Potenzmittel

Mann und Frau im Bett sind frustriert weil Mann Potenzprobleme hat
Medikamente können bei der Steigerung der Potenz unterstützen.
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Potenzmittel bieten Abhilfe für Männer, die aufgrund organischer Ursachen mit Erektionsproblemen zu kämpfen haben. Die Mittel der Wahl sind die sogenannten PDE 5-Hemmer.

Medizinische Expertise

Florian Wimpissinger

Prim. Priv.-Doz. Dr. Florian Wimpissinger, FEBU, MBA

Facharzt für Urologie und Andrologie, Leiter der Abteilung für Urologie, Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf
Sensengasse 3, 1090 Wien
www.wimpissinger.net
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Dazu zählen Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil, die aufgrund ihrer sehr guten Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwenderfreundlichkeit fast ausschließlich zum Einsatz kommen. Für Betroffene, die aufgrund von diversen Erkrankungen keine PDE 5-Hemmer einnehmen dürfen oder bei welchen PDE 5-Hemmer nicht wirken, bieten sich Alternativen wie Alprostadil an, das direkt in den Schwellkörper des Penis injiziert oder in der Harnröhre eingeführt werden.

Zu den organischen Ursachen einer erektilen Dysfunktion/Potenzstörung zählen (Reihenfolge nach der Häufigkeit):

  • Diabetes mellitus
  • Gefäßerkrankungen: Arteriosklerose, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck
  • große operative Eingriffe im Beckenbereich (Dickdarm, Prostata)
  • neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
  • Wirbelsäulenverletzungen und Rückenmarkserkrankungen

Phosphodiesterase ist für den Abbau jener Botenstoffe verantwortlich, die zu einer Kontraktion der glatten Muskulatur führen. Diese glatte Muskulatur findet sich unter anderem an den Blutgefäßen (vor allem an der Muskulatur der Schwellkörper) des Penis. Die Wirkstoffe Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil tragen u.a. zu einem Anspannen der Muskulatur bei, sie sorgen für eine längere und verstärkte Durchblutung des Penis. Das Ergebnis ist eine stärkere und länger anhaltende Erektion. Weiters regelt PDE 5 später den Rückgang der Erektion.

Die Begriffe Potenzmittel und potenzfördernde Medikamente werden in medizinischen Fachkreisen schon seit längerem nicht mehr verwendet. Stattdessen sprechen Ärzte von Medikamenten bei erektiler Dysfunktion oder kurz ED-Medikamente. Diese sogenannten PDE 5-Hemmer werden oral (Tabletten) eingenommen. Die Indikationsstellung und Erstverordnung erfolgen durch den behandelnden Urologen. Die Wirkstoffe unterscheiden sich in Bezug auf Wirkungseintritt, Wirkungsdauer und Nebenwirkungsprofil:

Sildenafil: Sildenafil war der erste PDE 5-Hemmer, der auf den Markt kam (1998). Die Tablette sollte 1 bis 2 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, fette Mahlzeiten verzögern das Eintreten der Wirkung. Die Wirkungsdauer beträgt maximal 4 Stunden.

Tadalafil: Die Substanz sollte etwa 45 bis 120 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Die Wirkungsdauer ist die längste unter den potenzfördernden Medikamenten – sie kann über 36 Stunden anhalten. Das bedeutet nicht, dass der Penis über diese Zeit durchgehend erigiert ist, sondern, dass Erektionen bei Erregung in dieser Zeit vom Medikament verstärkt (bzw. ermöglicht) werden.

Vardenafil: Der empfohlene Einnahmezeitpunkt liegt bei 25 bis 60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr. Fette Mahlzeiten verzögern auch hier den Eintritt der Wirkung. Die Wirkungsdauer beträgt etwa 4 Stunden.

Avanafil: Der neueste Vertreter unter den PDE 5-Hemmern ist seit 2014 verfügbar. Bei Avanafil setzt die Wirkung innerhalb von 30 Minuten ein und hält bis zu 6 Stunden an.

Bei verschiedenen Erkrankungen dürfen keine PDE 5-Hemmer eingenommen werden. Hierzu gehören...

