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Macht uns Zucker depressiv?

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Eigentlich sollen süße Dinge ja fröhlich machen, doch womöglich erreicht Zucker genau das Gegenteil. (Dean Drobot - Shutterstock.com)

Wer schlechte Laune hat, greift gerne mal zu einem süßen Lebensmittel, um sich selbst ein wenig aufzuheitern. Doch wer zu viel Zucker konsumiert, gefährdet damit seine psychische Gesundheit.

Wie sich Zucker auf den menschlichen Körper auswirkt und wie dramatisch die Lage tatsächlich ist, ist eine der beliebtesten Diskussionen in der heutigen Ernährungskultur. Unumstritten sind jedoch die Risiken, die mit maßlosem Konsum einhergehen können. Zu den bekannten körperlichen Auswirkungen wie Übergewicht oder Diabetes, dürfte sich auch eine psychische Gefährdung gesellen.

Höheres Risiko

Zu dieser Erkenntnis wollen Forscher einer Universität in London gelangt sein, die Daten einer vorangegangenen Studie analysiert haben. Mehr als 10.000 Erwachsene im Alter zwischen 35 und 55 wurden dabei über einen längeren Zeitraum hinweg auf verschiedene Faktoren untersucht. Recht schnell konnte ein Zusammenhang zwischen dem täglichen Zuckerkonsum und dem Risiko für die Entwicklung einer psychischen Krankheit festgestellt werden.

Verschiedene Probleme

Jene, die den meisten Zucker zu sich nahmen, hatten ein um bis zu 23% höheres Risiko, innerhalb einiger Jahre von einer psychischen Krankheit betroffen zu sein. Als Richtwert können 67 Gramm Zucker pro Tag angegeben werden. Wer mehr konsumiert, ist scheinbar besonders stark gefährdet, eine Depression, starke Ängste oder ein vergleichbares psychisches Problem zu entwickeln.

Henne oder Ei?

Bereits frühere Studien deuteten ein derartiges Phänomen an, hatten aber ein grundlegendes Problem. Bislang konnte nicht deutlich genug zwischen Folge und Auslöser unterschieden werden. So war es durchaus denkbar, dass Zucker nicht zu psychischen Problemen führt, sondern psychisch labile Menschen häufiger süße Lebensmittel konsumieren - etwa aus Frust oder um die Laune zu steigern.

Wichtiges Detail

Umso interessanter ist ein Detail, auf das das britische Forscherteam gestoßen ist. Demnach konsumierten Probanden mit bereits bestehenden psychischen Krankheiten im Schnitt nicht mehr Zucker als jene ohne seelische Probleme. So kann die labile Psyche als Motivation für den erhöhten Zuckerkonsum mit einiger Sicherheit ausgeschlossen werden. Als Konsequenz der Studienergebnisse würden sich die Autoren ein Umdenken im Ernährungsalltag wünschen.

Gesellschaftliches Problem?

Besonders süße Lebensmittel werden immer noch als Initiator von guter Laune oder sogar als Belohnung gesehen. Dies fängt oft schon bei Kindern an, die für schulische Leistungen nicht selten mit einer Süßigkeit belohnt werden. Kurzfristig mag das die Stimmung heben, langfristig dürfte Zucker der Psyche aber eher schaden. Davon abgesehen ist ungesunde Ernährung neben Bewegungsmangel der häufigste Grund für Übergewicht und dessen Folgeerkrankungen.

AUTOR


Michael Leitner


ERSTELLUNGS-/
ÄNDERUNGSDATUM


03.08.2017 / 31.05.2019