Akne

Frau mit Akne
Akne betrifft vor allem Jugendliche: Mehr als die Hälfte ist an Akne erkrankt.
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Akne ist eine Erkrankung der Haut, die am häufigsten bei Jugendlichen in der Pubertät auftritt. Sie kann jedoch in jedem Lebensalter entstehen. Charakteristisch für die Erkrankung ist die Bildung kleiner Pickel.

Medizinische Expertise

Markus Dawid

OA Dr. Markus Dawid

Facharzt für Dermatologie
Schottengasse 3-3A, I. Hof, 3. Stock
www.markusdawid.at
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Diese entstehen, wenn die Talgdrüsenfollikel "verstopft" sind, verstärkt Hautfett (Sebum) gebildet wird und diese Teile als Pustel, Mitesser (Komedone) oder Papeln (gerötete Hautstellen) sichtbar werden. Diese Hautirritationen entstehen häufig dort, wo die Talgproduktion stärker ist, z.B. im Gesicht, am Dekolleté oder am Rücken. Akne ist üblicherweise nicht behandlungsbedürftig, sie vergeht von selbst wieder. Bei der schweren Akne können schmerzhafte Entzündungen und abszessähnliche Fisteln entstehen, dann ist eine medizinische Behandlung nötig.

Video: Akne – Ursachen, Verlaufsformen und Therapie

Der Verlauf von Akne und die Therapiewahl hängen auch von der genauen Ursache der Hautunreinheiten ab. Worauf man dabei achten muss, erklärt Dr. Sabine Schwarz, Fachärztin für Dermatologie in Wien. (Webinar, 15.05.2023)

Akne ist ein weit verbreitetes Problem, an dem vor allem Jugendliche leiden. Zwischen 70 und 95 % aller 15- bis 18-Jährigen leiden an Akne. Üblicherweise bildet sich die Erkrankung nach der Pubertät wieder zurück. Allerdings bleiben bei 2 bis 7 % der Betroffenen Narben zurück. Während der Pubertät tritt Akne bei jungen Männern häufiger und stärker auf. Etwa 10 % der jungen Frauen leiden auch nach der Pubertät weiterhin an Akne. Meist vergeht sie jedoch um das 25. Lebensjahr. Bei etwa 15 bis 30 % aller Betroffenen ist die Erkrankung so schwer, dass sie medizinisch behandelt werden muss. Akne kann jedoch auch bei Frauen 40+ auftreten, wenn z.B. eine hohe Testosteronproduktion vorliegt.

Bisher ging man davon aus, dass für die Entstehung der Akne verschiedene Fehlfunktionen verantwortlich sind: eine erhöhte Talgdrüsenaktivität, d.h. eine Überproduktion an Talg, eine verstärkte Verhornung, eine Überbesiedlung der Haut mit Bakterien und bestimmte Entzündungsprozesse. Mit Beginn der Pubertät produziert die Nebenniere das Hormon Testosteron. Dieses regt die Talgproduktion an. Kommt es daher plötzlich zu einer (starken) Testosteron-Produktion, entsteht mehr Talg, der sich an der Haut ansiedelt, z.T. verhornt und Pickel, Pusteln und Papeln verursacht.

Folgende Akne-Formen werden unterschieden:

  • Leichte Form (Acne comedonica): Typisch dafür sind Mitesser, die vor allem im Gesicht entstehen.
  • Mittelschwere Form (Acne papulopustulosa): Sie charakterisiert sich durch entzündliche Veränderungen, es entstehen mit Eiter gefüllte Pusteln oder Papeln (gerötete Hautveränderungen), meist im Gesicht oder am Hals. Mitunter können die Pickel auch schmerzhaft sein, wenn es sich um tief unter der Haut liegende Entzündungen handelt.
  • Schwere Form (Acne conglobata): Eine Reihe entzündeter Pickel sind sichtbar, sie können mit Flüssigkeit gefüllt oder gerötet sein, in schweren Fällen können auch abszessähnliche Fisteln entstehen.

Neue Untersuchungen zeigen, dass die Ursachen für die Erkrankung weit vielfältiger sind als bisher angenommen.

