Morbus Crohn

Morbus Crohn mit Bauchschmerzen
Schmerzen treten bei Morbus Crohn typischerweise am rechten Unterbauch auf.
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Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine entzündliche, in Schüben verlaufende Darmerkrankung. Prinzipiell kann sie den gesamten Verdauungstrakt befallen, häufig erkranken aber vor allem Dünn- und Dickdarm.

Medizinische Expertise

Rainer Hubmann

Dr. Rainer Hubmann

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Hauptstraße 54, 4040 Linz
www.hubmannsv.at
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Dabei sind alle Schichten der Darmwand betroffen und es kommt zur Bildung von Geschwüren. Morbus Crohn macht sich bei den Betroffenen durch lang anhaltende und häufige Durchfälle, Schmerzen im rechten Unterbauch und Gewichtsverlust bemerkbar. Zusätzlich können andere Begleitbeschwerden wie Gelenkschmerzen auftreten. Nachdem die Gastroenterolog:in das Blut getestet und den Magen-Darm-Trakt endoskopisch untersucht hat, behandelt sie die Beschwerden medikamentös. Entzündungshemmende Mittel sollen zu symptomfreien Phasen führen, bei Komplikationen können Operationen notwendig werden.

  • Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die der Körper als Autoimmunreaktion selbst auslöst und die schubweise verläuft.
  • Die Erkrankung kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen.
  • Zu den häufigsten Symptomen zählen Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsverlust.
  • Neben einer medikamentösen Behandlung sollten Betroffene vor allem auf eine magen- und darmschonende Ernährung achten.

Video: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Diagnostik und Therapie im Überblick

Univ. FA Priv.-Doz. DDr. Andreas Blesl (Universitätsklinik für Innere Medizin, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Med Uni Graz) gibt einen Überblick über die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. (Webinar, 26.4.2022)

Morbus Crohn tritt gehäuft im Alter zwischen 15 und 35 Jahren auf. In seltenen Fällen können aber auch Kinder und Jugendliche oder ältere Menschen erkranken. In der Verteilung der Häufigkeit chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Menschen aus den nördlichen Ländern sind häufiger betroffen als jene aus dem Süden. Besonders häufig zeigt sich die Erkrankung in Skandinavien. Insgesamt sind viermal mehr hellhäutige als dunkelhäutige Menschen betroffen. In den Industrieländern stieg die Häufigkeit der Erkrankung innerhalb der letzten Jahrzehnte.

Morbus Crohn zählt zusammen mit Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Wobei Morbus Crohn nicht nur die Schleimhaut betrifft, sondern alle Schichten der Darmwand befällt. Obwohl die Erkrankung sich besonders häufig in Dick- und Dünndarm zeigt, können grundsätzlich alle Abschnitte des Verdauungstrakts von der Mundhöhle bis zum Anus betroffen sein. Es zeigt sich ein sprunghaftes Ausbreitungsmuster mit erkrankten und nicht-erkrankten Abschnitten. Für die Erkrankung charakteristisch ist ein schubweiser Verlauf. Phasen mit starken Symptomen wechseln sich mit beschwerdefreien Zeiten ab.

Die genaue Ursache von Morbus Crohn bleibt weiterhin ungeklärt, es scheint sich aber nicht um einen einzelnen Auslöser zu handeln, sondern um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Forscher:innen vermuten, dass eine gestörte Immunreaktion, die familiär gehäuft auftritt und somit genetisch bedingt sein könnte, bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt. Durch die geschwächte Immunabwehr der Darmschleimhaut können sich Bakterien leichter ansiedeln und eine Entzündung auslösen. Durch die ungleichmäßige Verteilung der Häufigkeiten kommen außerdem Umwelteinflüsse und Ernährungsgewohnheiten als Auslöser in Frage.

Häufig beginnt das Krankheitsbild schleichend mit unspezifischen Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Unwohlsein und steigert sich mit der Zeit. Beim Fortschreiten der Entzündung treten die Symptome wiederkehrend schubweise auf.

Je nachdem wie weit die Entzündung fortgeschritten ist und welche Stellen betroffen sind, variieren die Beschwerden. Zu ihnen zählen:

  • Schmerzen im rechten Unterbauch

  • schleimiger Durchfall, meist ohne Blut

  • Gewichtsverlust

  • Blähungen

  • Zusätzlich können unterschiedliche Begleitbeschwerden wie Fieber, allgemeines Unwohlsein und Entzündungen der Augen, Haut und Gelenkschmerzen auftreten.

Mögliche Komplikationen können sein:

  • An der geschwollenen Darmschleimhaut treten fleckenförmige Geschwüre auf. Wenn sie abheilen, bleiben Narben zurück. Durch die Vernarbung an den betroffenen Darmabschnitten können als Folge Verengungen bis hin zum lebensbedrohlichen Darmverschluss auftreten.

