Möglichst schnell möglichst viele Kilos verlieren und das am besten auch noch nachhaltig, ganz ohne dem gefürchteten Jojo-Effekt: Der Anspruch so manch eines Abnehm-Willigen ist alles andere als bescheiden. In einer logischen Konsequenz erobern immer wieder vermeintliche Wunder-Diäten den Markt, die eben diese Erfolge ohne viel Aufwand versprechen. Großer Beliebtheit erfreut sich schon seit einigen Jahren die Keto-Diät, die aber in einer Hinsicht eine klare Ausnahme darstellt.
Bei der ketogenen Ernährung handelt es sich nämlich ursprünglich um ein therapeutisches Instrument. Anders als diverse andere Diäten wurde sie also nicht ins Leben gerufen, um die Kilos purzeln zu lassen, sondern kommt eigentlich bei bestimmten Erkrankungen zum Einsatz. Weil der Nebeneffekt der Gewichtsverminderung vielen attraktiv erscheint, ist die Keto-Diät aber mittlerweile im Ernährungs-Mainstream angelangt.
Basis der ketogenen Ernährung ist ein weitgehender Verzicht auf Kohlenhydrate. Während bei der nach einem ähnlichen Prinzip funktionierenden Low-Carb-Diät in etwa 50 % der Energie aus Fett gewonnen wird, sind es bei der Keto-Diät sogar 70 - 75 %. Dem gegenüber steht ein strenges Limit von maximal 50 g Kohlenhydraten pro Tag. Ziel dieses Unterfangens ist der Übergang des Stoffwechsels in die sogenannte Ketose.
Der menschliche Körper benötigt Energie, die er eigentlich aus Kohlenhydraten gewinnt. Wird davon nicht genug zugeführt, wendet er sich an Fette in der Leber, welche er in Ketonkörper umwandelt. Hat sich der Körper erstmal an die Umstellung gewöhnt, ist der Effekt nur logisch: Der Mensch nimmt ab.
Wer sich über einen längeren Zeitraum hinweg streng an die ketogenen Richtlinien hält, hat gute Chancen, an das eigene Wunschgewicht heranzukommen. Rein auf die Gewichtsreduktion bezogen, schneiden Diät-Varianten mit einer Kohlenhydratreduktion (Low-Carb) in den meisten Studien besser ab als jene, bei denen vor allem Fett reduziert wird (Low-Fat).
Als therapeutisches Mittel kommt die ketogene Ernährung vor allem bei Kindern mit Epilepsie zur Anwendung, deren Gesundheit sich mit Medikamenten nicht verbessern ließ. Bei vielen Betroffenen der neurologischen Erkrankung hängen die Anfälle mit einer Unterzuckerung des Gehirns zusammen. In dieser Gruppe hat sich die Ketose als Mittel zur Reduktion der Anfälle bewährt.
Für gesunde Menschen wird die Keto-Diät von den meisten Ernährungsexperten nicht empfohlen. So kritisieren viele, dass Obst und Gemüse wegen ihres hohen Kohlenhydratgehalts viel zu selten auf dem Teller landen. Probleme im Vitamin-Haushalt sind eine mögliche Folge. Auch das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung steigt angesichts des hohen Fett-Anteils in der Ernährung an.
Auch wer vor den, ohnehin nicht gänzlich unumstrittenen, potentiellen Langzeitschäden keine Angst hat, wird mit der ketogenen Diät womöglich Probleme bekommen. Insbesondere in der Anfangsphase, während sich der Körper umstellen muss, berichten viele von Verdauungsproblemen, ständiger Müdigkeit und starkem Hunger. Wie bei jeder extremen Form der Diät ist außerdem die Nähe zur Essstörung zu beachten. Psychisch labile Personen neigen womöglich dazu, es mit der Kontrolle langfristig zu übertreiben.
Wenngleich die ketogene Ernährung das Internet in den letzten Jahren im Sturm erobert hat, ist sie lange nicht für jeden gesund. Für kurzfristiges Abnehmen ist die Grundidee – Reduktion von Kohlenhydraten – zwar gut geeignet, allerdings eignet sich diese nur in spezifischen Fällen als langfristige Ernährungsform. Auch im Rahmen einer Diät sind eher etwas harmlosere Varianten, wie etwa die Low-Carb-Diät zu bevorzugen. Der nachhaltigste Ansatz zum Abnehmen sind eine dauerhafte Ernährungsumstellung sowie regelmäßiger Sport.