Chemotherapie

Schwester kontrolliert Infusion.
Chemotherapien werden in Krankenhäusern von Krebsspezialisten durchgeführt.
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Die Chemotherapie wird als eine von 3 Therapieoptionen (neben Operation und Strahlentherapie) zur Heilung oder Linderung von Beschwerden bei Krebs eingesetzt. 

Medizinische Expertise

Robert Pirker

Univ.Prof. Dr. Robert Pirker

Facharzt für Innere Medizin und Onkologie
Skodagasse 32, 1080 Wien
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Je nach Krebserkrankung wird sie unterschiedlich verabreicht, bei vielen Betroffenen kann sie Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schleimhautentzündungen oder Haarausfall hervorrufen. Bei Leukämie reicht die Chemotherapie als einzige Therapieform aus. Bei anderen Tumoren, wie z.B. Brustkrebs, wird sie mit anderen Verfahren wie Operation und Strahlentherapie kombiniert. Die zur Behandlung angewendeten Medikamente nennt man Zytostatika. Diese haben die Aufgabe, die Teilung (und damit das Wachstum) von Krebszellen zu verhindern bzw. diese abzutöten.

  • Die Chemotherapie ist neben Operation und Strahlentherapie eine von drei Behandlungsansätzen gegen Krebs.
  • Nicht jeder Tumor spricht gleich gut darauf an. Bei manchen Krebserkrankungen kommt sie daher gar nicht oder nur in Kombination mit anderen Therapien zum Einsatz.
  • Bestimmte Medikamente, sogenannte Zytostatika, töten die Krebszellen in ihrem Zellkern ab.
  • Eine Chemotherapie kann mit vielen Nebenwirkungen einhergehen und die Funktionen von Leber, Niere oder Lunge beeinträchtigen.
  • Die Erfolgsquote hängt von vielen Faktoren, insbesondere der Art des Tumors, ab.
Art Therapie
Indikation Krebserkrankung
Wirkung Hemmung der Zellteilung, Abtöten von Krebszellen
Nebenwirkungen Übelkeit, Blutbildveränderung, Haarausfall, Müdigkeit, Organschädigungen
Dauer mehrere Zyklen zu je drei bis vier Wochen

Eine Chemotherapie kommt bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz, entweder als einzige Therapie oder gemeinsam mit anderen Methoden wie Operation und / oder Strahlentherapie. Dies richtet sich nach der Art der Krebserkrankung, denn nicht jede Tumorart spricht auf Chemotherapie an.

Je nach Ausmaß der Erkrankung hat die Chemotherapie verschiedene Ziele:

  • Heilung der Erkrankung: Leukämie oder bestimmte Lymphdrüsentumore werden mit Chemotherapie behandelt und können ohne weitere unterstützende Therapie (Strahlen, Operation) geheilt werden.
  • Unterstützende Therapie vor oder nach einer Operation (Neo-adjuvante Therapie): Ist die Operation eines Tumors erste therapeutische Wahl, kann die Chemotherapie davor zur Verkleinerung des Tumors eingesetzt werden. In der Nachbehandlung, also nach einer Operation, zielt sie darauf ab, die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) zu verhindern.
  • Palliativtherapie: Bei sehr fortgeschrittenen Tumoren oder Tumoren, die bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben, kann die Chemotherapie zwar keine Heilung bringen, doch sie kann lebensverlängernd und zur Linderung von Tumorbeschwerden eingesetzt werden.

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Alle Zellen im menschlichen Körper erneuern sich ständig. Während sich gesunde Zellen des Körpers jedoch nach einem bestimmten "Plan" neu bilden, gerät bei Krebszellen dieser Mechanismus außer Kontrolle. Es bilden sich vermehrt bösartige Zellen, die wachsen und sich immer wieder teilen. Diese Zellen können über Blut- oder Lymphbahnen auch in andere Organe des Körpers vordringen und dort Tochtergeschwülste bilden.

Dieser Zellteilung und unkontrollierten Vermehrung wirkt die Chemotherapie mit bestimmten Medikamenten, sogenannten Zytostatika, entgegen. Zytostatika hemmen die Zellteilung und töten Krebszellen in ihrem Zellkern ab. Die Medikamente erreichen über die Blutbahnen die bösartigen Zellen, die Therapie wird daher auch als "systemische Therapie" bezeichnet, weil sie in alle Regionen des Körpers eingebracht werden.

Zytostatika schädigen bösartige Zellen und führen zum Zelltod. Bösartige Zellen teilen sich schneller als gesunde – Zytostatika wirken umso effektiver, je schneller sich eine Zelle teilt. Das heißt: Sie wirken zwar auf alle Zellen im Körper, aber wesentlich stärker auf die sich schnell teilenden bösartigen Zellen als auf die sich langsamer teilenden gesunden Zellen. Dennoch wird bei der Chemotherapie auch gesundes Gewebe angegriffen. Doch gesunde Zellen können diese Schäden meist gut reparieren. Trotzdem entstehen Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie etwa Übelkeit, Blutbildveränderung, Haarausfall, Schleimhautentzündungen oder Müdigkeit.

Je nachdem, um welche Krebserkrankung es sich handelt, wie groß der Tumor ist und wo er lokalisiert ist, entscheidet der Facharzt, ob und welche Art von Chemotherapie infrage kommt.

