Hepatitis C: 11 Fragen zur gefährlichen Leberentzündung

Mann hält sich seine schmerzende Seite.
Leichte Oberbauchschmerzen auf der rechten Seite könnten auf eine Leberentzündung hindeuten.
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Chronische Hepatitis C ist eine der Hauptursachen für eine schwere Entzündung der Leber, die schleichend und oft jahrelang unbemerkt verläuft. 

Medizinische Expertise

Michael Gschwantler

Prim. Univ.Prof. Dr. Michael Gschwantler

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Rotenturmstraße 27/14, 1010 Wien
www.hlm.at
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Mögliche Übertragungsquellen sind z. B. nicht steril durchgeführte Tätowierungen, Piercings aber auch Bluttransfusionen nach Unfällen im Ausland. Eine vorbeugende Impfung ist nicht in Sicht. Das Heimtückische an dieser ansteckenden Viruserkrankung, die eine Entzündung der Leber hervorruft, meist chronisch verläuft und unbehandelt zur Leberzerstörung (Leberzirrhose, Leberkrebs) führt: Etwa 90 Prozent (!) der Betroffenen haben nach der Erstinfektion keinerlei Symptome. Sehr viele wissen also gar nicht, dass sie eine schwere Lebererkrankung haben. Ein Antikörpertest bringt Klarheit, eine neue Therapieform ermöglicht sehr gute Heilungschancen – nahezu ohne Nebenwirkungen.


Der Hepatologe Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung, Wilhelminenspital Wien, gibt anlässlich des internationalen Leber-Kongresses in Barcelona Auskunft zu den häufigsten Fragen zu Hepatitis C:

Gefährdet ist jeder, der mit infiziertem Blut in Kontakt kommt – sei es z.B.:

  • beim Einsatz von verunreinigten Blutprodukten im Ausland (z. B. Blutkonserven nach einem Unfall), bei Organtransplantationen, bei Nadelstichverletzungen in der Gesundheitsversorgung,
  • bei unsachgemäßer Durchführung von Piercings und Tattoos (Instrumente werden nicht sterilisiert, keine Verwendung von Einmal-Nadeln). Durch die mit Blut verunreinigten Nadeln gelangt das Hepatitis C-Virus in den Blutkreislauf des nächsten Benützers,
  • bei Drogenkonsum: dieser führt zwar nicht automatisch zu einer Infektion mit Hepatitis C. Allerdings besteht beim gemeinsamen Gebrauch von Injektionsbesteck bzw. Nadeln beim intravenösen Drogenkonsum eine sehr hohe Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken.

Viele stecken sich bei Urlauben in Asien, Afrika oder Osteuropa an, sei es bei unsteril durchgeführten Percings oder Tattoos in dubiosen Hinterzimmern oder auch bei alltäglichen Handlungen. Wenn sich z.B. Männer im Urlaubsort nass rasieren lassen, sollten sie unbedingt darauf achten, dass die Rasierklinge vor Gebrauch desinfiziert wird. Passiert das nicht, kann durch kleine Hautverletzungen vom Vorgänger Blut auf die Klinge gelangen, bei einer Rasur mit dem verunreinigten Messer können über kaum merkbare Schnittwunden Hepatitis C -, Hepatitis B- aber auch HI-Viren in den Blutkreislauf des Nachfolgers gelangen.

Bei herkömmlichen sexuellen Kontakten ist die Ansteckung mit Hepatitis C äußerst selten, da die Scheidenschleimhaut sehr widerstandsfähig ist. Vorsichtig sollte man allerdings bei Sexualpraktiken sein, wo es zu minimalen Blutungen kommen kann: die Analschleimhaut ist sehr empfindlich, hier könnte es bei Verletzungen zu einer Übertragung kommen. Auch Sex während der Periode kann eine Übertragung begünstigen.


Körperkontakt wie z.B. Umarmen, Hände schütteln oder auch das Benützen einer öffentlichen Toilette führt zu keiner Hepatitis C-Infektion.

Die Übertragung von Hepatitis C in Österreich über Blutprodukte ist aufgrund von sehr strengen Kontrollen heutzutage praktisch ausgeschlossen.


Unzureichende Testmethoden vor 1992 haben allerdings dazu geführt, dass das Virus häufig über Bluttransfusionen und Organtransplantationen übertragen wurde, auch medizinisches Personal hat sich im Umgang mit Blutprodukten infiziert. Die höchste Rate an Hepatitis C-Infektionen wurde in der 1980er Jahre verzeichnet, zu einer Zeit, in der das Virus noch nicht ausreichend untersucht war.


Wenn die Leber nicht zusätzlich durch z.B. Alkoholmissbrauch geschädigt wird, dauert es 20 Jahre oder länger bis sich eine Leberzirrhose entwickelt. Daher kommt es auch jetzt noch bei jenen Personen, die sich in den 80iger Jahren angesteckt haben, gehäuft zum Auftreten von Leberzirrhosen.

