht. Die Laus hinterlässt an der Einstichstelle einen kleinen roten Punkt. Durch Kratzen an den Stichstellen können Papeln entstehen, mitunter auch Ekzeme, diese vor allem im Bereich des Nackens oder hinter den Ohren, die jedoch – wie auch die Rötungen an den Stichstellen – nach einigen Tagen vergehen.

Um einen Lausbefall festzustellen, muss das Haar gründlich, Strähne für Strähne untersucht werden. Am besten dazu eignet sich ein spezieller, nicht biegsamer Läusekamm, dessen Zinken eng aneinander stehen. Günstig ist es, das Haar anzufeuchten und nach lebenden Läusen, Larven oder Eiern zu suchen.

Meist finden sich am Kopf nur wenige erwachsene Läuse. In größeren Mengen sind jedoch entwicklungsfähige Eier und abgestorbene Eihüllen zu finden. Entwicklungsfähige Eier sind gelblich bis mittelbraun und liegen meist nahe an der Kopfhaut. Leere Eihüllen werden abgestreift, sie befinden sich nicht direkt an der Kopfhaut, sind weiß und daher auch leicht zu finden.

Die effektivste Therapie besteht in einer Kombination von chemischen (Pedikulozide) und mechanischen Behandlungen (Läusekamm).

Chemische Methoden (Spezialshampoos)

Sogenannte Pedikulozide enthalten verschiedene Wirkstoffe (z.B. Allethrin, Permethrin, Pyrethrum). Ziel der Behandlung ist es, die Eier der Läuse abzutöten. Das ist mit einer einzigen Behandlung jedoch nicht möglich, aus den Eiern können mitunter weitere Larven schlüpfen. Daher ist eine konsequente Wiederholung erforderlich, meist am 8. und 9. oder am 9. und 10. Tag nach der Erstbehandlung. So können auch mögliche spät geschlüpfte Larven und Eier abgetötet werden.

Nach jeder chemischen Behandlung muss das Haar gut durchgekämmt werden (Läusekamm), sodass alle Larven und Eier entfernt werden.

Um die entsprechende Wirkung zu erzielen, ist es nötig, das chemische Mittel

  • genau nach empfohlener Dosierung anzuwenden
  • gleichmäßig zu verteilen
  • nach Anweisung zu verdünnen
  • entsprechend lang einwirken zu lassen
  • an den empfohlenen Wiederholungstagen erneut anzuwenden

Alternativen zu chemischen Substanzen

Neuere Mittel basieren auf der Wirksamkeit von Silikonölen, durch diese Substanz werden die Läuse erstickt. Diese Mittel müssen (je nach Produkt) unterschiedlich einwirken (z.B. über Nacht), daher ist eine effektive Wirkung nur bei genauem Vorgehen nach Behandlungsempfehlung gegeben.

Da Kopfläuse besonders in Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schulen) auftreten können, müssen Betreuer informiert werden, wenn Kinder von Kopfläusen befallen sind. Betroffene sollten diese Einrichtungen erst wieder aufsuchen, wenn die Ansteckungsfähigkeit nach entsprechender Behandlung nicht mehr gegeben ist.

Um die Übertragungskette zu unterbrechen, empfiehlt sich eine angepasste, aber nicht übertriebene Hygiene, wie z.B.:

  • Kämme, Haarbürsten und Spangen in heißer Seifenlösung reinigen
  • Bettwäsche, Handtücher regelmäßig wechseln
  • Hauben und Schals entsprechend reinigen

Nicht nötig ist es hingegen – wie früher empfohlen wurde – Kopfkissen und Kuscheltiere tagelang in das Gefrierfach zu legen. Zwar ist eine indirekte Übertragung über solche Gegenstände möglich, aber unwahrscheinlich, da eine Laus ohne Blutversorgung durch ihren Wirt nur kurze Zeit überleben kann. Zu beachten ist auch, dass Kopfläuse nur bei Temperaturen um -20°C und +50°C abgetötet werden können.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

8. Januar 2021

Erstellt am:

16. September 2014

Stand der medizinischen Information:

8. Januar 2021


ICD-Code:
  • B85

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