Bei jungen Männern sind psychische Ursachen für Erektionsstörungen am häufigsten, mit fortschreitendem Lebensalter nehmen jedoch körperliche Komplikationen zu. Als organische Ursachen sexueller Funktionsstörungen kommen u. a. Atherosklerose, Diabetes, hormonelle Störungen, aber auch mechanische Prozesse im Rückenbereich infrage. Medikamente spielen ebenso eine Rolle.
Wer unter Erektionsstörungen leidet, sollte als erstes einen Facharzt oder eine Fachärztin für Urologie aufsuchen. Mit verschiedenen Verfahren wird erhoben, ob und wann Erektionen zustande kommen und ob die Nervenleitfähigkeit eingeschränkt ist. Bei Bedarf können auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Zusätzlich werden auch Blutdruck und Puls erhoben, sowie verschiedene Laboruntersuchungen gemacht, um z. B. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes ausschließen zu können. "Eine fehlende Morgenerektion spricht für eine körperliche Ursache: In diesem Fall müssen unbedingt Durchblutungs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen abgeklärt werden", macht Univ.-Prof. Dr. Matthäus Willeit, Univ.-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien/des AKH Wien, aufmerksam.
Die Reduktion von Übergewicht, sowie der Rauchstopp und der Verzicht auf Alkohol wirken sich positiv auf das Sexualleben des Mannes aus. Potenzmittel wirken nur bei psychischen Problemen oder wenn Durchblutungsstörungen vorliegen. Letztere sollten aber unbedingt auch mit anderen Maßnahmen behandelt werden, denn durch sie besteht ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Bei Hormonmangel, Beckenbodenschwäche oder Problemen mit der Informationsweiterleitung über die Nerven ist der Einsatz von Potenzmitteln hingegen sinnlos.
"Faktoren, die eine psychisch bedingte Erektionsstörung begünstigen, sind affektive Störungen wie Depressionen, sowie das Vorliegen von (Versagens-)Ängsten und partnerschaftlichen Problemen", erklärt Prof. Willeit. So gibt es beispielsweise zwischen dem Auftreten einer Depression und Erektionsstörungen einen starken statistischen Zusammenhang. Wird die Depression medikamentös behandelt, kann das ebenfalls zu Erektionsstörungen führen. Bei psychischen oder partnerschaftlichen Problemen sollte ein Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater hinzugezogen werden.
"Erektionsstörungen oder die Verminderung der Lust können zu Partnerkonflikten und einer Beeinträchtigung des Selbstvertrauens führen", berichtet Prof. Willeit. Wenn die Erektionsstörung eine körperliche Ursache hat, aber man von eigenen Ansprüchen oder jenen des Partners unter Druck gesetzt wird, verschlimmert das die Situation nur. "Entsprechende Aufklärung und unter Umständen eine Einbeziehung der Partnerin oder des Partners können das Risiko für diese sich selbst verstärkenden Prozesse reduzieren", so Prof. Willeit abschließend.