2009 von einem kleinen Fernsehsender ins Leben gerufen, ist Mukbang erst in den letzten Jahren so richtig populär geworden. Hinter dem harmlos anmutenden Begriff verbirgt sich das gnadenlose Aufessen viel zu großer Portionen. Nicht selten werden Mukbangs live in sozialen Netzwerken präsentiert und später auf YouTube hochgeladen. Wer den Begriff in dieser Form sucht, wird zwar fündig, allzu viele YouTube-Kanäle scheinen sich aber nicht mit dem Thema zu befassen.
Dieser Eindruck ändert sich schlagartig, sobald die Schreibweise auf die koreanische Form "meokbang" geändert wird. Denn der Trend stammt eigentlich aus Südkorea und setzt sich aus den koreanischen Worten für essen - "meokneun" – und Übertragung - "bangsong" – zusammen. In seinem Herkunftsland muss Mukbang als eine Art Gegenkultur verstanden werden. Stärker noch als westliche Länder ist Südkorea von einem sehr schlanken Körperideal sowie strengen Ernährungsplänen geprägt.
Das Kampfessen ist also zumindest in seiner Grundidee eine Art der Gesellschaftskritik. Inwiefern jene berufsbedingten Selbstdarsteller, die mit Mukbang-Videos auf YouTube ihre Brötchen verdienen, vom Protest motiviert sind, steht freilich auf einem anderen Blatt Papier. Unabhängig von der Motivation der Performer muss die Praxis aber kritisch hinterfragt werden.
Im YouTube-Mikrokosmos hat zuletzt "Hungry Fatchick" für Schlagzeilen gesorgt. Der zynisch selbstreferenzierende Name ist passend für den Kanal der US-Amerikanerin, die vor der Kamera ganze Donut-Schachteln oder Pizzen in Familiengröße verzehrt. Ihr Erfolg hat aber auch seine Schattenseiten. So hat sie in mittlerweile offline genommenen Videos gestanden, schon länger abnehmen zu wollen. Dies sei ihr aber unmöglich, da sie von den Werbeeinnahmen der Mukbang-Videos mittlerweile finanziell abhängig sei.
Das live übertragene Verzehren von Nudelbergen, riesigen Fischen oder viel zu groß geratenen Fast-Food-Menüs hätte sich wohl nicht einmal George Orwell ausdenken können. Beim Erschaffen einer düsteren Zukunftsvision könnte selbst den talentiertesten Autoren kaum noch etwas Dämlicheres einfallen. Dass das regelmäßige Verschlingen der Riesenportionen für die eigene Gesundheit wenig förderlich ist, sollte ohnehin nicht mehr erwähnt werden müssen.