  • ...vor weniger als sechs Monaten erlittener Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • ...sehr niedriger Blutdruck (90/60), (PDE 5-Hemmer sind blutdrucksenkend)
  • ...schwere Lebererkrankungen und Nierenerkrankungen
  • ...eine genetisch bedingte Erkrankung der Netzhaut (Retinitis pigmentosa)
  • ...Erkrankungen, die körperliche Anstrengungen verbieten: speziell koronare Herzerkrankungen, schwere Herzrhythmusstörungen, instabile Angina pectoris

Außerdem dürfen PDE 5-Hemmer nicht zusätzlich zu nitrat- oder molsidominhaltigen Medikamenten (für Herz- Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere zur Vorbeugung und Therapie der Angina pectoris) eingenommen werden. Selbst bei einem Zeitabstand von 48 Stunden zwischen der Einnahme dieser Medikamente besteht ein beachtliches Restrisiko. Bei der Einnahme von "Prostata-Medikamenten" in Form von Alpha-Rezeptorblockern wie Doxazosin, Alfuzosin oder Terazosin sollten Sie mindestens 4 Stunden warten, bevor Sie potenzfördernde Medikamente nutzen.

Zusätzlich gibt es einige Substanzen, welche die Wirkung von PDE 5-Hemmern erhöhen. Hierzu gehören unter anderem Medikamente gegen diverse Pilzerkrankungen (Ketokonazol und Itrakonazol), das Antibiotikum Erytromycin und HIV-Medikamente. Antiepileptika wie Phenobarbital, Phenytoin oder Carbamazepin verringern hingegen die Wirkung der PDE 5-Hemmer.

Generell sind die PDE 5-Hemmer gut verträglich. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Hautirritationen (Hautrötungen, sog. "Flush"), Muskel- oder Rückenschmerzen, Magenverstimmungen oder Schwellung der Nasenschleimhaut.

Grundsätzlich gilt: PDE 5-Hemmer können die Erektion nur bei sexueller Erregung unterstützen. Außerdem müssen Sie sich nach der Einnahme etwas gedulden, da die Wirkung verzögert einsetzt – je nach Präparat müssen Sie mit bis zu 2 Stunden "Wartezeit" rechnen. Um diese Zeit zu verkürzen, ist es hilfreich, vor der Einnahme auf fettes Essen zu verzichten.

Für Patienten, die aufgrund von diversen Erkrankungen keine PDE 5-Hemmer einnehmen dürfen, bieten sich Alternativen wie Alprostadil an, das direkt in den Schwellkörper injiziert oder in der Harnröhre eingeführt werden kann. Liegt die Ursache der Potenzstörung an einer Schädigung derjenigen Nerven, welche die Erregung zum Penis leiten, so sind PDE-5-Hemmer wirkungslos (z.B. nach Operationen oder bei Diabetes mellitus mit Neuropathie der parasympathischen Nerven).

Bei Männern mit Testosteronmangel schlagen potenzfördernde Medikament mitunter gar nicht an. Hier kann eine zusätzliche Hormontherapie Abhilfe schaffen. Bei primärer Libidostörung sind PDE 5-Hemmer in der Regel nicht wirksam. Eine psychisch bedingte Potenzstörung kann ursächlich ebenfalls nicht mit PDE 5-Hemmern behandelt werden.

Ein Manko der PDE 5-Hemmer ist der hohe Preis: Die österreichischen Krankenkassen übernehmen keine Therapiekosten, Sie müssen die Therapie selbst bezahlen. Dieser Umstand führt dazu, dass gerade PDE 5-Hemmer häufig aus dubiosen Quellen (meist über das Internet) bezogen werden. Diese Präparate weisen nicht selten hormonelle oder andere Verunreinigungen auf, was negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.

Allerdings ist im Juni 2013 der Patentschutz von Sildenafil abgelaufen, sodass diese Substanz nunmehr als Generikum – und damit deutlich günstiger als das Original – erhältlich ist.

  • Interview mit Dr. Florian Wimpissinger
  • Urologie, R. Hautmann, Springer Verlag, 4. Auflage, Heidelberg, 2010
  • Basiswissen Urologie, T. Gasser, Springer Verlag, 5. Auflage, Heidelberg, 2011
  • Praxisbuch Sexuelle Störungen, Peer Birken, Michael Berner (Hrsg), Thieme Verlag, Stuttgart 2013

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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. November 2020

Erstellt am:

30. März 2017

Stand der medizinischen Information:

17. November 2020

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