Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Nahaufnahme eines Auges mit Bindehautentzündung
Bei einer Bindehautentzündung ist das betroffene Auge gerötet, die Bindehaut angeschwollen.
© megaflopp / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Bei einer Bindehautentzündung entzündet sich die Bindehaut – das ist die durchsichtige Schleimhaut im vorderen Augenabschnitt, zwischen Augenlidinnenseite und Augapfel.

Medizinische Expertise

Barbara Kiss

Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Kiss

Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie
Fugbachgasse 10/1, 1020 Wien
www.augen-kiss.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Die Folge sind rote, juckende, oft schmerzhaft brennende Augen, die in der Früh beim Aufwachen auch "verklebt" sein können. Die häufigste Augenerkrankung in Österreich hat viele verschieden Ursachen wie z.B. Bakterien, Viren oder Allergien. In den meisten Fällen ist die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ansteckend und dauert – je nach Schweregrad und Behandlungsform – zwischen einigen Tagen und Wochen. Typisch für die bakterielle Bindehautentzündung: Sie beginnt zuerst an einem Auge und kann sich auf das zweite ausbreiten. In der Regel machen sich die ersten Symptome erst 5 bis 12 Tage nach der Ansteckung bemerkbar. Das Tückische daran: Gerade in dieser Zeit ist die Ansteckungsgefahr für andere am höchsten.

  • Die Bindehautentzündung wird meistens durch Bakterien, Viren oder eine allergische Reaktion ausgelöst.
  • Typische Symptome sind eine Rötung des betroffenen Auges, Brennen und starker Juckreiz.
  • Je nach Ursache wird mit geeigneten Augentropfen oder Augensalben behandelt.
  • Spätestens nach drei Wochen heilt die Entzündung ab.
  • Zur Vorbeugung sollte man regelmäßig die Hände desinfizieren und bei Juckreiz kühlende Kompressen auflegen, anstatt sich die Augen zu reiben.
Art Entzündung
Ursachen Viren, Bakterien, allergische Reaktion
Symptome Rötung des Auges, Brennen, Jucken
Diagnose Spaltlampenuntersuchung, Bindehautabstrich, Allergietest
Therapie Augentropfen
Vorbeugung sorgsame Hygiene, bei Bedarf Vermeidung von Allergenen

Die Bindehautentzündung ist das häufigste Augenleiden in Europa, wobei viele Augenärzte in den vergangenen 10 Jahren einen Anstieg der gemeldeten Fälle registrieren. Da in der Mehrzahl der Fälle kein Nachweis der Erkrankung erfolgt, liegen keine verlässlichen Zahlen über die tatsächliche Häufigkeit der Krankheit vor.

Die "Frühjahrskonjunktivitis" kommt allergiebedingt und wie der Name schon sagt vor allem in der "Heuschnupfen-Saison" (zirka April bis Juni) vor, die hoch ansteckende virale Bindehautentzündung eher in der feucht-kalten Jahreszeit (Herbst und Winter).

Die häufigsten Anzeichen einer Bindehautentzündung sind:

  • Rötung des Auges: Bindehaut ist gerötet
  • Brennen
  • Fremdkörpergefühl
  • Jucken
  • Schwellung der Bindehaut
  • Blendungsempfindlichkeit
  • Vermehrte Tränensekretion
  • Sekret
  • Morgendliches Verkleben der Lider: oft durch weiß-gelbliche schmierig-eitrige Absonderungen

Konjunktivitis kann viele verschiedene Ursachen haben und entsprechend unterschiedliche Symptome. Am häufigsten entsteht sie durch:

  • Viren
  • Bakterien
  • eine allergische Reaktion

Die Erkrankung kann aber auch ausgelöst werden durch:

  • intensive Beleuchtung (starkes UV-Licht, etwa Solarium, grelles Sonnenlicht, Schneereflexion)
  • Fremdkörper
  • Staub

Das Erkrankungsrisiko steigt bei Anwendung von Kosmetika, unzureichender Hygiene (z.B. Benutzung schmutziger Handtücher), beim Besuch von Schwimmbädern, im Solarium bzw. beim Sonnenbad ohne Schutzbrille sowie beim Reiben des bereits irritierten Auges mit verunreinigten Fingern.

Bei hoch ansteckenden Formen reicht schon ein Händedruck, das Berühren einer Türklinke oder das Teilen eines Handtuchs, um die Krankheitserreger zu übertragen.

Infektion als Ursache

Bakterien

Als Auslöser der bakteriellen Konjunktivitis kommen zahlreiche Erreger in Frage, z.B. diverse Kokken (kugelförmige Bakterien), Haemophilus influenzae, Chlamydien, Pseudomonas, Corynebacterium diphtheria und Neisserien. In den meisten Fällen beginnt die Entzündung an einem Auge und breitet sich erst Tage später aufs andere Auge aus.