Als gesichert gelten folgende Ursachen:

  • genetische Faktoren
  • Entzündungsprozesse sind Ursachen, nicht aber – wie bisher angenommen – die Folge von Akne (Erreger ist meist Staphylococcus aureus)
  • In der Pubertät: beginnende Testosteronproduktion
  • ein unregelmäßiger Menstruationszyklus bei Frauen
  • Schwangerschaft
  • Klima (Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung)
  • Umweltfaktoren
  • bestimmte Medikamente (z.B. Glukokortikoide, Psychopharmaka, Vitamin B, Cortison, Anabolika u.a.)

Wie weit psychische Faktoren, wie z.B. Stress, Einfluss auf die Entstehung von Akne haben, konnte noch nicht geklärt werden. Allerdings steht er als Risikofaktor zur Diskussion. So sind stresssensible Substanzen (Neuropeptide) an Entzündungen der Talgdrüsenfollikel beteiligt. Ob die Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf die Krankheitsentstehung hat, wird diskutiert. Wissenschafter nehmen an, dass eine zuckerreiche Ernährung eine hohe Insulinausschüttung hervorruft und diese das Hautbild beeinflussen kann. Umfassende Daten dazu fehlen jedoch noch.

Um schwere Verlaufsformen zu verhindern, sowie um einer Narbenbildung vorzubeugen, ist eine frühe Diagnose unerlässlich. Der Hautarzt untersucht die betroffenen Hautstellen gründlich und kann sich so ein Bild davon machen, ob es sich tatsächlich um Akne handelt. Je nach Art der Hautveränderung spricht man von leichter, mittelschwerer oder schwerer Akne. Deutet die Erkrankung auf Komplikationen oder schwere Verläufe hin, kann eine mikrobielle Untersuchung oder eine Hormonuntersuchung Klarheit schaffen.

Mikrobielle Untersuchung

Eine genaue Untersuchung im Hinblick auf die Mikrobiologie der Hautveränderungen ist üblicherweise nicht nötig und wird nur in schweren Fällen empfohlen. So z.B. wenn bereits eine Behandlung durchgeführt wurde, diese aber wirkungslos geblieben ist.

Hormonuntersuchung

Eine Hormondiagnostik ist nur erforderlich, wenn eine "Vermännlichung" eintritt, z.B. Bartwuchs bei Frauen, starke Zyklusunregelmäßigkeiten. Grund dafür können Androgene, also männliche Hormone sein, die in der Pubertät von der Nebenniere verstärkt gebildet werden. Eine Überproduktion kurbelt auch die Talgproduktion an und verursacht Akne. Eine hormonbedingte Akne kann auch bei Frauen ab 40 Jahren auftreten, auch hier ist eine Bestimmung des Hormonstatus sinnvoll. Empfohlen ist die Untersuchung auch bei erwachsenen Frauen, bei denen eine Therapie bisher wirkungslos geblieben ist.

Akne ist nicht nur ein gesundheitliches Problem, das den Körper betrifft, denn Betroffene leiden meist auch psychisch an den unübersehbaren Ausprägungen der Erkrankung. Eine effiziente Therapie sollte daher, auf Basis einer genauen Diagnostik, möglichst frühzeitig erfolgen. Ziel dabei ist es, die Talg-Überproduktion und in der Folge die Entzündungsprozesse zu stoppen, die Haut entsprechend zu pflegen (Desinfektion) und sie zur Neubildung von Hautzellen anzuregen.

Für eine Ersttherapie gibt es 2 Möglichkeiten:

  • Topische (lokale) Behandlung
  • Sytemische (orale) Therapie

Als Therapie erster Wahl gilt eine Kombination aus Topischem Retinoid und Medikamenten der Gruppe Benzoylperoxid (BPO). Je nach Schweregrad kann in der Akuttherapie auch ein Antibiotikum verabreicht werden.

