Kurzsichtigkeit (Myopie)

Augenärztin zeigt Buchstaben bei Sehtest
Eine Kurzsichtigkeit wird mit Hilfe von Sehtests festgestellt.
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Kurzsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel zu lang ist. Betroffene sehen dadurch in die Ferne unscharf und brauchen zum Ausgleich des Sehfehlers eine Brille oder Kontaktlinsen.

Medizinische Expertise

Eva Seifried

Dr.in Eva Seifried

Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie
Haasgasse 7, 2120 Wolkersdorf im Weinviert
www.augenarztinwien.at
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Das Auge kann bei Myopie in die Nähe scharfstellen, jedoch nicht in die Ferne. Kurzsichtigkeit (Myopie) gehört ebenso wie die Weitsichtigkeit zu den sogenannten Refraktionsanomalien, das bedeutet, dass ein Missverhältnis zwischen der Länge des Augapfels und der Brechkraft des Auges vorliegt. Die Diagnose stellt der Augenarzt anhand zweier verschiedener Augenuntersuchungen. Symptome sind unscharfes Sehen in die Ferne, z.B. beim Lesen von Straßenschildern. Unbehandelt kann es durch Überlastung des Auges zu Kopfschmerzen kommen. Als Therapie kommen Brillen und Kontaktlinsen mit Zerstreuungslinsen (Minusdioptrien) sowie operative Eingriffe infrage.

  • Bei Betroffenen einer Kurzsichtigkeit (Myopie) ist der Augapfel zu lang, wodurch sie in die Ferne unscharf sehen.
  • Kurzsichtigkeit ist häufiger als Weitsichtigkeit. Weltweit gibt es mehr als 1,5 Milliarden kurzsichtige Menschen, auch in Österreich leiden viele an einer Myopie.
  • Wie stark Brille oder Kontaktlinsen eingestellt werden müssen, diagnostiziert der Augenarzt bzw. der Optiker.
  • Als Alternative zum Tragen von Sehbehelfen haben viele Betroffene die Möglichkeit, sich einer Laserbehandlung zu unterziehen.

Video: Kurz-, Weit- oder Altersschwachsichtigkeit: Behandlungsmöglichkeiten von Brille bis Laser

Univ.-Prof. Univ.-Doz. Dr. med. univ. Yosuf El-Shabrawi (Augenabteilung im Klinikum Klagenfurt) gibt einen Überblick über die häufigsten Fehlsichtigkeiten und mögliche Behandlungsformen. (Webinar, 24.11.2021)

Kurzsichtigkeit ist ein sehr häufig auftretender Sehfehler und kommt öfter vor als Weitsichtigkeit. Etwa 1,6 Milliarden Menschen müssen weltweit wegen unscharfer Sicht auf weite Distanz auf Brille und Co zurückgreifen. Auch in Österreich ist die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, vor allem im höheren Bildungsniveau sind viele Personen betroffen. Eine Studie der MedUni Wien zeigte vor wenigen Jahren einen deutlichen Myopie-Anstieg bei österreichischen Bundesheerrekruten auf. Demnach waren 24,4 % der Rekruten bei der Untersuchung 2017 kurzsichtig. Noch 1983 waren es lediglich 13,8 % gewesen.

Während bei der Weitsichtigkeit der Augapfel zu kurz ausgebildet ist, ist er bei der Kurzsichtigkeit zu lang gebaut. Dadurch liegt der Brennpunkt im Auge vor der Netzhaut. Das Ergebnis: Wenn Kurzsichtige in die Ferne schauen, sehen sie unscharf, weil das Bild nicht auf die Netzhaut projiziert werden kann. Anders als Weitsichtige, können Kurzsichtige in der Nähe z.B. lesen. Sie "kriechen" beim Lesen förmlich ins Buch – Weitsichtige halten es von sich weg.

Kurzsichtigkeit wird in Minusdioptrien angegeben (z.B. -3). Die Sehschwäche ist in vielen Fällen vererbt: Kurzsichtige Eltern bekommen mit großer Wahrscheinlichkeit Kinder mit derselben Sehschwäche.

Es gibt verschiedene Arten der Kurzsichtigkeit:

  • Achsenmyopie: kommt am häufigsten vor. Dabei ist der Augapfel zu lang gebaut. Das Ergebnis ist unscharfes Sehen in der Ferne, der Nahbereich kann scharf abgebildet werden.
  • Brechungsmyopie: ist wesentlich seltener als die Achsenmyopie.

Folgende Symptome weisen auf Kurzsichtigkeit hin:

  • Unscharfes Sehen in die Ferne: Gesichter von bekannten Menschen werden erst spät erkannt, Straßenschilder lassen sich bei größerer Distanz nur mühsam lesen etc.
  • Schlechteres Sehen bei Nacht: z.B. bemerkbar bei nächtlichem Autofahren.