Chemotherapeutika können in verschiedenen Formen verabreicht werden:

  • Infusionen oder Injektionen: Dabei wird das Therapeutikum tropfenweise über die Venen, bei Spritzen in der jeweiligen Dosierung in die Vene eingebracht.
  • Tabletten: Nach dem Schlucken der Tablette gelangen die Wirkstoffe über den Verdauungstrakt in die Blutbahn.
  • Lokal: Dabei wird das Medikament in genau definierte Areale eingebracht, wie z.B. den Bauchraum und entfaltet auf diesem begrenzten Gebiet seine Wirkung

Eine Chemotherapie läuft in verschiedenen Einzeltherapien in bestimmten Intervallen ab, man bezeichnet sie als "Zyklen". Üblicherweise dauert ein Zyklus 3 bis 4 Wochen, dabei werden entweder am Tag 1 oder auch an mehreren Tagen bestimmte Medikamentendosen verabreicht. Zwischen den einzelnen Therapietagen erfolgen Pausen, um dem Patienten die Möglichkeit zur Erholung zu geben. Wie viele derartige Zyklen nötig sind, entscheidet der Spezialist. Dazwischen – meist nach 2 bis 3 Zyklen – erfolgen regelmäßige Kontrollen, um den Behandlungserfolg absehen zu können. Eine Chemotherapie kann sowohl stationär als auch ambulant erfolgen.

Eine Chemotherapie hat vielfach auch Nebenwirkungen, selbst wenn bei modernen Zytostatika diese bereits in Grenzen gehalten werden können. Nebenwirkungen können auch verzögert eintreten und Beeinträchtigungen in den Funktionen von Leber, Niere oder Lunge mit sich bringen. Ist die Chemotherapie abgeschlossen, bestehen gute Chancen, jedoch keine Garantie auf Heilung. Die Krebszellen können sich nach zunächst erfolgreicher Therapie neu bilden, daher sind regelmäßige Kontrollen gerade nach einer Chemotherapie unabdingbar und beste Voraussetzung dafür, die Krankheit ein für alle Mal zu besiegen.

Nicht jeder Chemotherapie-Patient hat die gleichen Nebenwirkungen: Ob sie auftreten, hängt einerseits vom Allgemeinzustand des Betroffenen, von der Substanz oder Dosis des Therapeutikums ab.

Chemotherapien werden in Krankenhäusern von Krebsspezialisten durchgeführt. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, diese ambulant an der jeweiligen onkologischen Abteilung oder an einer Tagesklinik durchzuführen. Dazu kommt der Betroffene für die Dauer der Chemotherapie ins Krankenhaus und kann dieses nach der Behandlung wieder verlassen.

In erster Linie ist es wichtig, dass Sie die vom Arzt verordneten Begleittherapien und Begleitmaßnahmen befolgen.

Treten Fieber oder starkes Erbrechen auf, sollten Sie unbedingt das Krankenhaus aufsuchen!

Eine ausgewogene Ernährung kann die Behandlung unterstützen. In erster Linie wirkt sich dies auf die Lebensqualität aus, sodass man die Belastungen der Therapie besser verkraftet und dass sich gesundes Gewebe rasch wieder neu bildet. Wichtig ist, entsprechend Energie zuzuführen, idealerweise in Form proteinreicher Kost. Oft zitierte "Krebsdiäten" gibt es allerdings nicht, bislang gibt es keine Ernährungsform, die eine heilende Wirkung bei Krebserkrankungen hat. Günstig ist es, den alltäglichen Aktivitäten auch nach einer Chemotherapie nach Möglichkeit nachzugehen, wie etwa einer Berufstätigkeit und Freizeitaktivitäten. Manche Betroffene brauchen verstärkt Ruhe, in diesem Fall ist übersteigerter Ehrgeiz nicht zielführend, zumuten sollte man dem Körper nur, was ihm wirklich gut tut.

Vor einer Chemotherapie können Mediziner zwar generell abschätzen, ob die Therapie wirken wird, doch das Therapieansprechen hängt von der Art des Tumors und dem Allgemeinzustand des Betroffenen ab. Der Erfolg zeigt sich im Therapieverlauf. So etwa können Betroffene zunächst gut darauf ansprechen, der Tumor verkleinert sich, nach einer Zeit beginnt er jedoch wieder zu wachsen. Dann entscheidet der Spezialist, welche Therapie weiter zielführend ist. Vor allem bei bestimmten Zytostatika sind der Medizin Grenzen gesetzt, meist ist nur ein gewisses Höchstmaß verträglich, wenn man Organschäden ausschließen will. Auch hier muss der Spezialist abschätzen, welche Behandlungsform angebracht ist, ob diese in einer bestimmten Kombination mit anderen Verfahren erfolgen sollte oder welche Alternativen es dazu gibt.

Eine Chemotherapie kostet im Durchschnitt zwischen 10.000 und 20.000 Euro und wird von den Krankenkassen übernommen. Bei chefärztlicher Bewilligung bezahlen die Kassen auch Heilbehelfe und auch z.B. Perücken.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

11. Mai 2020

Erstellt am:

22. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

11. Mai 2020

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