F. X. Mayr-Kur

Ein großes Stück Weißbrot und ein Glas Milch auf einem Tisch
Die klassische Milch-Semmel-Kur ist nur eine Variante der F. X. Mayr-Therapie.
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Der Darm als das "Wurzelsystem" des Menschen: Die F. X. Mayr-Kur beruht auf der "Schonung", "Säuberung" und "Schulung" des Verdauungsapparates und des gesamten Organismus.

Medizinische Expertise

Stefanie Sulzgruber

Dr.in Stefanie Sulzgruber

Ärztin für Allgemeinmedizin, Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Vollbadgasse 1a/6, 1170 Wien
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Eine Mayr-Kur ist eine natürliche Vorbeugungs- und Heilmethode und besteht vornehmlich aus Fasten unter ärztlicher Kontrolle. Durch die geringe, schonende Kost und eine hohe Flüssigkeitszufuhr kann sich der Darm regenerieren und Fehlleistungen des Verdauungssystems werden korrigiert. So kann verhindert werden, dass Störungen des Verdauungssystems früher oder später den gesamten Organismus in Mitleidenschaft ziehen. Die Mayr-Therapie wird bei Übergewicht, Depressionen bis hin zur Immunstärkung eingesetzt. Diagnostik und Therapie nach Dr. F. X. Mayr ist eine von der Österreichischen Ärztekammer anerkannte Qualifikation von Ärzten nach spezieller Fortbildung.

Eine Mayr-Kur dient sowohl der Gesundheitsvorsorge und Regeneration, als auch der Unterstützung bei der Heilung von Gesundheitsstörungen. Die Indikationen für eine Mayr-Therapie sind deshalb vielfältig:

  • Übergewicht und alle damit einhergehenden Risiken wie etwa Stoffwechselstörungen (z.B. erhöhtes Cholesterin)
  • Immunstärkung
  • Schmerzerkrankungen wie Rheuma
  • Fibromyalgie und Migräne
  • Allergien
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck
  • Unfruchtbarkeit
  • Impotenz
  • Burnout
  • Abhängigkeiten
  • Depressionen
  • Hautleiden
  • bei entzündlichen Erkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates
  • Verdauungsprobleme, wie Reizdarm, Lebensmittel-Intoleranzen, Candida-Befall, chronische Verstopfung oder ein permanenter Blähbauch

Um die F. X. Mayr-Kur vollkommen für sich nutzen zu können, muss auch die richtige Form gewählt werden. Die strenge Form wird z.B. bei Menschen, die voll im Arbeitsleben stehen, nicht möglich sein.

Beispiele für die Vielfalt in der F. X. Mayr-Kur:

  • Milde Ableitungsdiät: ist eine milde Form der F. X. Mayr-Kur, hauptsächlich basische Kost wie gedünstetes Gemüse
  • Milch-Semmel-Kur: "klassische" Form – Getreidebreie, Dinkelfladen werden kombiniert mit proteinreichen Lebensmitteln wie Schafmilch, Soja
  • Trinkkuren: ist eine besonders strenge Variation der F. X. Mayr-Kuren

Der Darm ist für den Menschen wie die Wurzel für einen Baum; er ist nicht sichtbar, aber von entscheidender Bedeutung für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Ist der Darm geschwächt, so ist es auch der restliche Organismus.

Durch unsere Ernährung, die in den Industrienationen geprägt ist von einem Überangebot, essen wir nicht gerade, was uns gut tut: meist zu üppig, zu reichhaltig und zu schnell. Auf Dauer führt dies zu einer Überlastung der Verdauungsorgane. Im Darm lagern sich Giftstoffe ab, er "verschlackt", so die Theorie des österreichischen Naturarztes Dr. Franz Xaver Mayr (1875-1965). Werden sie nicht regelmäßig entfernt, lagern sie sich irgendwann auch im Organismus ab – etwa in den Gelenken, wo dies z.B. zu schmerzhaften, degenerativen Erkrankungen wie Arthrose führt. Zudem übersäuert der Organismus, das Blut wird dicker – auch all dies bereitet den sogenannten Zivilisationskrankheiten den Weg. Abhilfe soll eine F. X. Mayr-Kur schaffen. Sie säubert, schont und schult die Verdauungsorgane. Am besten führt man eine Mayr-Kur in spezialisierten Kurhäusern stationär durch. Die Therapie kann aber auch ambulant erfolgen.

