Hausärzt:in Dialog 03/2024

Chronische Wunden benötigen Zuwendung

Verband wird über eine Hand angebracht
Vom ABC(DE) der Diagnostik und dem Ruf nach mehr Koordination in der Behandlung.
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Chronische Wunden sind mehr als ein Symptom und werden oft unterschätzt. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, der Anstieg an Gefäßerkrankungen und Stoffwechselstörungen sorgt aber auch bei Jüngeren für eine erhöhte Prävalenz. Entscheidend ist es, rasch die Ursache zu finden und beides parallel zu behandeln.
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Case Study: Dünn und klein ist er, der ältere Mann, der sich auf die Liege im Behandlungsraum setzt. Er streckt die Beine darauf aus. Seine Füße sind an zwei Stellen verbunden, mehrere Zehen fehlen. Bei diesem Kontrolltermin ist auch seine Ehefrau dabei. Sie nimmt auf dem Stuhl am Fußende der Liege Platz. Der ältere Mann ist gesprächig. Er unterhält sich angeregt mit dem Arzt, der mittlerweile mit einer Assistentin in den Behandlungsraum gekommen ist. Der Arzt, der Patient und die diplomierte Pflegerin kennen sich, es ist nicht der erste derartige Termin. Alle sind sich heute einig: Die Wunde am rechten Fuß ist gut verheilt.

Die Wunde an der Außenseite des linken Fußes dagegen ist noch nicht so weit. Sie hat etwa fünf Zentimeter Durchmesser, Muskeln und Sehnen sind dort sichtbar. Der Patient klagt über Wundschmerzen. Der Arzt erklärt das mit der freiliegenden Sehne. Er ist aber zuversichtlich, dass auch diese Wunde bald verheilen wird. Während er mit einer Kürette das abgestorbene, verhärtete Gewebe entfernt, plaudert der Arzt weiter mit seinem Patienten.

Beide sind routiniert: beim Behandeln und beim Behandeltwerden. Die Pflegerin wird die weitere Wundversorgung übernehmen. Sie erinnert den Arzt noch daran, eine Dopplersonographie zu machen. Das wäre im Gespräch fast untergegangen. Er setzt die Sonde des Handgeräts an zwei Stellen am linken Fuß seines Patienten an, regelmäßiger Puls ist zu hören.