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Was ist ein Flexitarier?

Flexitarierin isst ein Stück Fleisch
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Flexitarier greifen manchmal auch zu Fleisch. (puhhha / Shutterstock.com)

Flexitarier gehen flexibel mit dem Essen von Fleisch und Fisch um. Sie versuchen, etwas weniger von tierischen Produkten zu konsumieren oder bewusst auf hohe Qualität zu achten. So genau wie Vegetarier, die nie zu Steak, Wurst und Co greifen, nehmen sie es aber nicht.

Halb-Vegetarier werden auch Flexitarier genannt. Oder, von Kritikern: Vegetarier ohne Durchhaltevermögen. Spätestens seit 2012 ist der Begriff des Flexitariers aber offiziell anerkannt und nun auch in gängigen englischsprachigen Wörterbüchern zu finden. Eine fixe Definition, wie oft Fleisch-Essen bei einer flexitarischen "Diät" erlaubt ist, gibt es aber nicht. Der gelegentliche Fleischverzicht kann die Umwelt entlasten und für die Gesundheit viel Gutes tun – vor allem, wenn Fleisch und Fisch durch viele hochwertige pflanzliche Speisen ersetzt wird.

Ein Begriff mit Geschichte

Vermutlich gibt es viele Flexitarier, die schon welche waren, lange bevor der hippe Begriff in aller Munde war. Bewegungen wie "Meatless Monday" (Fleischloser Montag) in vielen Kantinen möchten schon länger dazu anregen, Fleisch nicht ganz vom Speiseplan zu streichen, aber es etwas seltener zu essen. Fleischersatzprodukte, die aussehen und ein bisschen schmecken wie "echtes Fleisch", sollen diesen Trend für begeisterte Fleisch-Fresser erleichtern. Ein flexitarischer Lebensstil ist für viele ein gut umsetzbarer Kompromiss für das Gewissen: Man isst Fleisch, aber eben nicht zu jeder Mahlzeit oder täglich.

Wie häufig darf ich Fleisch essen?

Nach einer genauen Gramm-Angabe, wie viel Fleisch für Flexitarier erlaubt ist, sucht man vergeblich. Es geht darum, sich selbst ein realistisches Ziel für gelegentlichen Fleisch-Verzicht zu setzen.

 

Flexitarismus könnte so aussehen:

  • 5 fleischlose Tage pro Woche ODER
  • 2 Mahlzeiten mit Fleisch pro Woche ODER
  • Fleisch nur bei Einladungen oder in Restaurants ODER
  • weniger Fleisch als bisher, Tendenz sinkend ODER
  • bewusst wenig, aber hochwertiges Fleisch (Bio, artgerechte Haltung) konsumieren

Warum ist es gut, Flexitarier zu sein?

Flexitarismus verbindet viele Vorteile von einem vegetarischen Lebensstil mit denen eines Fleischessers. Studien haben gezeigt, dass Vegetarier länger leben, weniger wiegen und einen gewissen Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs genießen. Vor allem rotes Fleisch lässt das Herzinfarkt-Risiko in die Höhe schießen. Wer weniger Fleisch isst, genießt all diese Vorteile – wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie "richtige" Vegetarier.

Obwohl es in Österreich bereits viele Vegetarier gibt, ist diese Lebens- und Essensweise noch nicht überall uneingeschränkt akzeptiert. Wer Angst hat, sich durch den Fleisch-Verzicht sozial auszugrenzen, kann einfach Flexitarier werden. Wenn man bei Fleisch-liebenden Freunden zum Essen eingeladen ist oder in Restaurants keine guten vegetarischen Optionen auf der Speisekarte stehen, wählt man einfach Fleisch. Zu Hause kann man dann wieder vorwiegend vegetarische Speisen genießen. So isst man insgesamt gesünder, aber ohne Dogma, das manche als Einschränkung empfinden.

So gelingt der Umstieg

Eine langsame Umstellung auf eine flexitarische Lebensweise erleichtert die Anpassung in der Ernährung. Wer es gewohnt ist, sehr viel Fleisch zu essen, sollte mit 1 oder 2 fleischfreien Tagen pro Woche anfangen und diese Gewohnheit langsam ausweiten.

Folgende Lebensmittel dürfen bei Flexitariern öfter am Speiseplan stehen:

  • Bohnen und Linsen: Hülsenfrüchte schmecken gut und können in Salaten, Eintöpfen, Suppen und Borritos statt Fleisch genossen werden
  • Tofu: Aus Sojabohnen gewonnener Tofu hat kaum Eigengeschmack und ist deshalb sehr flexibel statt Fleisch einsetzbar. Probieren Sie leckere Sorten wie Räuchertofu, mit Oliven und verschiedenen Kräutern.
  • Gemüse und Obst: Es gibt so viele tolle Gemüse- und Obstsorten, die viel mehr Abwechslung bieten als selbst die exotischsten Fleischsorten. Kosten Sie sich quer durch das Gemüsebeet, und Sie werden gar nicht bemerken, dass es nicht mehr täglich Fleisch am Teller gibt.
  • Nüsse und Samen: Diese Lebensmittel haben viele hochwertige Fettsäuren, die vor Herzerkrankungen und Diabetes schützen können. Über Salate gestreut oder pur gesnackt schmecken sie lecker. Am besten immer wieder neue Sorten ausprobieren und abwechseln.

Um Eiweiß-Mangel muss man sich als Flexitarier übrigens keine Sorgen machen: Es gibt zahlreiche vegetarische Lebensmittel, die viel Eiweiß haben und den Bedarf locker decken.

Weniger, aber dafür besser

Insgesamt kommt eine flexitarische Ernährung vermutlich auch etwas billiger. Bohnen und Linsen etwa sind wesentlich preisgünstigere Eiweißquellen als Fleisch. Dieses "gesparte" Geld kann dann in hochwertiges Fleisch investiert werden, wenn es dann einmal auf dem Speiseplan steht. Richtiges Bio-Fleisch, am besten aus der Region, ist gesünder und schmeckt auch besser. Wenn man seltener Fleisch isst, darf es auch teuer sein. Es gilt: Qualität vor Quantität.

Schwierig oder einfach?

Ein flexitarischer Lebensstil ist sehr einfach in den Alltag zu integrieren. Er bietet eine gute Gelegenheit, spannende neue Lebensmittel auszuprobieren und gleichzeitig Umwelt und Gesundheit etwas Gutes zu tun. Wenn Sie es nicht möchten, muss Ihr Umfeld nicht einmal wissen, dass sie jetzt Flexitarier sind! Oder Sie verkünden es ganz stolz allen, die Sie kennen – das liegt bei Ihnen. Im Gegensatz zu "Vegetariern, die gelegentlich Fleisch essen" (und sich vielleicht auch noch für diese "Ausrutscher" schämen), stehen Flexitarier offen zu ihrer Entscheidung, Fleisch zu essen – mal mehr, mal weniger, aber eben nicht sehr oft. Ganz flexibel eben.

AUTOR


Magdalena Eitenberger, MA
REDAKTIONELLE BEARBEITUNG


Elisabeth Mondl


ERSTELLUNGS-/
ÄNDERUNGSDATUM


09.02.2015 / 04.07.2019
QUELLEN
The Flexitarian Diet: The Mostly Vegetarian Way to Lose Weight, Be Healthier, Prevent Disease, and Add Years to Your Life, D. Jackson Blatner, Mcgraw Hill Book Co, 1. Auflage, New York, 2010