1. Säuberung

Bei einer medizinischen F. X. Mayr-Fastenkur ist die Darmreinigung der erste Schlüssel für den Entgiftungs-Erfolg. Dazu wird Magnesiumsulfat – auch als Bittersalz bezeichnet – verwendet: Je nach Dosierung löst Bittersalz breiigen Stuhl bis wässrige Durchfälle aus, da es im Darm verbliebene, oft zäh-klebrige bis verkrustete Kotreste ablöst und ausschwemmt. So reinigt Bittersalz gründlich von Darmschlacken – die Darmschleimhaut und ihre Darmflora können sich von schädlichen Bakterien befreien und sich regenerieren. Passage-Salz kann als mildere Form angewandt werden. Während der Kur müssen mindestens 3 bis 4 Liter stilles Wasser, milde Kräutertees und Gemüsebrühe getrunken werden, damit der Körper Gifte und Schlacken besser ausscheiden kann. Tägliche Leberwickel, die der Patient einfach selbst mit einer Wärmflasche durchführen kann, unterstützen unser wichtigstes Entgiftungsorgan bei seiner Schwerstarbeit während der Mayr-Kur. Zusätzliche Möglichkeiten, die bei der Entgiftung helfen, sind Trockenbürsten, Wasseranwendungen und Massagen.

2. Schonung

Die Erholung des Körpers, aber auch von Geist und Psyche, ist wie bei jeder Kur ein Ziel der Mayr-Kur: Deshalb steht ausreichend Entspannung (früh schlafen gehen, Fernsehen meiden...) und Sport der sanften Art auf dem Therapieplan – Letzteres beugt neben Stressabbau auch dem Muskelabbau vor und beschleunigt gleichzeitig den Fettabbau. Die Schonung eines erkrankten Organs oder Körperteiles ist von jeher fester Bestandteil der Heilkunde, damit es sich regenerieren kann. Um den Verdauungstrakt zu schonen, setzt die Mayr-Therapie auf Schonkost (Vermeidung ballaststoffreicher und anderer belastender Nahrungsmittel, z.B. "Genussgifte" wie Zucker, Kaffee und natürlich Alkohol) bis hin zur völligen Einstellung der Nahrungszufuhr.

3. Schulung

Dämpfen und dünsten gehören z.B. zu den Zubereitungsformen, die Vitalstoffe in den Lebensmitteln schonen. Dazu setzt die moderne Mayr-Medizin auf eine ausreichende Zufuhr von mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-9. Um die Wichtigkeit bestimmter Nahrungsmittel und ihre gesunde Zubereitung zu erlernen, gehört ein Kochkurs oder ein Vortrag zur (Darm-)gesunden Ernährung in den meisten Mayr-Kurhäusern zum festen Programm für die Patienten. Auch wer eine ambulante Kur wählt, wird vom Mayr-Arzt in der Regel zu einer gesünderen Lebensführung nach der Kur angeleitet werden. Schulung bedeutet auch, Gewohnheiten zu überdenken. So wie es möglich ist, sich "negatives" Verhalten anzueignen, wie z.B. übermäßiges Konsumverhalten oder rauchen, kann man sich auch gute Gewohnheiten aneignen. Die Semmel steht dafür als Symbol und wird bei der F. X. Mayr-Kur als Trainingsmittel herangezogen, um richtiges Kauen zu erlernen.

