Physikalische Therapie

Frau genießt ein Moorbad - ein Teil der physikalischen Therapie
Bäder im Moor
© Balneotherapie) sind eine Form der Physikalischen Therapie. (Kzenon / Fotolia.com
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Die Physikalische Therapie umfasst Behandlungsmethoden, bei denen äußere Reize – wie Wärme oder Kälte, Massagen oder Bewegung – zur Behandlung Vorbeugung oder Rehabilitation eingesetzt werden. 

Medizinische Expertise

Wolfgang Gruther

Univ.Lektor Dr. Wolfgang Gruther, MSc

Facharzt für physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation
Wollzeile 1, 1010 Wien
www.healthpi.at
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Physikalische Therapien helfen bei vielen Arten von Beschwerden: das Spektrum reicht von Rückenschmerzen bis zur Ersten Hilfe nach Verletzungen, Rehabilitation nach Unfällen oder Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte. Welche Methode am besten für welche Beschwerden geeignet ist, entscheidet der behandelnde Facharzt.

  • Als Physikalische Therapie werden verschiedene Methoden zusammengefasst, die mit äußeren Reizen arbeiten.
  • Dazu zählen unter anderem Wärmebehandlungen, Massagen, Elektrotherapie und Lichttherapie.
  • Es gibt viele Anwendungsbereiche darunter Sportverletzungen, Hauterkrankungen und Durchblutungsstörungen.
  • Durchgeführt wird die Behandlung von Fachärzten für Physikalische Medizin und Rehabilitat.

Physikalische Therapie hat viele Einsatzgebiete. Die Therapieformen dienen der Heilung (Curation), Linderung (Palliation), Vorbeugung (Prävention) oder Wiederherstellung (Rehabilitation) von beeinträchtigten Körperfunktionen.

Physikalische Therapien helfen...

  • in der Ersten Hilfe: zum Beispiel nach Umknöcheln beim Sport oder bei Blutungen
  • bei Schmerzen aller Art: Rückenschmerzen, "Hexenschuss", Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen, schmerzbedingten Fehl- und Schonhaltungen
  • bei Beschwerden der Muskulatur: zum Beispiel bei Verspannungen im Rücken- und Nackenbereich oder bei Muskelschwäche
  • bei Einschränkungen der Beweglichkeit: zum Beispiel bei Funktionseinschränkungen, Haltungsschäden, Überbelastungsschäden, Abnützungserscheinungen (Arthrose) an Gelenken oder bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (Arthritis)
  • bei Durchblutungsstörungen: zum Beispiel der Beine
  • bei Hauterkrankungen: wie Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis oder schlecht heilenden Wunden
  • bei Beschwerden der Atemwege: zum Beispiel bei COPD
  • bei Osteoporose: Bei Osteoporose werden Muskeln und Knochen gekräftigt
  • in der Rehabilitation: Zum Beispiel nach Unfällen oder Operationen

Viele von uns kennen das: wir haben Rückenschmerzen und nichts ist angenehmer als ein warmer Thermophor auf der schmerzenden Stelle. Oder wir knöcheln um und ein Sack mit tiefgekühlten Erbsen lindert die entstandene Schwellung und den stechenden Schmerz. Aber nicht nur Kälte oder Wärme sind ein Bestandteil der physikalischen Therapie.

Hydrotherapie / Balneotherapie

Die Hydrotherapie nutzt generell die therapeutische Wirkung von Wasser. Die Balneotherapie oder auch Bäderheilkunde im Speziellen verwendet Heil- oder Salzwasser und die darin enthaltenen Inhaltsstoffe (z.B. Kohlensäure, Schwefel oder Magnesium). Die Anwendung erfolgt in Form von Voll- oder Teilbädern, Duschen, Güssen oder Dämpfen. Zur Balneotherapie gehört auch das Baden in Moor, Schlamm oder Paraffin. Ein Heilbad kann unter anderem die Hautdurchblutung und das Hautbild verbessern, beruhigen, entspannen und den Blutdruck senken. Anwendung findet die Balneotherapie vor allem bei Hauterkrankungen (Psoriasis, Neurodermitis) und bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

Thermotherapie

Die Thermotherapie nutzt die Wirkung von Kälte und Wärme. Der Reiz der Temperatur führt zu einer Verengung bzw. Erweiterung der Blutgefäße und kann dadurch schmerzstillend, entzündungshemmend oder durchblutungsfördernd wirken.

Bei der Kältetherapie (Kryotherapie) wird die Temperatur in unserem Gewebe auf maximal 15 ° C gesenkt, wodurch sich unsere Muskulatur zusammen zieht: der Stoffwechsel im Muskel wird reduziert und es werden weniger entzündungs- und schmerzauslösende Stoffe gebildet. Kälteanwendungen helfen vor allem bei akuten und starken Schmerzen, akuten Entzündungen und Schwellungen, nach Verletzungen und bei Krämpfen. Unter anderem können Behandlungen mit Eis, Kältepackungen, Kaltwasserbäder, Kältekammern oder Kältesprays zum Einsatz kommen.

