Magenkrebs (Magenkarzinom, Adenokarzinom)

Darstellung eines Magens
Männer erkranken etwa doppelt so häufig wie Frauen an Magenkrebs.
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Magenkrebs entsteht, wenn sich die Zellen in magensaftbildenden Drüsen an der Magenschleimhaut bösartig verändern (Adenokarzinom). 

Medizinische Expertise

Friedrich Anton Weiser

Dr. Friedrich Anton Weiser

Facharzt für Chirurgie
Anton Baumgartnerstraße 44, 1230 Wien
www.medico-chirurgicum.at
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Mögliche Ursachen für Magenkrebs sind der Befall mit dem Keim Helicobacter pylori, Gastritis, sowie daraus entstehende Magengeschwüre oder Polypen. Bei andauerndem Druckgefühl, Magenschmerzen oder Übelkeit sollte eine Gastroskopie durchgeführt werden. Die Krebszellen breiten sich rasch auf die Lymphdrüsen und andere Organe, wie Leber, Lunge oder Knochen aus. Werden erste Symptome übersehen, hat der Tumor bei Erstdiagnose evtl. bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet. Eine Operation ist dann die Therapie erster Wahl. Einem Magenkarzinom kann durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden.

  • Magenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung.
  • Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem ein ungesunder Lebensstil, chronische Magenerkrankungen und genetische Faktoren.
  • Häufige Symptome sind Schluckbeschwerden, Erbrechen, Blut im Stuhl, Druckgefühl und Gewichtsverlust.
  • Bei der Diagnostik von Magenkrebs erfolgt in der Regel zuerst eine Gastroskopie. Weitere Verfahren wie Computertomographie (CT) können bei Krebsverdacht ebenso zum Einsatz kommen.
  • Die Behandlung hängt vom Fortschritt der Erkrankung ab. In den meisten Fällen ist eine Operation nötig, an die im Anschluss eine Chemotherapie erforderlich ist.

An Magenkrebs erkrankt jeder 10.000. Mitteleuropäer, 10 % der Erkrankungen entstehen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Die Anzahl der Erkrankungen hat sich in den vergangenen 10 Jahren halbiert. Männer erkranken etwa doppelt so häufig wie Frauen, die Ursache für diesen Geschlechterunterschied ist noch nicht ausreichend erforscht.

Die Entstehung von Magenkrebs hat viele mögliche Ursachen. In erster Linie sind es falsche Ernährungsgewohnheiten und Lebensstilfaktoren, die ein Magenkarzinom begünstigen. Aber auch chronische Erkrankungen spielen eine wesentliche Rolle dabei. So kann ein Magengeschwür ein Verursacher sein. Es entsteht, wenn die Magenschleimhaut sich nicht selbst ausreichend vor dem Angriff von Säuren schützen kann, da sie schlecht durchblutet ist oder vom Keim Helicobacter pylori geschädigt wird. In weiterer Folge entsteht eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Nicht jede Entzündung führt zwangsläufig zu Magenkrebs, doch das Risiko dafür ist bis um das 6-fache erhöht, je nachdem welche anderen schädigende Faktoren hinzukommen.

Als Risikofaktoren zählen daher hauptsächlich:

  • Ernährung: Nitrat und Nitrit sind Substanzen, die in geräuchertem oder gepökeltem Fleisch enthalten sind, sie bilden in der Kombination mit Eiweiß krebsauslösende Nitrosamine. Diese Substanzen, sowie der Genuss von zu wenig frischem Obst und Gemüse, können die Entstehung von Magenkrebs begünstigen.
  • Lebensstilfaktoren: übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen schaden der Magenschleimhaut.
  • Chronische Magenerkrankungen und Magengeschwüre: Helicobacter pylori (ein Keim, der die Magenschleimhaut befällt und zu Entzündungen führt) ist mit 50 % der häufigste Magenkrebsverursacher, weiters stellen Gastritis oder Magenpolypen gewisse Risikofaktoren dar.
  • Genetische Faktoren: Ist in direkter familiärer Linie (Eltern, Großeltern) jemand an Krebs erkrankt, tragen die Nachkommen ein um 3,7 % höheres Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln.
  • Refluxerkrankungen: bei einem Reflux fließt Magensäure zurück in die Speiseröhre und äußert sich meist als Sodbrennen. Werden die Zellen der Schleimhaut der Speiseröhre durch diesen Rückfluss über längere Jahre hinweg geschädigt, verändern sie sich mitunter bösartig und können eine Vorstufe zu Magenkrebs bilden.

