Halb-Vegetarier werden auch Flexitarier genannt. Oder, von Kritikern: Vegetarier ohne Durchhaltevermögen. Spätestens seit 2012 ist der Begriff des Flexitariers aber offiziell anerkannt und nun auch in gängigen englischsprachigen Wörterbüchern zu finden. Eine fixe Definition, wie oft Fleisch-Essen bei einer flexitarischen "Diät" erlaubt ist, gibt es aber nicht. Der gelegentliche Fleischverzicht kann die Umwelt entlasten und für die Gesundheit viel Gutes tun – vor allem, wenn Fleisch und Fisch durch viele hochwertige pflanzliche Speisen ersetzt wird.
Vermutlich gibt es viele Flexitarier, die schon welche waren, lange bevor der hippe Begriff in aller Munde war. Bewegungen wie "Meatless Monday" (Fleischloser Montag) in vielen Kantinen möchten schon länger dazu anregen, Fleisch nicht ganz vom Speiseplan zu streichen, aber es etwas seltener zu essen. Fleischersatzprodukte, die aussehen und ein bisschen schmecken wie "echtes Fleisch", sollen diesen Trend für begeisterte Fleisch-Fresser erleichtern. Ein flexitarischer Lebensstil ist für viele ein gut umsetzbarer Kompromiss für das Gewissen: Man isst Fleisch, aber eben nicht zu jeder Mahlzeit oder täglich.
Nach einer genauen Gramm-Angabe, wie viel Fleisch für Flexitarier erlaubt ist, sucht man vergeblich. Es geht darum, sich selbst ein realistisches Ziel für gelegentlichen Fleisch-Verzicht zu setzen.
Flexitarismus könnte so aussehen:
Flexitarismus verbindet viele Vorteile von einem vegetarischen Lebensstil mit denen eines Fleischessers. Studien haben gezeigt, dass Vegetarier länger leben, weniger wiegen und einen gewissen Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs genießen. Vor allem rotes Fleisch lässt das Herzinfarkt-Risiko in die Höhe schießen. Wer weniger Fleisch isst, genießt all diese Vorteile – wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie "richtige" Vegetarier.
Obwohl es in Österreich bereits viele Vegetarier gibt, ist diese Lebens- und Essensweise noch nicht überall uneingeschränkt akzeptiert. Wer Angst hat, sich durch den Fleisch-Verzicht sozial auszugrenzen, kann einfach Flexitarier werden. Wenn man bei Fleisch-liebenden Freunden zum Essen eingeladen ist oder in Restaurants keine guten vegetarischen Optionen auf der Speisekarte stehen, wählt man einfach Fleisch. Zu Hause kann man dann wieder vorwiegend vegetarische Speisen genießen. So isst man insgesamt gesünder, aber ohne Dogma, das manche als Einschränkung empfinden.
Eine langsame Umstellung auf eine flexitarische Lebensweise erleichtert die Anpassung in der Ernährung. Wer es gewohnt ist, sehr viel Fleisch zu essen, sollte mit 1 oder 2 fleischfreien Tagen pro Woche anfangen und diese Gewohnheit langsam ausweiten.
Folgende Lebensmittel dürfen bei Flexitariern öfter am Speiseplan stehen:
Um Eiweiß-Mangel muss man sich als Flexitarier übrigens keine Sorgen machen: Es gibt zahlreiche vegetarische Lebensmittel, die viel Eiweiß haben und den Bedarf locker decken.
Insgesamt kommt eine flexitarische Ernährung vermutlich auch etwas billiger. Bohnen und Linsen etwa sind wesentlich preisgünstigere Eiweißquellen als Fleisch. Dieses "gesparte" Geld kann dann in hochwertiges Fleisch investiert werden, wenn es dann einmal auf dem Speiseplan steht. Richtiges Bio-Fleisch, am besten aus der Region, ist gesünder und schmeckt auch besser. Wenn man seltener Fleisch isst, darf es auch teuer sein. Es gilt: Qualität vor Quantität.
Ein flexitarischer Lebensstil ist sehr einfach in den Alltag zu integrieren. Er bietet eine gute Gelegenheit, spannende neue Lebensmittel auszuprobieren und gleichzeitig Umwelt und Gesundheit etwas Gutes zu tun. Wenn Sie es nicht möchten, muss Ihr Umfeld nicht einmal wissen, dass sie jetzt Flexitarier sind! Oder Sie verkünden es ganz stolz allen, die Sie kennen – das liegt bei Ihnen. Im Gegensatz zu "Vegetariern, die gelegentlich Fleisch essen" (und sich vielleicht auch noch für diese "Ausrutscher" schämen), stehen Flexitarier offen zu ihrer Entscheidung, Fleisch zu essen – mal mehr, mal weniger, aber eben nicht sehr oft. Ganz flexibel eben.