Chlamydien sind auch die Verursacher der "Schwimmbadkonjunktivitis" (Schwimmbäder und stehende Gewässer sind eine häufige Ansteckungsquelle) und der "Neugeborenenkonjunktivitis" (die Tränenflüssigkeit bei Babys kann aufgrund des oft noch engen Tränen-Nasen-Kanals nicht ausreichend abfließen, sodass vorhandene Keime länger im Auge bleiben können und eine Bindehautentzündung hervorrufen).

Viren

Eine virale Entzündung der Bindehaut tritt isoliert (Konjunktivitis epidemica) oder auch häufig als Begleiterscheinung beim grippalen Infekt auf sowie im Zuge einer Vielzahl viraler Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken. Die Schleimhäute sind gereizt und die bakteriellen Erreger gelangen zusätzlich, nahezu ungehindert in die Bindehaut.

Die viral bedingte Konjunktivitis ist im Gegensatz zu einer durch Bakterien hervorgerufenen Bindehautentzündung seltener, aber je nach Virus umso gefährlicher. Oft kann eine virale Bindehautentzündung auf die Hornhaut übergehen.

Pilze Deutlich seltener sind Pilzerkrankungen der Bindehaut (Mykotische Konjunktivitis). Meist gehen sie von einer Entzündung der Tränenkanälchen aus. Dringen die Erreger in das Auge ein, so ist nicht nur die Bindehaut, sondern auch die Hornhaut des Auges betroffen. Es kann zu sogenannten Granulomen oder zu gelblichen Infiltraten kommen.

 

Nicht-infektiöse Ursachen

Hierzu gehören alle Bindehautentzündungen, die durch eine Überempfindlichkeit für bestimmte Allergene hervorgerufen werden (Allergische Konjunktivitis).

  • Diese können saisonal auftreten, z.B. durch bestimmte Pollen (Heuschnupfen)
  • aber auch ganzjährig, z.B. durch bestimmte Inhaltstoffe in Augenkosmetika, in Lebensmitteln (auch Lebensmittelzusätze), in Medikamenten, die am Auge angewandt werden, sowie durch Hausstaubmilben, Tierhaare oder manche Kontaktlinsenpflegemittel

Zu den häufigen Auslösern einer Bindehautentzündung gehören auch Umwelteinflüsse (Reizkonjuktivitis) wie Rauch und Staub und Irritationen durch Klimaanlagen (Zugluft). Auch eine Störung des Tränenfilms, der die Augapfeloberfläche und damit auch die Bindehaut vor Umweltreizen schützt, kann Ursache einer Bindehautentzündung sein und eine zusätzliche Infektion mit Viren, Bakterien oder Pilzen begünstigen.

Je nach Verlauf wird unterschieden zwischen:

  • hyperakuter
  • akuter
  • chronischer (wiederkehrender) Bindehautentzündung

Die akute Phase dauert 2 bis 12 Tage. Für die hochansteckende Conjunctivitis epidemica gilt: Bleibt die Infektion auf die Bindehaut beschränkt, heilt sie in 1 bis 3 Wochen von selbst ab. Oft ist diese so massiv, dass auch Allgemeinsymptome und geschwollene Lymphknoten z.B. hinter den Ohren vorhanden sind.

Häufig kann es zusätzlich zu einer Hornhautentzündung mit Trübungen kommen, die sich durch eine zusätzliche Sehverschlechterung bemerkbar machen. Diese lösen sich allerdings im weiteren Verlauf meist wieder auf. Die Erreger werden durch das körpereigene Immunsystem unschädlich gemacht. Der Patient ist dann allerdings nicht immun gegen eine neue Erkrankung.

Für eine zuverlässige Diagnose durch die Augenärzt:in sind 3 Dinge entscheidend:

  • die Patientengeschichte
  • das klinische Bild
  • der Erregernachweis

Fest steht aber, dass sich die Differenzierung zwischen bakteriell und viral bedingter Bindehautentzündung schwierig gestaltet, da sich die Symptome meist stark ähneln. Möglicher Unterschied: Virale Infekte führen häufiger zu einer wässrigen statt einer eitrigen Sekretion (bakteriell). Andere Ursachen des roten Auges wie z.B. eine Allergie, Fremdkörper, Lidrandentzündung, trockenes Auge, eine unspezifische Reizung oder Glaukom, Entzündung des Augeninneren etc. müssen ebenfalls ausgeschlossen werden.

Als Methode dienen der (Augen-)Ärzt:in:

  • Spaltlampenuntersuchung: Wird zur mikroskopischen Untersuchung des Auges eingesetzt. Bei der Spaltlampenuntersuchung lassen sich die feinen Strukturen in den vorderen Augenabschnitten gut beurteilen.
  • Bindehautabstrich mit Antibiogramm: Bei einem Bindehautabstrich wird Sekret aus dem Bindehautsack entnommen. Dies dient zum Erregernachweis mittels eines Antibiogramms (Labortest zur Bestimmung der Empfindlichkeit bzw. Resistenz von Krankheitserregern gegenüber Antibiotika), um die Konjunktivitis gezielt mit dem richtigen Antibiotikum behandeln zu können. Der Bindehautabstrich wird vor einer antibiotischen Erstbehandlung oder bei Nichtansprechen auf die Therapie durchgeführt.
  • Allergietest: Bei therapieresistenten, chronischen oder rezidivierenden allergischen Bindehautentzündungen macht der Arzt (Allergologe) in der Regel einen Hauttest, um die Reaktion des Immunsystems auf verschiedene Allergene beurteilen zu können. Ist dies nicht möglich oder bestehen weiterhin Zweifel, kann noch ein Bluttest durchgeführt werden.