Die Erkrankung verläuft im Anfangsstadium meist ohne Symptome. Mitunter können länger andauernde Magenschmerzen, Druckgefühl, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Abscheu vor bestimmten Nahrungsmitteln (z.B. Fleisch, Kaffee), Erbrechen und blutiger oder schwarzer Stuhl Anzeichen einer Erkrankung sein. In diesem Fall sollte eine Untersuchung durchgeführt werden, um auszuschließen, dass es sich um Magenkrebs in einem frühen Stadium handelt.

Mithilfe endoskopischer und bildgebender Verfahren wird bei Krebsverdacht die Ausdehnung eines möglichen Tumors erhoben. Diese Stadieneinteilung wird von Medizinern als "Staging" bezeichnet.

Die Diagnose erfolgt in mehreren Phasen:

  • Gastroskopie: die Gastroskopie ermöglicht es, den Verdacht auf einen Tumor zu bestätigen oder auszuschließen. Die Proben, die dabei entnommen werden, geben Rückschluss darauf, um welche Art von Tumor es sich handelt. Die häufigste Magenkrebsart ist das Adenokarzinom, das in den magensaftbildenden Drüsen entsteht. Zu unterscheiden von Adenokarzinomen sind seltene Typen, wie das kleinzellige, das undifferenzierte oder das Plattenepithelkarzinom, die ebenfalls in der Magenschleimhaut entstehen, jedoch nicht in den Drüsenzellen.
  • Endosonographie: bei dieser Art von Sonographie liegt ein Ultraschallkopf an der Spitze einer dünnen biegsamen Sonde. Damit kann der Arzt den Magen von innen untersuchen und feststellen, wie tief der Tumor in die Magenschleimhaut eingedrungen ist.
  • Computertomographie: Eine CT zeigt, ob angrenzende Lymphknoten oder Organe, wie Leber, Lunge oder Speiseröhre, von Tumorzellen befallen sind bzw. ob sich der Tumor ausgebreitet hat.
  • Röntgenkontrastuntersuchung: Röntgen wird eher selten eingesetzt, da die Magenschleimhaut nicht beurteilt werden kann und auch keine Gewebeproben entnommen werden können. 20 % der Magentumore betreffen allerdings die Magenwand (Szirrhus) und können daher bei der Gastroskopie nicht gefunden werden. Hier ist die Röntgenuntersuchung eine wichtige Ergänzung.
  • Kernspintomographie: diese Untersuchung liefert Schnittbilder und wird angewendet, wenn andere Verfahren unklare Befunde ergeben.
  • Knochenszintigramm: nach dem Injizieren eines Kontrastmittels lassen sich mit Hilfe der Szingraphie Metastasen in den Knochen diagnostizieren.
  • Labortest: Blutarmut, die sich als Ergebnis einer Blutuntersuchung zeigt, kann z.B. ein Hinweis auf Magenkrebs sein, die Bestimmung von Tumormarkern ermöglicht zwar eine Kontrolle des Krankheitsverlaufs, sie können den Tumor aber nicht erkennen lassen.
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET): damit lassen sich energiereiche Tumorzellen von normalen Zellen sichtbar machen.
  • Bauchspiegelung (Laparoskopie): Eine Laparoskopie ist als minimal invasiver Eingriff vor einer geplanten offenen Operation sinnvoll, um auszuschließen, dass das Bauchfell betroffen ist, wodurch eine radikale Operation nicht mehr möglich wäre.

Je nachdem, wie weit und in welchen Organen sich der Krebs verbreitet hat, wird die Therapie auf den individuellen Fortschritt der Erkrankung abgestimmt.