4. Substitution

Die von F. X. Mayr vorgegebenen 3 therapeutischen Prinzipien Säuberung, Schonung und Schulung werden seit einiger Zeit ergänzt durch die Substitution. Zur Intensivierung der Entsäuerung des Organismus werden bei den allermeisten Patienten heute basenspendende Mineralstoffe verordnet. Je nach gesundheitlichem Problem des Patienten kommen auch noch Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente hinzu. In der ursprünglichen F. X. Mayr-Diät waren Nahrungsergänzungsmittel nicht vorgesehen – Vitamin- und Spurenelemente-Mangel sind ein modernes Problem.

Geschult wird in einer Mayr-Kur auch die richtige Art der Nahrungsaufnahme: Intensives Kauen ist wichtig, um den Darm zu entlasten und ihn zu befähigen, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Die Kursemmel dient zum Kautraining – es ist der eigentliche Grund für die ursprüngliche Milch-Semmel-Diät à la F. X. Mayr: Jedes kleine Stück Brot soll 40 bis 50 Mal gekaut werden. Erst wenn die Nahrung im Mund ganz flüssig ist, sollte man sie runterschlucken. Denn der Magen gleicht mangelhaftes Kauen nicht aus. Eine vollständige Zerlegung der Nahrung schon im Mund, gewährleistet die Nährstoff-Aufnahme im oberen Dünndarm und vermeidet so die Entstehung von Gärung und Fäulnis im unteren Dünn- und Dickdarm.

Die Tischkultur nimmt in der heutigen Zeit einen wichtigen Stellenwert ein: Beim gemeinsamen Essen wird in vielen Familien auch geplaudert. Dadurch isst man weniger konzentriert. Der Rat vieler Experten: Bei Tisch schweigen, um bewusst zu essen.

Nicht zuletzt dient auch die Manuelle Bauchbehandlung – unverzichtbarer Bestandteil jeder Mayr-Therapie – durch den Mayr-Arzt der Schulung: Indem er mit den Händen den jeweiligen Zustand der einzelnen Darmabschnitte überprüft und durch sanft drückende Bewegungen behandelt, wird die Verdauungstätigkeit des Darms normalisiert. Der Darm wird darin geschult, wie er wieder richtig funktioniert, um seinen vielfältigen Aufgaben für den Organismus ohne Einschränkungen nachkommen zu können. Die Mayr-Diagnostik bestimmt den IST-Zustand, z.B. asymmetrische Falten, nach dem Prinzip: schauen. Der Kern der Diagnostik liegt im Tasten, Riechen, Schauen, Greifen.

Die Art und Dauer der jeweiligen Anwendungen (z.B. Bittersalz-Einnahme, Bauchbehandlung, Bäder, Massagen, Substitution etc.) wird individuell vom Mayr-Arzt festgelegt. In der Regel sind 3 bis 4 Wochen der ideale Zeitraum für eine Mayr-Kur. Denn unser Organismus braucht rund 21 Tage, um Neues so zu verankern, dass es automatisch abgespult wird. Kürzere Behandlungen sind zwar möglich, zeigen aber nur unzureichende Langzeiteffekte.

Die Kombination einer stationären und ambulanten Therapie zu Beginn ist möglich. Anschließend wird die Therapie in den Alltag integriert.

Nach der Kur ist ein schonender Übergang mit leichter Kost zu normaler Ernährung zu empfehlen, damit das Wenige richtig verwertet wird. Bei der Planung der Kurdauer sollte auch die Zeit, die dafür benötigt wird, berücksichtigt werden.

Um lange von den positiven Effekten der Kur zu profitieren, sollten Sie das in den Schulungen Gelernte am besten für immer beherzigen. Zudem wird der Mayr-Arzt individuelle Empfehlungen aussprechen. Um den neu erreichten Gesundheitszustand zu halten und Umgelerntes beizubehalten, empfiehlt sich eine regelmäßige Wiederholung der Kur. Den Körper am besten einmal pro Jahr durch eine Mayr-Therapie entgiften.

1 Mal in 2 Wochen kann ein Auffrischungstag erfolgen, an dem die strengen Regeln der Therapie etwas gelockert werden können. Zwischen diesen Tagen sollte die Diät aber eingehalten werden.

