Die Zeiten, in denen Ernährungsunverträglichkeiten eine echte Hürde im Alltag darstellten, sind wohl ein für alle Mal vorbei. In Supermärkten scheint es von der laktosefreien Milch bis hin zum Diabetiker-Zuckerl eigentlich alles zu geben. Gerade um glutenfreie Produkte herrscht seit geraumer Zeit ein regelrechter Hype, der weit über die Grenzen der Unverträglichkeit hinausgeht. Doch in einer Aussendung der Deutschen Presse Agentur raten Experten klar davon ab, sich ohne Gluten zu ernähren, falls es keinen Grund dafür gibt.
Wer nicht von der im Fachjargon Zöliakie genannten Unverträglichkeit betroffen ist, sollte demnach auf die klassischen Produkte zurückgreifen. Denn das Siegel "glutenfrei" geht mit einigen Nachteilen einher, die man nicht grundlos in Kauf nehmen sollte. Zunächst einmal muss der gängige Glaube, der Verzicht auf Gluten würde beim Abnehmen helfen, als falsch entlarvt werden. Die entsprechenden Produkte sind meistens etwas trockener, was von den Herstellern durch einen intensiveren Geschmack auszugleichen versucht wird.
Genau das wird meistens durch einen erhöhten Zucker- oder Fettanteil erreicht. Im Großhandel erhältliche Lebensmittel ohne Gluten haben daher oft nicht weniger, sondern sogar mehr Kalorien als die herkömmliche Alternative. Darüber hinaus sind zwangsläufig auch weniger Ballaststoffe enthalten, weshalb die Produkte weniger sättigen. Das schicke "glutenfrei"-Etikett also der Diät wegen zur Pflicht zu erklären, macht schlichtweg keinen Sinn.
Bei der Darmflora kommt der Ballaststoff-Mangel ebenfalls sehr schlecht an, Verdauungsprobleme können die Folge sein. Auch Vertreter der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft zeigen sich von dem Hype wenig begeistert. Die steigende Produktvielfalt auf diesem Sektor wird natürlich begrüßt, zugleich setzt aber eine ungewünschte Stigmatisierung ein. Wer aus gesundheitsbedingten Gründen auf Gluten verzichten muss, wird oft gar nicht mehr ernstgenommen und als Mitläufer des neuesten Trends missverstanden.