Was bewirkt ultraviolettes Licht?

Frau sonnt sich.
UV-Licht ist lebenswichtig, dennoch hat es auch negative Wirkungen auf den Menschen.
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Obwohl ultraviolettes (UV) Licht für das menschliche Auge unsichtbar ist, hat es profunde Auswirkungen auf den menschlichen Körper und insbesondere die Haut.

Medizinische Expertise

Adrian Tanew

Univ.Prof. Dr. Adrian Tanew

Facharzt für Dermatologie und Venerologie
Lerchenfelderstrasse 125/7, 1070 Wien
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UV Strahlung ist wichtig für die Produktion von Vitamin D in der Haut und kommt in der Phototherapie bei der Behandlung von entzündlichen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Ekzeme zum Einsatz. Bei übermäßiger Exposition gegenüber UV-Licht kann es allerdings zu Schäden an der Haut und dem Auge kommen. Sonnenbrand, Sonnenlicht-induzierte Hautkrankheiten, Hautalterung, Hautkrebs und Grauer Star sind Erkrankungen, bei deren Entstehung UV-Licht eine wesentliche Rolle spielt.

  • UV-Strahlung hat viele positive Eigenschaften und kommt zum Beispiel bei der Phototherapie zum Einsatz.
  • Zu viel UV-Licht schädigt aber das Hautorgan, beeinflusst dessen Immunsystem und kann unterschiedliche Hauterkrankungen auslösen.
  • Mögliche akute Folgen von UV-Bestrahlung sind Sonnenbrand, Fieberblasen und Sonnenlicht-induzierte Hautausschläge.
  • Bei einer hohen kumulativen UV-Belastung steigt das Risiko, eine vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs zu entwickeln.
  • Außerdem kann die UV-Strahlung Schäden an den Augen hervorrufen.

Je höher die Sonne am Himmel steht, desto stärker ist auch die mittelwellige ultraviolette Strahlung (UVB), welche vornehmlich für den Sonnenbrand verantwortlich ist. Sie ist also abhängig von der Tages- und Jahreszeit sowie der geografischen Lage: umso näher am Äquator umso höher die UVB Intensität. Aber auch an höher gelegenen Orten ist die UVB Strahlung stärker, da weniger UV Licht von der Atmosphäre absorbiert wird. Pro 1000 m Höhe steigt die Intensität der UVB Strahlung um 10 bis 12 %.

Es gibt 3 verschiedene Arten von kosmischer UV-Strahlung, davon gelangen allerdings nur 2 auf die Erdoberfläche:

  • UVA-Strahlung (315-400 nm Wellenlänge): Sie macht den Hauptteil der UV-Strahlung aus, die die Erdoberfläche erreicht.
  • UVB-Strahlung (280-315 nm Wellenlänge): 90 % dieser Strahlung wird von der Atmosphäre (Ozon, Wasserdampf, Sauerstoff und Kohlendioxid) absorbiert.
  • UVC-Strahlung (100-280 nm Wellenlänge): Sie wird vollständig von der Erdatmosphäre absorbiert.

Die offensichtlichste Reaktion der Haut auf UV-Licht ist die Bräunung, welche ein Schutzmechanismus vor weiteren Sonnenschäden ist. Das verdeutlicht, dass UV-Licht schädigende Effekte auf die Haut ausübt, wogegen sich die Haut zu schützen versucht.

Für die Bräunung verantwortlich sind Pigmente (Melanin) in der Haut. Die Pigmentierung wird durch UVA- und UVB-Licht ausgelöst. Bräunung durch UVA-Licht erfolgt rascher, Bräunung durch UVB-Licht hält länger an. Moderne Sonnenschutzmittel schützen vor beiden UV Banden.

UV-Licht ist notwendig für die Produktion von Vitamin D, das die Kalziumaufnahme und Knochendichte reguliert, was z.B. bei der Zahnentwicklung oder der Prävention von Osteoporose eine wichtige Rolle spielt.

Sonnenlicht hat positive Auswirkungen auf diverse entzündliche Hautkrankheiten wie Akne, Psoriasis, Ekzeme oder die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo). Der dabei wirksame Anteil des Sonnenlichtes ist UVB. Dieses Spektrum kann auch durch spezielle UV-emittierende Fluoreszenzlampen erzeugt werden und kommt als Phototherapie bei der Behandlung von diversen Hautkrankheiten zum Einsatz.

Übermäßiger Sonnenkonsum und damit eine hohe UVA oder UVB Belastung kann akute und chronische Schäden an Haut, Augen und Immunsystem verursachen. Auf lange Sicht gesehen schädigt häufige und lange Bestrahlung der Haut mit UV-Licht die Zellen, das Bindegewebe und die Blutgefäße der Haut und führt zu vorzeitiger Hautalterung und erhöhtem Hautkrebsrisiko, wovon hellere Hauttypen stärker betroffen sind. Hinzu kommen Auswirkungen auf Augen und das Immunsystem, welche vom Hauttyp unabhängig sind.