Lokale Therapie

Je nach Ausprägung der Erkrankung gibt es verschiedene Optionen zur Behandlung. Die lokale Therapie sieht eine Behandlung der betroffenen Hautareale mit Salben, Tinkturen, Lotionen, Lösungen u.a. vor. Es stehen mehrere Therapeutika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Auswahl:

Benzoylperoxid (BPO)

Die Lokaltherapie mit BPO wirkt einerseits entzündungshemmend, andererseits verhindert sie, dass es zu Resistenzbildungen der Erreger-Keime kommt. Die Wirkung der BPO beruht auf oxidativen Abbauvorgängen und der Entwicklung von freien Radikalen. Diese Mechanismen führen dazu, dass die Entstehung von bestimmten Erregerbakterien verhindert bzw. verringert wird. Weiters unterdrückt BPO die Freisetzung bestimmter Sauerstoff-Komponenten, die bei entzündlichen Reaktionen eine wichtige Rolle spielen.

Topische Retinoide

Die topischen Retinoide Tretinoin, Isotretinoin und Adapalen werden in Form von Gels, Cremen, Lotions oder Lösungen verwendet. Alle Substanzen haben eines gemeinsam: sie wirken nicht auf die Talgdrüsenaktivität. Ihre Wirkung besteht darin, dass sie die Neubildung von Mitessern und Entzündungen verhindern. Eine Therapie mit topischen Retinoiden dauert üblicherweise bis zu 12 Wochen, in Kombination mit anderen Präparaten u.U. auch bis zu 12 Monate.

Lokale (topische) Antibiotika

Erythromycin, Clindamycin, Nadifloxacin und Tetracyclin sind Antibiotika, die eine Entzündung verhindern sollen. Sie müssen jedoch entsprechend lange angewendet werden, damit sich Erreger nicht weiter vermehren können.

Azelainsäure

Diese Substanz eignet sich zur Behandlung von mittelschweren und schweren Akneformen, sowie in der Kombination mit BPO, Antibiotika, Retinoiden und/oder systemischen Antibiotika. Die Wirkung von Azelainsäure beruht darauf, dass sie die Bildung von Mitessern verringert bzw. verhindert, sie wirkt entzündungshemmend und antimikrobiell. Auch hier muss eine Therapie mindestens 12 Wochen lang durchgeführt werden. Eine Therapie mit Azelainsäure kann auch in der Schwangerschaft erfolgen.

Systemische Therapie (Medikamente)

Eine Therapie mit Medikamenten ist sinnvoll, wenn eine lokale Therapie nicht erfolgreich war. Dafür stehen unterschiedliche Medikamente zur Auswahl. Je nach Art der Akne kommen diese zum Einsatz.

Antibiotika

Hierzu zählen u.a. Substanzen wie Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin oder Erythromycin. Systemische Antibiotika vermindern einerseits die Besiedlung der Talgdrüsenfollikel mit Propionibacterium acnes, andererseits wirken sie entzündungshemmend.

Isotretinoin

Isotretinoin wird bei schwerer Akne empfohlen, bei der eine systemische Antibiotika- bzw. eine topische Therapie versagt hat. Isotretinoin ist sowohl ein Medikament als auch ein natürlich vorkommendes Vitamin A-Derivat. Die Substanz vermindert die Bildung neuer Mitesser, reduziert die Größe der Talgdrüse, verringert die Talgproduktion und hemmt Entzündungsprozesse, indem sie die Bakterienproduktion verringert.

Antiandrogene (Pille)

Die Therapie mit Antiandrogenen – in der Pille enthaltene Substanzen – beeinflusst die Talgproduktion und kann eine Überproduktion um bis zu 65 % verringern. Die Medikamente können aber auch das Testosteron um bis zu 50 % senken.

Sonstige Systemtherapien

Eine systemische Therapie mit Glukokortikoiden, Dapson oder Zink ist grundsätzlich nicht zu empfehlen, ist aber in Sonderfällen, schwierigen Verläufen etc., jedoch nur nach eingehender Diagnose eine mögliche Option.

Physikalische Therapie

Chemische Peelings, Lichttherapie oder Laser sind keine Therapien erster Wahl, ihre Wirksamkeit ist z.T. fraglich oder nur bei bestimmten Verläufen indiziert (z.B. Laserbehandlung bei Narbenbildung). Durch die manuelle Entfernung der Pickel, Pusteln oder Papeln durch den Hautarzt, oder vom Kosmetikinstitut durchgeführt, fühlt sich der Betroffene psychisch besser. Dank eines besseren Selbstwertgefühls führt er auch eine vorgeschlagene Therapie konsequenter durch, wenn sie durch eine "manuelle Therapie" ergänzt wird.