Die Entwicklung der Kurzsichtigkeit ist davon abhängig, welche Verlaufsform der Myopie vorliegt:

  • Myopia simplex (Schulmyopie): Wie der Name schon sagt, beginnt diese Art der Kurzsichtigkeit zumeist im Schulalter, häufig zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr. Zumeist stabilisiert sie sich um das 20. bis 25. Lebensjahr.
  • Myopia maligna (progressiva): Diese "unglücklichere" Verlaufsform der Kurzsichtigkeit wird häufig vererbt. Die Sehschärfe verschlechtert sich laufend. Das Risiko einer Netzhautablösung ist als Folgeerscheinung recht hoch, da der Augapfel sich in unregelmäßiger Form dehnt, die Netzhaut auseinanderzieht und dadurch dünner macht.

Der Augenarzt diagnostiziert die Kurzsichtigkeit. Die Beschwerden sind sehr charakteristisch, z.B. das schlechte Sehen in die Ferne. Aufgrund dessen erkennt der Arzt schon im Anamnese-Gespräch mit dem Patienten, dass es sich um Myopie handelt.

Zu einer exakten Bestimmung der Ausprägung der Kurzsichtigkeit sind folgende Untersuchungsschritte nötig:

  • Objektive Refraktionsbestimmung (Refraktometrie): Mithilfe des sogenannten Autorefraktors kann die Dioptrienstärke bestimmt werden. Eine Brillenverordnung ist aber erst nach einer folgenden subjektiven Untersuchung (besser/schlechter?) möglich. Bei Kleinkindern ist immer die Skiaskopie (Schattenprobe) nach Eintropfen erforderlich.
  • Subjektive Refraktionsbestimmung: Der Patient blickt durch unterschiedliche Gläserkombinationen, dabei wird die bestmögliche Sehschärfe ermittelt (der Augenarzt fragt: besser/schlechter?).

Kurzsichtige Menschen brauchen Brillen bzw. Kontaktlinsen mit Minusgläsern (auch als Zerstreuungslinsen oder Konkavlinsen bezeichnet). Durch die Gläser mit positivem Brechwert wird der vor der Netzhaut liegende Brennpunkt des Auges nach hinten verlagert, das Gesehene wird wieder scharf abgebildet. Zum Schutz vor Sonneneinstrahlung gibt es auch optische Sonnenbrillen. Die bestehende Kurzsichtigkeit sollte auf keinen Fall überkorrigiert werden – also keine Gläser mit mehr Dioptrien als notwendig tragen – , da die Augen sich zwar etwas anpassen können, dies aber nicht gut vertragen wird. Ein "übermüdetes" Auge ist trocken, juckt, brennt oder tränt, auch Kopfschmerzen können folgen.

Durch Brillen mit Minusgläsern wirken die Augen kleiner als sie in Wirklichkeit sind. Bei der Weitsichtigkeit (Plusgläser) erscheinen sie größer.

Neben dem Ausgleich der Kurzsichtigkeit durch Sehhilfen gibt es auch die Möglichkeit operativer Maßnahmen:

  • Implantation einer Kunstlinse: Eine Linse wird vor die "echte" Linse zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut gesetzt. Die Kurzsichtigkeit wird so korrigiert.
  • Laser-Operation: nach mehreren Methoden wird unter lokaler Betäubung eine dünne Hornhautlamelle zur Seite geklappt und das Hornhautgewebe mit einem Laserstrahl abgetragen, bis die Fehlsichtigkeit korrigiert ist.

Kurzsichtigkeit lässt sich durch Augentraining nicht rückgängig machen oder verbessern, jedoch können gezielte Übungen das Auge unterstützen und zu gesteigertem Wohlbefinden führen:

  • Ganzkörperübungen: Dehnen und strecken Sie sich mehrmals am Tag, achten Sie zwischendurch, z.B. bei Bürotätigkeit, auf genügend Bewegung und Lockerung der gesamten Muskulatur.
  • Augen- und Blickübungen: Ziel ist es, Gegenstände auf verschiedene Entfernungen scharf zu erkennen. Sie können z.B. das Fokussieren üben, indem Sie abwechselnd von einem nahen Objekt auf ein entferntes Objekt blicken.
  • Ernährung: Vitamin-A, -E und -C-reiche Nahrungsmittel "schützen" das Auge vor freien Radikalen (z.B. durch Zigarettenrauch, intensive Monitorarbeit etc.). Vitamin-A ist z.B. in Karotten, Vitamin-E in Nüssen und Vitamin-C in Johannisbeeren oder Paprika enthalten.
  • Bei Bildschirmarbeit den Augen regelmäßig Pausen gönnen
  • Ausreichend Wasser trinken.
  • Besonders Kinder und Jugendliche sollten viel nach draußen gehen und mit dem Handy sparsam umgehen, weil das Auge sich auch an den Fernpunkt in der Nähe gewöhnt.

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

15. Juni 2023

Erstellt am:

4. Juli 2014

Stand der medizinischen Information:

12. Mai 2021


ICD-Code:
  • H52

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