In Österreich sind nach Expertenschätzungen rund 40.000 Menschen mit dem Hepatitis C-Virus infiziert – das sind ungefähr 5x mehr als jene, die an AIDS erkrankt sind. Die Dunkelziffer ist aber höher, weil es viele gar nicht wissen. Weltweit haben rund 160 Millionen eine chronische Hepatitis C Infektion, jährlich treten etwa 3 bis 4 Millionen Neuinfektionen auf.

Etwa 90 Prozent (!) der Betroffenen haben nach der Erstinfektion keinerlei Symptome. Auch die meisten Patienten mit chronischer Hepatitis C haben keine oder nur unspezifische Symptome. Die häufigsten Symptome, die im Rahmen einer chronischen Hepatitis C auftreten können, sind:

  • Müdigkeit
  • Gelenkschmerzen
  • Fieber
  • Übelkeit, Durchfall
  • Appetitlosigkeit
  • Schmerzen im rechten Oberbauch


Entwickelt sich im Rahmen einer chronischen Hepatitis C eine Leberzirrhose, so können dann im fortgeschrittenen Stadium Bauchwasser, Gelbsucht oder Blutungen aus der Speiseröhre auftreten.

1. Phase: Akutes Stadium

Die Erkrankung durchläuft ein akutes Stadium, das bis zu 6 Monaten dauert. Bei rund und 15 bis 50 Prozent kommt es zu einer Spontanheilung. Wird eine akute Infektion unmittelbar erkannt und adäquat behandelt, bestehen gute Chancen auf Heilung.

2. Phase: Chronisches Stadium

Nach den 6 Monaten wird die Hepatitis C chronisch, dies ist bei der überwiegenden Mehrzahl der Betroffenen der Fall

3. Phase: Fibrose

Bleibt die chronische Hepatitis C unbehandelt, so kommt es im Laufe vieler Jahre zu einer zunehmenden Bindegewebsbildung in der Leber, die letztlich zu einer Leberzirrhose führen kann.

4. Phase: Leberzirrhose

Die Fibrose kann sich zu einer Zirrhose (Verhärtung und Vernarbung des Lebergewebes) weiterentwickeln. Selbst wenn Hepatitis C in der Phase der Leberzirrhose erfolgreich behandelt wird, kann sich in Einzelfällen dennoch Leberkrebs entwickeln.

Die Leberwerte, die etwa im Zuge einer Gesundenuntersuchung beim Allgemeinmediziner oder Internisten erhoben werden, geben keine sichere Auskunft darüber, ob Hepatitis C vorliegt. Dafür ist ein Test auf Hepatitis C-Antikörper notwendig, den jeder niedergelassene Arzt in jedem Labor anfordern kann und den die Krankenkassen bezahlen.


Antikörper können erst 8 bis 12 Wochen nach einer Infektion nachgewiesen werden. Ein positives Testergebnis des HVC-Antikörpertests zeigt, dass die Person irgendwann Kontakt mit dem Virus hatte. Der weiterführende sogenannte HCV-RNA-Test bringt Klarheit, ob eine akute Infektion mit Hepatitis C vorliegt.

  • Besonders Personen, die vor 1992 eine Bluttransfusion bzw. Blutprodukte erhalten haben.
  • Nach Tätowieren oder Piercing im Urlaub.
  • Bei aktuellem oder länger zurückliegendem Drogenkonsum.

Bis vor 2 Jahren war die Therapie auf Basis von Interferon, der Patient hat 1x pro Woche eine Interferoninjektion bekommen und musste zusätzlich noch eine antivirale Substanz in Tablettenform schlucken. Die Therapie hat ungefähr 1 Jahr gedauert, das Interferon hat oft Nebenwirkungen wie Depressionen, Hautausschläge und starke Müdigkeit verursacht.


Seit 2 Jahren gibt es sehr gute antivirale Kombinationstherapien, die ohne Interferon auskommen. Sie dauern zwischen acht und 24 Wochen, die Heilungsrate liegt bei nahezu 100 %, es treten auch kaum Nebenwirkungen auf. Die vollständige Heilung mit antiviralen Substanzen ist vom Ausmaß der Leberschädigung, von anderen vorliegenden Erkrankungen bzw. vom Genotyp des Virus abhängig.

Eine vorbeugende Impfung gegen das Hepatitis C Virus gibt es nicht, man kann sich nur gegen Hepatitis A und Hepatitis B vorbeugend schützen.

Mehr lesen » Hepatitis A

Mehr lesen » Hepatitis B

Mehr lesen » Hepatitis D

Mehr lesen » Hepatitis E

  • Interview mit Prof. Michael Gschwantler anlässlich des internationalen Leber-Kongresses in Barcelona

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

14. Dezember 2020

Erstellt am:

28. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

14. Dezember 2020

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