  • Als weitere Komplikation der Erkrankung können durch die Entzündung unnatürliche Verbindungen zwischen den Organen entstehen, sogenannte Fisteln. Auch Eiteransammlungen (Abszesse) sind möglich.

  • Da der Darm einen wichtigen Anteil bei der Aufnahme von Mineralien und Vitaminen hat, führen zerstörte Darmabschnitte häufig zu einem gestörten Stoffwechsel. Es werden weniger Mineralien und Vitamine aus der Nahrung aufgenommen, was zu Mangelerscheinungen wie Blutarmut führen kann.

Die Untersuchung besteht aus mehreren Schritten:

Patient:innengespräch und körperliche Untersuchung

Betroffene berichten über sehr häufige Durchfälle, oft auch über ein allgemeines Unwohlsein und Gelenkschmerzen. Beim Tasten treten Schmerzen im rechten Unterbauch, manchmal auch im gesamten Bauchbereich, auf.

Laboruntersuchung

Im Blut lassen sich erhöhte Entzündungswerte nachweisen. Aufgrund des geminderten Stoffwechsels über die zum Teil zerstörte Darmwand zeigt sich außerdem ein Vitamin- und Mineralstoffmangel. Fehlt Vitamin B12 in ausreichender Dosis, wirkt sich das negativ auf die Blutproduktion aus und ist bei Betroffenen als Blutarmut nachweisbar. Noch genauer als im Blut lassen sich Entzündungen im Stuhl durch den sogenannten "Calprotectin"-Wert nachweisen.

Bildgebende Diagnostik

Im weiteren Verlauf wird der gesamte Verdauungstrakt untersucht. Wichtigstes Mittel zum Nachweis der Erkrankung ist eine Darmspiegelung. Dabei führt die Ärzt:in einen dünnen Schlauch mit eingebauter Kamera durch den After in den Darm ein. Dort kann sie das Innere des Darms nach entzündlichen Veränderungen absuchen und anschließend eine Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung entnehmen. Um nach weiteren Entzündungsherden zu suchen, führt die Ärzt:in auch eine Magenspiegelung durch.

Mit Hilfe eines Ultraschallgeräts kann zusätzlich untersucht werden, ob die Darmwand entzündlich verdickt ist. Anhand eines MRT lassen sich auch die tiefliegenden Schichten des Darms begutachten und die gesamte Ausbreitung der Erkrankung darstellen.

Da die Ursache der Erkrankung noch nicht genau beantwortet werden kann und sich der Krankheitsverlauf unvorhersehbar gestaltet, ist eine Heilung bisher nicht möglich. Daher erfolgt die Behandlung symptomatisch, um möglichst lange beschwerdefreie Zeiten zu erzielen.

Grundpfeiler der Therapie ist eine medikamentöse Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln. Sie werden entweder lokal als Rektalschaum oder Zäpfchen angewandt oder in Tablettenform eingenommen. In akuten Entzündungsphasen werden auch Kortisonpräparate verordnet.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue Medikamente erforscht, in Form von Tabletten, Infusionen oder Selbstinjektionen. Spezialisierte Fachärzt:innen und Ambulanzzentren klären die Patient:innen über neue medikamentöse Möglichkeiten und individuelle Zusatzbehandlungen auf.

Ziel aller bestehenden Behandlungsmöglichkeiten ist, die entzündliche Aktivität zu stoppen oder möglichst zu verhindern. Wenn Darmabschnitte sehr stark zerstört sind und auch Medikamente nicht zu einer Besserung führen, kann es nötig sein, den betroffenen Teil chirurgisch zu entfernen. Auch bei Komplikationen wie Darmverengung oder -verschluss durch Narbengewebe und bei Fisteln können Operationen notwendig werden. Treten Fisteln oder Abszesse auf, verschreibt die Ärzt:in Antibiotika. Zudem können Mittel gegen Durchfall eingenommen werden.

Wenn Begleiterscheinungen an Augen, Haut oder an den Gelenken auftreten, behandelt die Ärzt:in diese Erkrankungen gesondert.

Während eines akuten Schubs sollten Sie magen- und darmschonende Kost zu sich nehmen. Am besten lassen Sie sich über die Ernährung bei Morbus Crohn von ihrer Ärzt:in aufklären. Dann wissen Sie auch, wie Sie Mangelerscheinungen entgegenwirken können. Der durch den Durchfall entstandene Flüssigkeitsverlust sollte durch ausreichend Trinken ausgeglichen werden.

In Selbsthilfegruppen können sich Betroffene über das Leben mit Morbus Crohn austauschen und Tipps für den Umgang mit der Erkrankung geben.

Rauchen begünstigt einen schweren Verlauf der Erkrankung und kann zu erneuten Ausbrüchen führen. Verzichten Sie daher auf Tabakwaren.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

23. Oktober 2023

Erstellt am:

30. August 2016

Stand der medizinischen Information:

10. August 2018


ICD-Code:
  • K50

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