Negative Wirkungen von UVA und UVB-Strahlung im Überblick

UVA-STRAHLUNG UVB-STRAHLUNG
Bräunung der Haut (schneller eintretend, weniger lang anhaltend) Bräunung (langsamer eintretend, lang anhaltend)
Sonnenlichtallergie Sonnenbrand
Hautalterung und Hautkrebs Hautalterung und Hautkrebs
Medikamentös-bedingte Lichtempfindlichkeit Begünstigt Herpes
Begünstigt Grauen Star Begünstigt Hornhautentzündungen

So groß der Wunsch nach gebräunter Haut im Sommer ist, trägt er doch das Risiko von Sonnenbrand, Sonnenallergie und Langzeitschäden der Haut in sich. Ein maßvoller Umgang mit Sonnenlicht und die Anwendung von Sonnenschutzmaßnahmen sind der beste Weg, solchen Auswirkungen vorzubeugen und das Hautalterungs- und Hautkrebsrisiko gering zu halten.

Sonnenbrand

Hauptsächlich verantwortlich für einen Sonnenbrand ist UVB-Licht. Es lässt die Haut nicht nur braun werden, sondern führt bei übermäßiger Bestrahlung auch zu einer entzündlichen Reaktion der Haut, die von einer schmerzhaften Rötung gekennzeichnet ist, die streng auf diejenigen Hautareale begrenzt ist, welche dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Auch an einem wolkigen Tag kann man einen Sonnenbrand bekommen. Sand und Schnee können durch Reflexion die Intensität des UVB Lichtes erhöhen. Häufige Sonnenbrände erhöhen das spätere Hautkrebsrisiko.

Sonnenallergie

Der Begriff Sonnenallergie ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine Reihe von immunologischen Hautreaktionen, die durch Sonnenlicht ausgelöst werden (Photodermatosen). Diese Reaktionen treten nur bei sensibilisierten Menschen auf und werden zumeist durch den längerwelligen UV Anteil des Sonnenlichtes (UVA) ausgelöst. Der häufigste Vertreter der Photodermatosen ist die polymorphe Lichtdermatose, bei der es nach der ersten stärkeren Sonnenexposition zu einem juckenden Ausschlag im Dekolleté- und oberen Rückenbereich sowie an den Außenseiten der Extremitäten kommt. Das Gesicht ist üblicherweise ausgespart.

Vorzeitige Alterung der Haut

Auslöser vorzeitiger Hautalterung ist nicht nur das gesamte UV-Spektrum, sondern auch der sichtbare Anteil des Sonnenlichtes. Sonnenschutzmittel schützen aber nur teilweise vor UVA und kaum vor dem sichtbaren Licht und beugen somit einer vorzeitigen Hautalterung durch Sonnenlicht nur unzureichend vor. Ausdruck der sonnenlichtinduzierten Hautalterung sind Sonnenflecken (Lentigines solares), oberflächliche und tiefe Hautfalten, bedingt durch eine Schädigung des Bindegewebes, und erweiterte Blutgefäße. Die am stärksten von Lichtalterung betroffenen Hautpartien sind üblicherweise der Gesichts- und Halsbereich, bei Männern mit Glatze auch die Kopfhaut, sowie das Dekolleté und die Handrücken.

Licht dringt nicht nur in die Haut, sondern auch in die Augen ein. UV Strahlung ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Linsentrübung (Grauer Star, Katarakt), daher sollte man seine Augen im Sommer konsequent mit UV-filternden Sonnenbrillen schützen.

UV-Licht kann auch zu entzündlichen Prozessen im vorderen Augenabschnitt führen, die sich als Bindehaut- oder Hornhautentzündung äußern. Begünstigt wird die Entstehung einer solchen Entzündung im Winter, wenn das vom Schnee reflektierte UV-Licht auf das ungeschützte Auge eintrifft, was im Extremfall zu einer vorübergehenden Schneeblindheit führen kann. Schifahrer:innen und Bergsteiger:innen ohne Skibrille sind besonders gefährdet.

  • Beratungsproblem Haut, J. Smolle, F. H. Mader, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, Heidelberg, 2005
  • Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch 2014, U. Arnold et al., Walter de Gruyter, 265. Auflage, 2013
  • Augenheilkunde, F. Grehn, Springer Medizin Verlag, 31. Auflage, Heidelberg, 2012

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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

24. März 2023

Erstellt am:

27. März 2014

Stand der medizinischen Information:

15. Mai 2023

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