Jede Mayr-Therapie sollte von einem entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Mayr-Arzt geführt und begleitet werden. Grundsätzlich kann dies stationär oder ambulant erfolgen. Diagnostik und Therapie nach Dr. F. X. Mayr ist eine von der Österreichischen Ärztekammer anerkannte Qualifikation von Ärzten nach spezieller Fortbildung, die sich danach als "Mayr-Arzt" bezeichnen dürfen.

Eine F.-X.-Mayr-Kur sollte ärztlich begleitet werden, da es durch das Entgiften zu Nebenwirkungen kommen kann. Die Therapie wird auch auf die individuelle Lebenssituation abgestimmt. Auch Begleittherapien (z.B. homöopathische Therapie, Behandlung bestehender Krankheiten) werden bei der Erstellung des Diätplans berücksichtigt.

Im Sinne der Regeneration sollten Sie sich während einer Mayr-Kur schonen. Der Arzt sollte über alle Befindlichkeiten informiert werden – sowohl körperliche als auch seelische. Leichteren Nebenwirkungen des Fastens wie Kopfschmerz, Kälteempfindlichkeit oder Kreislaufbeschwerden durch niedrigen Blutdruck kann dann schnell durch einfache Gegenmaßnahmen begegnet werden. Fasten dient auch immer der inneren Reinigung; Gefühle und emotionale Konflikte, die vielleicht lange vergessen waren, können hochkommen und sollten bearbeitet werden. Der Mayr-Arzt ist auch dann Ansprechpartner und kann die Therapie anpassen.

Im Prinzip kennt die Mayr-Therapie keine Grenzen: Von der Vorsorge und Gesunderhaltung bis hin zur Behandlung der unterschiedlichsten manifesten Erkrankungen wird die Mayr-Therapie empfohlen. Der Mayr-Arzt wird individuell entscheiden, ob eine Mayr-Kur für den Patienten gerade sinnvoll ist. Zudem wird er die Mary-Therapie so individuell gestalten, dass sie praktisch in jedem Gesundheitszustand durchgeführt werden kann. Selbst bei Kindern, alten und geschwächten Menschen ist sie möglich; eine milde Diätform wird dann gewählt. Schwangere und stillende Frauen sollten jedoch von einer Mayr-Kur absehen. Da viele Giftstoffe im Körper gelöst werden, könnten sie über Plazenta oder Muttermilch zum Kind gelangen.

Wer die Therapie ambulant und dabei parallel zum Job macht, wird sie nicht in derselben Intensität durchführen können wie in einem Kurhaus. Auch dann wird eine mildere Diätform gewählt werden, um leistungsfähig zu bleiben. Dafür hat die ambulante Therapie den Vorteil, dass sie über einen längeren Zeitraum als die üblichen 3 bis 4 Wochen im Kurhaus durchgeführt werden kann. Auch dann lassen sich gute gesundheitliche Verbesserungen erzielen.

Bei Krebs hängt die Durchführung einer Mayr-Therapie vom Allgemeinzustand und Stadium der Erkrankung ab. Bei Tumorerkrankungen empfehlen Mayr-Ärzte zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie eine Ernährungsumstellung im Sinne einer milden Dauerkost. Eine entsprechende Kur, bei der die Mayr-Prinzipien absolut individuell angewandt werden, ist als sanfter Beginn dieser Umstellung sinnvoll.

Für eine Mayr-Therapie anfallende Kosten sind nicht einheitlich: Sie hängen von der Therapiedauer und der Art der Durchführung ab. Stationäre Behandlungen kosten in der Regel mehr als ambulante – natürlich ist ihr Preis auch immer abhängig von der stationären Einrichtung, die auch auf Fünfsterneniveau möglich ist. Manche Österreichische Krankenkassen übernehmen zumindest Teilbeträge der ärztlichen Behandlung und der Therapiebausteine. Versicherte sollten sich bei ihrer Krankenkasse erkundigen.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

20. Oktober 2020

Erstellt am:

2. Januar 2017

Stand der medizinischen Information:

20. Oktober 2020

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