Noch besser als Pickel gut zu behandlen, ist es natürlich, ihre Entstehung von vornherein zu verhindern. Einige grundlegende Änderungen im täglichen Ablauf können hierbei oftmals schon viel bewirken.

Tägliche, regelmäßige Reinigung

Verunreinigungen auf der Haut begünstigen die Bildung von Pickeln, deshalb ist eine tägliche Reinigung des Gesichts (morgens und abends) besonders wichtig. Am besten eignet sich eine Pflege mit wasserhaltigen Produkten, leichten Öl-in-Wasser-Emulsionen oder Hydrogelen. Das Produkt sollte auf den pH-Wert der Haut abgestimmt sein, so ist auch die antibakterielle Wirkung gegeben. Auf den Hauttyp abgestimmte Reinigungsmilch oder ein entfettendes Waschgel können, in täglicher Routine angewendet, Hautunreinheiten ebenfalls reduzieren.

Frauen sollten sich – unabhängig vom Hauttyp – stets abschminken, da Make-Up die Poren verstopft und Pickel verursachen kann. Übermäßiges Waschen kann einen gegenteiligen Effekt haben, deshalb: regelmäßig aber nicht zu aggressiv reinigen. Nehmen Sie außerdem zum Abtrocknen nach der Gesichtsreinigung unbedingt ein eigenes bzw. frisches Handtuch, sonst verteilen Sie Keime auf der Haut, die wiederum für Mitesser und Co verantwortlich sind.

Nicht an Pickeln und Mitessern drücken

Drücken Sie Pickel und Mitesser nicht aus. Selbst Kosmetiker entfernen nur nicht entzundene Hautunreinheiten. Beim Ausdrücken werden Bakterien auf der Haut verteilt, weitere Pickel können dadurch entstehen. Außerdem können entzündete Pickel sichtbare Narben hinterlassen. Halten Sie die betroffenen Stellen sauber und tragen Sie antibakterielle Lösungen auf.

Äußere Faktoren beachten

UV-Belastung, klimatisierte Luft, stark beheizte Räume und Kälte beeinflussen die Haut oft negativ. Sie kann gereizt werden, Pickel treten dann vermehrt auf. Häufiges Bräunen im Solarium hat denselben Effekt. Sehr schlecht wirkt sich auch Rauchen aus. Ein Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Akne konnte wissenschaftlich erwiesen werden. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass Raucher eher Akne entwickeln als Nichtraucher. Rauchen mindert außerdem die Durchblutung der Haut und lässt sie schneller altern. Ein Rauch-Stopp sollte im Sinne einer verbesserten Hautgesundheit in jedem Fall angestrebt werden.

Ein anderer negativer Faktor ist nervliche Überbelastung. Bei Stress fühlt man sich "nicht wohl in seiner Haut" und an dem Sprichwort ist viel Wahres dran. Denn das Stresshormon CRH (Corticotropin-releasing hormone) regt die Produktion von Fett und Testosteron an, diese lassen infolge vermehrt Pickel sprießen. Entspannungsübungen zwischendurch helfen demnach nicht nur dem eigenen Wohlbefinden, sondern auch der Haut.

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Als wirksam haben sich Pflegeprodukte mit Anteilen an Fruchtsäuren, Glykolsäure, Salicylsäure und auch Milchsäure erwiesen. Sie verhindern eine Neubildung von Mitessern. Im Bereich der natürlichen Methoden können Kamille, Azulen oder Teebaumöl hilfreich sein, da sie entzündungshemmend wirken. An entzündlichen Pickeln sollte man keinesfalls selbst herumdrücken, da diese Entzündungskeime sich vermehren und noch mehr Pickel entstehen lassen. Auch der Arzt oder die Kosmetikerin entfernen nur nicht-entzündliche Pickel.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

15. Juni 2023

Erstellt am:

24. November 2016

Stand der medizinischen Information:

24. November 2016


ICD-Code:
  • L70

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