Die Behandlung der Konjunktivitis richtet sich immer nach deren Ursache:

Bakterielle Ursache Ist die Erkrankung bakteriell bedingt, kommen meist antibiotische Augentropfen und Augensalben zum Einsatz. Diese werden manchmal mit Glukokortikoiden kombiniert, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Doch Achtung: Glukokortikoide können den Augeninnendruck erhöhen und sollen daher nur kurzfristig (maximal 10 Tage) verwendet werden. In leichten Fällen werden 3-mal täglich Tropfen verabreicht, in schweren Fällen stündlich. Abends wird in der Regel eine Salbe aufgetragen, da die Wirkung über Nacht besser gewährleistet ist.
Virale Ursache Bei einer viral bedingten Bindehautentzündung gibt es keine spezifische Therapie. Die Beschwerden werden mit antiphlogistischen Augentropfen gelindert, eine Superinfektion mit antibiotischen Augentropfen verhindert. Virusbedingte Konjunktivitis heilt nach einigen Tagen oder Wochen von selbst. Manchmal kann die Anwendung von Kortison – allerdings nur für wenige Tage – sinnvoll sein. Damit versucht man, das Übergreifen auf die Hornhaut zu verhindern bzw. bei Herden in der Hornhaut die Immunantwort einzudämmen.
Allergische Konjunktivitis Im Fall einer allergischen Konjunktivitis klingen die Beschwerden meist nach Beendigung der Antigenexposition ab. Zusätzlich werden abschwellende, chromoglizinhaltige und steroidhaltige Augentropfen (bei chronischen Formen) gegeben.

Bei Entzündungen aufgrund mangelnder Tränenflüssigkeit werden „künstliche Tränen“ ins Auge geträufelt. Um die Lipidschicht des Tränenfilms zu stabilisieren und seine Verdunstung zu verhindern, kann auch ein liposomaler Augenspray auf die geschlossenen Augen gesprüht werden (die Liposome erreichen den Tränenfilm über die Lidränder).

Wenn die beschriebenen Beschwerden (siehe Symptome) nicht nach 3 Tagen von selbst verschwinden, sollte eine Ärzt:in aufgesucht werden.

Worauf Sie sonst noch achten sollten:

  • Von Selbsthilfe ist eher abzuraten: Wegen der Gefahr weiterer Infektionen sollten keine "Augenbäder" oder "Teespülungen" vorgenommen werden.
  • Da es bei Binderhautentzündung meist zu starkem Juckreiz kommt, versuchen Betroffene diesen durch Reiben und Wischen zu lindern. Jedoch bewirkt das eher das Gegenteil und verschlimmert die Konjunktivitis.
  • Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr muss auch das Umfeld geschützt werden: Besonders wichtig ist es, während der Erkrankung auf eine sorgsame Hygiene zu achten und auf die gemeinsame Nutzung von Waschlappen und Handtüchern zu verzichten. Empfehlenswert ist es auch Türklinken, Wasserhähne, etc. nicht mit der Hand zu betätigen.
  • Bei der hochansteckenden Conjunctivitis epidemica sollte besser keine Sonnenbrille als Schutz getragen werden, da die Viren empfindlich auf Sonnenlicht reagieren.
  • Ist das entzündete Auge eitrig, bildet sich oft an den Augenlidern – vor allem über Nacht – ein wenig Kruste. Um diese vorsichtig zu entfernen, eignet sich ein warmes feuchtes Tuch. Nach der Verwendung ist es nicht mehr zu gebrauchen und sollte rasch in der Wäsche landen.

Vorbeugend noch einige Verhaltenstipps, wenn eine Ansteckung droht:

Empfehlenswert ist eine regelmäßige und sorgfältige Desinfektion der Hände und der Umgebung. In Grippezeiten (Herbst und Winter) sollte man aufs Händeschütteln verzichten und größere Menschenansammlungen meiden. Ratsam für die tägliche Hygiene sind zudem Einmal-Artikel bzw. ein häufigeres (heißes) Waschen der Handtücher, Waschlappen, etc. Generell gilt: Die Augen nach Möglichkeit nicht reiben, gegen Schwellung und Juckreiz kühlende Kompressen zur Beruhigung auflegen.

  • Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 265. Ausgabe, Verlag Walter de Gruyter (Hg.), Berlin, 2013
  • Skriptum der "Augenheilkunde", WUV - Universitätsverlag der MedUni, Wien
  • Mein Auge, A. Wedrich (Hrsg.), Verlagshaus der Ärzte, Wien, 2010

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

26. Februar 2024

Erstellt am:

19. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

27. November 2020


ICD-Codes:
  • B30
  • H10
  • H13

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge