Glaukom (Grüner Star)

Mann mit Grüner Star macht eine Untersuchung beim Augenarzt
Ab dem 40. Lebensjahr sollte regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt stattfinden.
© Peakstock / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Das Glaukom ist eine Erkrankung des Sehnervs, die unbehandelt zum Erblinden führt. Da diese anfangs beschwerdefrei verläuft, bleibt sie lange Zeit unbemerkt, während die Nervenfasern der Netzhaut langsam zerstört werden.

Medizinische Expertise

Barbara Kiss

Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Kiss

Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie
Fugbachgasse 10/1, 1020 Wien
www.augen-kiss.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Treten schließlich fleckförmige Ausfälle im Gesichtsfeld auf (das ist der Bereich, den wir überblicken können, ohne Kopf und Augen zu bewegen), ist es bereits zu einer irreversiblen Schädigung von Nervenzellen gekommen. Die Wahrscheinlichkeit an einem Glaukom zu erkranken, steigt ab dem 40. Lebensjahr stetig an. Wichtigste Risikofaktoren sind die Höhe des Augeninnendrucks, das Alter oder eine familiäre Belastung. Eine Glaukom-Erkrankung ist zwar nicht heilbar, kann aber gut behandelt werden, um ein Erblinden zu verhindern.

  • Bei Grüner Star kommt es zu einer nachhaltigen Schädigung der Nervenfasern der Netzhaut, oft ausgelöst durch einen zu hohen Augeninnendruck.
  • Die Krankheit, auch Glaukom genannt, ist weit verbreitet und betrifft Schätzungen zufolge etwa 80.000 Menschen in Österreich.
  • Erste Symptome sind kleinere Ausfälle im Gesichtsfeld, die sich oft aber erst Jahre nach Ausbruch der Krankheit bemerkbar machen.
  • Grüner Star kann nicht geheilt, aber gut behandelt und eine Erblindung in vielen Fällen verhindert werden. Die Therapie sieht eine Senkung des Augeninnendrucks vor, um den Sehnerv zu erhalten.

Der Grüne Star gehört zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung. Das betrifft sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer. In der EU sind 9,25 Millionen Menschen an einem Glaukom erkrankt. In Österreich geht man davon aus, dass rund 80.000 Menschen daran leiden. 35.000 sind dadurch bereits sehbehindert. Die Dunkelziffer dürfte allerdings wesentlich höher liegen, da die Hälfte aller Patienten nichts von ihrer Erkrankung wissen. Während 1 von 10 Menschen einer Risikogruppe angehört, erkrankt 1 von 100 tatsächlich an einem Glaukom. Laut Schätzung ist in Österreich mit bis zu 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu rechnen.

Video: Die häufigsten Augenerkrankungen im Alter: Von Augentrockenheit über grauen und grünen Star bis zur Makuladegeneration

Univ.-Prof. Dr. med. univ. Christoph Faschinger erklärt, welche Augenerkrankungen im Alter besonders häufig auftreten, was die erste Symptome sind und wie man sie behandeln kann. (Graz, 14.5.2020)

Bei der Hälfte aller Fälle ist der Grund für ein Glaukom ein erhöhter Augeninnendruck. Der Druck im Auge wird durch Produktion und Abfluss des Kammerwassers reguliert und hält so die Kugelform des Auges aufrecht. Das Kammerwasser wird im hinteren Teil des Auges im Ziliarkörper produziert und fließt durch die Pupille in den vorderen Teil. Im Kammerwinkel, der Bereich des Auges in dem die Hornhaut in die Lederhaut übergeht und die Regenbogenhaut ansetzt, liegt ein feines Kanalsystem über das das Kammerwasser abtransportiert wird. Bei gesunden Augen besteht ein Gleichgewicht zwischen Zu- und Abfluss. Ist der Abfluss behindert, erhöht sich der Augeninnendruck. Liegt über lange Zeit ein erhöhter Augendruck und/oder eine beeinträchtigte Durchblutung am Sehnervenkopf vor, werden Nervenfasern, die die Sehinformation von der Netzhaut zum Gehirn weiterleiten, langsam geschädigt. Unbehandelt kommt es anfangs zu einer Empfindlichkeitsabnahme der Nervenfasern und später zu Gesichtsfeldausfällen, die meist in der Peripherie beginnen und sich langsam, oft über Jahrzehnte, bis zum Zentrum ausbreiten.

Ein erhöhter Augeninnendruck ist zwar als ein Risikofaktor zu werten, deutet allerdings nicht automatisch auf ein Glaukom hin. Ist trotz erhöhtem Augeninnendruck kein Schaden am Sehnerv entstanden, spricht man von Augen-Hochdruck (okuläre Hypertension). Im Gegensatz dazu kann es aber beim sogenannten Normaldruckglaukom ohne erhöhte Druckwerte (als normal gilt ein Wert von 10 bis 21 mmHg) infolge einer reduzierten Durchblutung zur typischen Sehnervschädigung kommen.

Neben dem erhöhten Augeninnendruck, kommen eine Reihe weiterer Risikofaktoren für diese fortschreitende Erkrankung in Frage:

Nach den anatomischen Gegebenheiten, ob der Kammerwinkel offen oder verengt bzw. zu ist, unterscheidet man Offenwinkel- und Winkelblockglaukome. Außerdem beschreibt man, ob das Glaukom ohne Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung (primär) oder Folge einer solchen (sekundär) ist, wie z.B. von Entzündungen, Verletzungen, Tumoren und Gefäßneubildungen wie im Rahmen der diabetischen Retinopathie (eine durch Diabetes mellitus verursachte Netzhauterkrankung) oder von Gefäßverschlüssen.

Die verschiedenen Arten des primären Glaukoms sind:

  • Das Offenwinkelglaukom (chronisch)
  • Das Winkelblockglaukom (chronisch oder akut: Glaukomanfall)
  • Das angeborene Glaukom

Offenwinkelglaukom

Das chronische Offenwinkelglaukom ist die häufigste Form des Grünen Stars und ist auf die Alterung der Entwässerungsfilter zurückzuführen. Das bedeutet, dass mit zunehmendem Alter das Kammerwasser nicht mehr so gut abfließt und dadurch der Druck in den Augen allmählich steigt. In den frühen Stadien zeigt das primäre chronische Offenwinkelglaukom keine Symptome. Einschränkungen des Sehvermögens treten erst viel später auf. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Glaukompatienten sind von diesem Glaukom betroffen.

Winkelblockglaukom

Das Winkelblockglaukom wird durch eine enge anatomische Situation zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut begünstigt. Wenn im Laufe des Lebens die Linse zusätzlich dicker wird und auch die Pupille weit ist, wie im Dunkeln oder auch bei Stress, kann der Kammerwinkel durch die Regenbogenhaut verlegt und dadurch das Abfließen des Kammerwassers behindert sein. Vor allem Menschen mit starker Weitsichtigkeit und fortgeschrittenem Grauen Star neigen zum Winkelblockglaukom. Pupillenerweiternde Arzneien, wie Antidepressiva, können die Situation zusätzlich verschlechtern. Das Winkelblockglaukom kann chronisch verlaufen ohne dass die Patienten Beschwerden bemerken oder bis zu einem massivem Augendruckanstieg (50 mmHg oder höher) führen, der als Glaukomanfall bezeichnet wird. Im Gegensatz zum Offenwinkelglaukom treten hier Symptome auf. Der Anfall kann migräneartig von starken Kopfschmerzen und Übelkeit begleitet sein. Zudem wird meist vernebelt oder in Regenbogenfarben gesehen. Ein Glaukomanfall ist ein akuter Notfall und muss sofort fachärztlich behandelt werden.

Angeborenes Glaukom

Das angeborene Glaukom ist eine eher seltene Erkrankung, der meist eine Entwicklungsstörung im Bereich des Kammerwinkels zu Grunde liegt. Der erhöhte Augeninnendruck kann dann zu einer ein- oder beidseitigen Vergrößerung des Augapfels führen. Neugeborene mit einer solchen Veränderung, trüben Hornhaut oder tränendem Auge sollten so rasch wie möglich fachärztlich abgeklärt werden. Im Gegensatz zum Glaukom des Erwachsenen steht die chirurgische Therapie im Vordergrund, um eine dauerhafte Verschlechterung des Sehvermögens verhindern.

Mehr lesen » Grauer Star

Der Grüne Star wird oft jahrelang nicht bemerkt. Außer bei einem akuten Glaukomanfall, treten im Frühstadium der chronischen Glaukomformen keinerlei Beschwerden auf. Zu ersten Anzeichen kommt es nach Jahren in Form von zunächst kleineren, fleckförmigen Ausfällen im Randbereich des Gesichtsfeldes. Diese Ausfälle werden häufig nicht gleich registriert, da das Gehirn das fehlende Gesichtsfeld ergänzt. Oft sind bereits zwei Drittel der Nervenfasern zerstört, bis Gesichtsfeldausfälle dokumentiert werden können. Erst im fortgeschrittenen Stadium wirkt sich der Grüne Star auch auf das zentrale Gesichtsfeld aus. Von nun an wird auch die Sehschärfe merkbar schlechter. Dieser schleichende Verlauf macht das Glaukom zu einer sehr heimtückischen Erkrankung, die unbehandelt zum Verlust des Sehvermögens führt.

Mehr lesen » Kurzsichtigkeit

Um festzustellen, ob eine Glaukomerkrankung vorliegt, wird von einer Augenärztin oder einem Augenarzt das so genannte Glaukomscreening durchgeführt. Bei dieser umfassenden und schmerzfreien Untersuchung wird neben der Bestimmung der Sehschärfe der Augeninnendruck gemessen sowie das Gesichtsfeld geprüft und der Sehnerv kontrolliert. Eine generelle Untersuchung des vorderen Augenabschnitts mit der Spaltlampe dient der Abklärung einer möglichen Ursache. Bei Verdacht auf einen Grünen Star kann mit Hilfe einer Sehnervenvermessung die Nervenfaserdicke bestimmt und mit der der Normalbevölkerung verglichen werden. Diese Untersuchung gibt einerseits Aufschluss darüber, ob sich der Verdacht bestätigt und kann andererseits auch für eine jährliche Verlaufsanalyse herangezogen werden. Viele niedergelassene Augenfachärzte und Augenabteilungen bieten diese Zusatzuntersuchung an.

Ist es bereits zu einer Glaukomerkrankung gekommen, gib es in der modernen Augenheilkunde eine Reihe von Therapieansätzen. Damit kann der Grüne Star zwar nicht geheilt werden, es ist aber möglich einem weiteren Verfall des Gesichtsfelds und einer Verschlechterung der Sehkraft entgegenzuwirken.

Ziel einer Glaukom-Therapie ist die Senkung des Augeninnendrucks, um den Sehnerv und damit das Gesichtsfeld zu erhalten und zu verhindern, dass die Krankheit fortschreitet. Dazu kommen meist Medikamente in Form von Augentropfen als eine lebenslange Maßnahme zum Einsatz. Sollte die Tropftherapie nicht ausreichen oder nicht vertragen werden, kann der Druck auch durch Operationen gesenkt werden, etwa mit Lasertechnik, um den Abfluss des Augenwassers zu verbessern oder mit klassischer Chirurgie, um einen neuen Abflussweg zu schaffen. Bereits entstandene Schäden an den Nervenfasern der Netzhaut und des Sehnervs können allerdings nicht mehr rückgängig gemacht werden.


Unbehandelt führt ein Glaukom nach 10 bis 15 Jahren zum völligen Erblinden.

Eine Vorbeugung gegen den Grünen Star gibt es nicht. Einzig die Früherkennung kann nach heutigem Wissenstand verhindern, dass diese Erkrankung unbemerkt fortschreitet. Daher ist es wichtig, dass allgemein ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Glaukomvorsorgeuntersuchungen beim Augenfacharzt stattfinden. Betroffene mit Glaukomverdacht oder Glaukom müssen die Kontrolltermine ernst nehmen und bei Therapie diese gewissenhaft einhalten. Denn je früher der Grüne Star erkannt und behandelt wird, desto weniger Schäden entstehen am Auge und desto höher stehen die Chancen das Augenlicht zu erhalten.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

26. März 2014

Stand der medizinischen Information:

26. März 2014


ICD-Codes:
  • H40
  • H41
  • H42
  • Q15

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge