Hausärzt:in Dialog 03/2024

Osteoporose erfordert ein individualisiertes Vorgehen

Osteoporose: Eine Erkrankung mit vielen Ursachen.
© Crevis/shutterstock.com
Klassische osteoporotische Frakturen wie die Schenkelhals- und Wirbelkörperfraktur treten in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten häufig auf und sind mit hoher Morbidität und auch Mortalität verbunden. Trotz hoher Versorgungskosten wird ein hoher Prozentsatz der Betroffenen nicht adäquat medikamentös versorgt.
Inhaltsverzeichnis

Laut Datenlage leiden in Österreich mehr als eine halbe Million Menschen an Osteoporose. Die Osteoporose als häufigste Knochenerkrankung führt mit der Zeit, beeinflusst von vielen Faktoren, zu einer reduzierten, rarefizierten Knochenstruktur im gesamten Skelett, die durch diesen Quantitäts- und Qualitätsverlust in eine abnorme Knochenbrüchigkeit mündet.

Ist infolgedessen eine osteoporotische Fragilitätsfraktur bei leichtem Trauma oder spontan aufgetreten, dann spricht man von einer manifesten Osteoporose. Durch die Überalterung der Bevölkerung und die steigende Lebenserwartung ist diesbezüglich in Zukunft mit einer zunehmenden Prävalenz zu rechnen. Eine zeitnahe und effiziente spezifische (Anti-) Osteoporosetherapie würde hingegen diesem Trend entgegenwirken.

Die therapeutische Strategie bei Osteoporose hat sich aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften der verfügbaren Medikamente und der daraus resultierenden Effektivität in den letzten Jahren drastisch gewandelt. Der Zeitfaktor spielt aktuell, ebenso wie in anderen Disziplinen, eine wesentliche Rolle. Ein rasches Handeln ist bei einer rezenten Fragilitätsfraktur wegen des unmittelbar danach sehr hohen Refrakturrisikos notwendig. Eine zeitnahe Therapie mit schneller Wirksamkeit zeigt im Gegensatz zu einem späteren Einsatz derselben Medikamente in Studien einen deutlich besseren Effekt und wird ergo von den nationalen und internationalen Gesellschaften empfohlen.

Oftmals wird eine Osteoporosetherapie jedoch verzögert bzw. verspätet begonnen – wegen einer vermeintlich erforderlichen Knochendichtemessung. Obwohl leitlinienkonform eine medikamentöse Therapie bei einer osteoporotischen Fragilitätsfraktur an typischer Lokalisation – auch ohne Knochendichtemessung – indiziert ist. Überdies soll der Beginn einer indizierten Osteoporosetherapie wegen einer möglichen zahnärztlichen Prophylaxe laut aktuellen S3-Leitlinien nicht hinausgezögert werden, da das niedrige antiresorptivaassoziierte Kiefernekroserisiko in keinem Verhältnis zu einem drohenden Frakturrisiko und den damit verbundenen Komplikationen steht.

Ein anderes Bild bietet derzeit die Versorgung der Osteoporosepatientinnen und -patienten in Europa wie auch in Österreich: Sie ist unzureichend bzw. lückenhaft – z. B. erhalten hierzulande nur circa 20 % der Patienten mit einer osteoporotischen Fraktur nach einem Krankenhausaufenthalt eine spezifische (Anti-) Osteoporosetherapie. Wesentlich und notwendig ist es demnach, einerseits diesen Treatment-Gap zu schließen, andererseits das Augenmerk auf jene zu richten, die noch keine Fraktur erlitten haben, aber mit einem erhöhten Frakturrisiko behaftet sind – sodass man bereits vorbeugt und in der Folge Fragilitätsfrakturen vermeidet.