Die Wärmetherapie zählt zu den ältesten medizinischen Methoden, deren Wirkung lange nur auf Erfahrungen beruhte. Die Behandlung mit Wärme regt die Durchblutung und den Stoffwechsel in unserem Gewebe an. Sie hilft bei subakuten und chronisch-entzündlichen Schmerzen, aber auch bei funktionellen Durchblutungsstörungen: Entzündungen, Muskelschmerzen und Arthrosen können durch die Wärmetherapie gelindert und die Beweglichkeit verbessert werden. Packungen oder Kompressen mit Capsaicin, Munaripulver, warmem Moor oder warmem Fango, aber auch Wärmeflaschen können unter anderem zum Einsatz kommen.

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Mechanotherapie / Bewegungstherapie

Mit Hilfe von Bewegung, die aktiv oder passiv sein kann, oder dem Einsatz von Motorschienen sowie Gang-Roboter (Lokomaten) können Einschränkungen des Bewegungsapparates therapiert werden. Ziel einer Bewegungstherapie ist es, die Angst vor einer Bewegung zu nehmen, den Ablauf von Bewegungen zu verbessern und neue Bewegungsmuster zu wiederholen. Damit eine Bewegungstherapie erfolgreich ist, muss regelmäßig geübt werden. Wichtige Bestandteile der Mechanotherapie sind die Physiotherapie, die Ergotherapie, die Sporttherapie oder als spezielle Form auch die Stoßwellentherapie.

Massage

Eine Massagetherapie dient der Lockerung und Entspannung der Muskulatur, sie wirkt stoffwechselanregend und verbessert die Durchblutung. Neben der klassischen Massage gibt es noch andere Arten, wie die Reflexzonenmassage oder die Lymphdrainage.

Ultraschalltherapie

Beim therapeutischen Einsatz von Ultraschall werden Schallwellen im Frequenzbereich zwischen 800 kHz und 3000 kHz erzeugt. Dabei kommt es zu einer Erwärmung und zu einer Art Tiefenbewegung (Kavitation) im Gewebe. Die Ultraschalltherapie ist dadurch eine Kombination aus Wärme- und Mechanotherapie. Eine Ultraschalltherapie kann unter anderem bei Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis zum Einsatz kommen.

Elektrotherapie

Die Elektrotherapie nutzt verschiedene Frequenzen von elektrischem Strom, um zum Beispiel Schmerzen zu lindern oder zu beseitigen, Muskeln oder Nerven zu stimulieren oder die Durchblutung anzuregen. Es wird unter anderem zwischen einer Gleichstrombehandlung, einer Niederfrequenztherapie, der Mittelfrequenztherapie und einer Hochfrequenztherapie (Kurzwellen, Dezimeterwellen, Mikrowellen) unterschieden.

Lichttherapie

Die Phototherapie nutzt die Wirkung von blauem Licht mit einer Wellenlänge von 460 nm und wird meist in der Therapie von Gelbsucht bei Neugeborenen eingesetzt.

Bei der Heliotherapie steht die Wirkung des UV-Lichtes - vor allem der UVB Strahlung - im Vordergrund. Sie kann bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis, bei Depressionen und Vitamin D-Mangel eingesetzt werden. Die Behandlungsdauer richtet sich dabei nach dem individuellen Hauttyp.

In der Lasertherapie werden verschiedene Arten von Laserstrahlen (680-1064 nm) eingesetzt, um zum Beispiel Schmerzen zu behandeln, Narben zu reduzieren oder die Durchblutung zu fördern.

Je nachdem, welche Beschwerden vorhanden sind, können auch mehrere Physikalische Methoden zum Einsatz kommen. Welche Therapie, wie lange und wie intensiv sie sein soll, entscheidet der behandelnde Facharzt nach einer gründlichen Untersuchung. Dabei wird auch der aktuelle Zustand der Gesundheit (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Status der Erkrankung, individuelle Belastbarkeit, Einteilung nach ICF) berücksichtigt und ein Ziel ermittelt. Anschließend kann der Arzt gemeinsam mit Ihnen Ihre Bedürfnisse ermitteln und einen auf Sie zugeschnittenen Therapieplan erstellen, deren Fortschritt laufend kontrolliert und gegebenenfalls angepasst wird.

Fachärzte für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation praktizieren in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren, Facharztordinationen und physikalischen Therapiezentren. Ausgebildete Fachkräfte wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseure oder Sporttherapeuten unterstützen die Ärzte in ihrer Tätigkeit.

Für den Erfolg einer physikalischen Therapie müssen einige Faktoren berücksichtigt werden: jeder hat eine individuelle Vorgeschichte, Schmerz- und Belastbarkeitsgrenze und Motivation, auf die eingegangen werden muss. Wenn sich die Beschwerden nach etwa 6 bis 10 Sitzungen nicht gebessert haben und das Therapieziel nicht erreicht werden kann, sollte eine neuerliche Untersuchung gemacht werden um zu klären, ob mit einer anderen Methode besserer Therapieziele erreicht werden können.

Wahlarzt, Kasseninstitut oder Kassenarzt? Je nachdem, wofür Sie sich entscheiden und bei welcher Krankenkasse Sie versichert sind, erstatten die Krankenkassen einen Teil oder die gesamten Kosten für eine Physikalische Therapie. Welche Krankenkasse wieviel übernimmt, kann sich dabei von Krankenkasse zu Krankenkasse unterscheiden.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

14. September 2020

Erstellt am:

12. Mai 2015

Stand der medizinischen Information:

14. September 2020

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