Operation

Die Entfernung des Tumors ist Therapie erster Wahl, wenn der Tumor auf den Magen bzw. die Lymphknoten begrenzt ist. Das ist jedoch nur bei etwa 2 Drittel der Betroffenen möglich. Bei einem Drittel muss vor der Operation eine Chemotherapie durchgeführt werden.

Endoskopie

Ist die Magenschleimhaut nur oberflächlich von Krebszellen befallen, kann eine endoskopische Entfernung ausreichend sein.

Chemotherapie

Eine Chemotherapie vor der Operation zielt darauf ab, den Tumor zu verkleinern.

Gängige Medikamente dabei sind (alphabetisch):

  • Capecitabine
  • Cisplatin
  • Docetaxel
  • Epirubicin
  • 5-Fluorouracil
  • Oxaliplatin

Hat sich der Tumor nach der Chemotherapie verkleinert, kann das Karzinom mit einer Operation entfernt werden. Nach der Operation sollten Untersuchungen durchgeführt werden, die zeigen, ob Metastasen vorhanden sind, danach folgt eine postoperative Chemotherapie.

Strahlentherapie

Kann das Karzinom nicht mehr operativ entfernt werden, kommt die Strahlentherapie zum Einsatz. Dadurch wird das Tumorgewebe zerstört oder verkleinert. Diese Behandlung wird meist bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen in Kombination mit Chemotherapie angewendet.

Antikörper

Eine Reihe moderner Medikamente kann selbst bei fortgeschrittener Erkrankung und bei Metastasen eingesetzt werden. Hier stehen vor allem Antikörper zur Verfügung. Diese Medikamente verhindern das Wachstum bzw. die Teilung der Krebszellen. Bei Magenkrebs steht gegenwärtig der Antikörper Trastuzumab zur Verfügung. Dieser verhindert, dass "HER2" (Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor Typ 2) aktiviert wird und die Zellteilung beschleunigt. Mithilfe dieses Antikörpers kann man also das Krebswachstum einschränken. Das Medikament wird meist bei Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung mit Metastasen angewendet. In Kombination mit Chemotherapie hat sich gezeigt, dass Erkrankte zwar nicht geheilt werden können, die Lebensqualität jedoch verbessert und die Überlebensdauer erhöht werden kann.

Nach der Operation

Mitunter ist es nötig, den Magen teilweise oder ganz zu entfernen, wenn ein Großteil von Tumorzellen befallen ist. Um weiterhin Nahrung zu sich nehmen zu können, wird chirurgisch ein Ersatzmagen hergestellt, meist aus einer Darmschlinge, die mit der Speiseröhre verbunden wird. Aus dem Darmgewebe oder -stück wird ein Reservoir hergestellt, das als Nahrungsspeicher nun die Funktion des Magens übernimmt.

Nach einer Magenkrebs-Operation sollten Sie die vom Arzt vorgeschriebenen Kontrolluntersuchungen genau einhalten. Wie oft diese vorgeschrieben sind, richtet sich nach dem individuellen Krankheitsfall.

Eine häufige Begleiterscheinung der Erkrankung ist Blutarmut, typisch dafür sind Müdigkeit, Energielosigkeit, mangelnder Antrieb, Atemnot und blasse bis gelbliche Hautfärbung. Das ist auf Eisenmangel zurückzuführen, denn meist verlieren Betroffene bei der Operation viel Blut. Üblicherweise ist der Körper in der Lage, den Verlust wieder auszugleichen. Unterstützend können jedoch vom Arzt verordnete Eisenpräparate und spezielle Ernährung bei Eisenmangel hilfreich sein.

Nehmen Sie reichlich Gemüse und Obst zu sich, es ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Verzichten Sie auf Nikotin und nehmen Sie Alkohol nur in Maßen zu sich. Wenn Sie häufig an Magenschmerzen leiden, sollten Sie eine Gastroskopie durchführen lassen. Wird eine Krebserkrankung im Frühstadium entdeckt, d.h. beschränkt sie sich auf die Magenschleimhaut, ist dies zu 75 % heilbar.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

10. Mai 2023

Erstellt am:

16. Februar 2014

Stand der medizinischen Information:

16. Oktober 2020


ICD-Code:
  • C16

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