11 Irrtümer über das Stillen

Mutter stillt ihr Kind ohne Irrtümer
Stillen bringt viele gesundheitliche Vorteile für das Baby mit sich.
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Mütter werden von ihrem Umfeld oft mit gut gemeinten Ratschlägen zum Thema Stillen überflutet, die nicht selten aus Halbwahrheiten oder persönlichen Eindrücken bestehen.

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Auch, wenn diese mit Sicherheit gut gemeint sind, können sie zu falschem Verhalten während dem Stillen führen, und Eltern und Baby unter unnötigen Druck setzen. Daher ist es wichtig, sich nicht von widersprüchlichen Informationen den Spaß am Stillen nehmen zu lassen. Was beim Stillen wirklich beachtet werden muss, welche Tricks es erleichtern, aber auch, wann Stillen vielleicht nicht die beste Lösung für Mutter und Kind ist. Folgende 11 Still-Irrtümer verraten was stimmt und nicht stimmt über Stillen in Bezug auf Ernährung, Sport, Brustgröße und Co.

Körperlich sind theoretisch 98 % der Frauen dazu in der Lage, ihr Baby ausreichend mit Muttermilch zu versorgen. Falls Probleme beim Stillen auftreten, können diese häufig durch ein Gespräch mit einem Arzt, einer Hebamme oder einer Stillberatung gelöst werden. Gerade am Anfang kann ein beratendes Gespräch noch in der Klinik offene Fragen klären und etwa die Anlegetechnik des Babys optimieren. So wird das Stillen für Mutter und Baby einfacher. Manche medizinischen Probleme verhindern das Stillen jedoch tatsächlich, auch wenn dies seltener vorkommt, als zunächst angenommen. Auch Frauen nach Brustoperationen müssen individuell abklären, ob Stillen möglich ist. Oft werden bei Vergrößerungs- oder Verkleinerungsoperationen zu viele Milchgänge durchtrennt, was die Stillfähigkeit vermindert oder unmöglich macht.

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Auch, wenn Mütter körperlich stillen könnten, bringt dies keine Verpflichtung mit sich. Viele Mütter empfinden Stillen als schöne Erfahrung, die sie ihrem Baby näher bringt. Keine Mutter ist jedoch dazu verpflichtet, ihr Baby zu stillen, wenn sie das nicht möchte, und sollte sich auf keinen Fall von anderen dazu unter Druck setzen lassen. Wenn man stillt, obwohl man das eigentlich nicht will, kann das großen innerlichen Stress auslösen, der die Still-Erfahrung für Mutter und Baby negativ beeinträchtigt. Kann oder möchte eine Frau prinzipiell nicht stillen, sollte sie dies am besten bereits während der Schwangerschaft mit dem Arzt besprechen. Dann kann die Milchbildung bereits vor dem Milcheinschuss unterdrückt werden.

Stillen bringt meist viele gesundheitliche Vorteile für das Baby mit sich. So wird die Häufigkeit der Infektionen im Säuglingsalter durch Stillen gesenkt. Das Baby wird mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, und erhält zusätzlich antibakterielle, entzündungshemmende und immunmodulierende Eiweißstoffe, die das Kind schützen und sein noch unreifes Abwehrsystem prägen.

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Doch es gibt auch Fälle, in denen es sogar schädlich für das Baby sein kann, wenn es gestillt wird. Leidet die Mutter unter bestimmten Infektionskrankheiten, etwa HIV, Hepatitis B, Zytomegalie oder Tuberkulose, sollte sie ihr Baby nicht stillen. Entsprechende Erreger könnten über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden. Mütter, die an einer Infektionskrankheit leiden, sollten individuell mit dem Frauen- und Kinderarzt abklären, ob sie stillen dürfen.

Des Weiteren werden Schad- oder Giftstoffe – wie Drogen, Nikotin, Alkohol aber auch einige Medikamente – über die Muttermilch an das Kind weitergegeben. Besteht ein Abhängigkeitsproblem, kann dies dem Kind sowohl in der Schwangerschaft, als auch während dem Stillen schaden. Frauen, die regelmäßig Schadstoffe zu sich nehmen, sollten ärztlich abklären, ob die Vorteile des Stillens die Gefahren der Giftstoffe noch überwiegen – dies ist häufig nicht der Fall.

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Durch das Stillen wird das Kind nicht nur mit Nährstoffen versorgt, sondern es wird auch eine körperliche Nähe zur Mutter hergestellt, die die Beziehung fördern kann (Bonding). Das bedeutet jedoch nicht, dass ausschließlich durch das Stillen eine intensive Bindung zu dem Baby aufgebaut wird. Das Baby zu halten, zu streicheln und mit ihm zu Kuscheln stellt ebenso eine Bindung her, wie das bei dem Stillen der Fall ist. Deshalb müssen sich auch Väter keine Sorge machen, dass ihre Beziehung zu dem neuen Baby weniger stark ist, weil sie es nicht stillen können.

Viele Mütter bleiben länger mit ihrem Baby zu Hause, als sie eigentlich möchten, um es mit Muttermilch versorgen zu können. Andere entscheiden sich gänzlich gegen das Stillen, um möglichst schnell wieder in ihren Beruf einzusteigen. Beides ist so nicht automatisch richtig. Während es vielleicht die einfachste Option ist, wenn die Mutter während dem Stillen zu Hause bleibt, gibt es auch viele andere Lösungen. Etwa kann Muttermilch abgepumpt und dem Baby von einer anderen Bezugsperson mit einer Flasche gefüttert werden, um es mit gesunder Nahrung zu versorgen, während die Mutter in der Arbeit ist. Vor und nach der Arbeit kann direkt gestillt werden, falls dies erwünscht ist. Manche Arbeitsplätze bieten auch flexible Lösungen für Mütter an, indem sie etwa ein Arbeiten, teilweise oder ganz, von zu Hause aus ermöglichen. In einem Gespräch mit dem Arbeitgeber können individuell Möglichkeiten gefunden werden.

Schon kurze Zeit nach dem Abstillen ist kein Unterschied erkennbar zwischen dem Busen stillendender und nichtstillender Frauen. Das Gewebe, das sich während dem Stillen vielleicht verändert hat, bildet sich schon bald zurück. Wer also aus optischen Gründen Angst vor dem Stillen hat, kann beruhigt werden. Nicht abzustreiten ist dahingegen, dass eine Schwangerschaft die Brust verändern kann, und es einige Zeit braucht, bis sich die Auswirkungen der Schwangerschaft zurückbilden. Inwieweit Veränderungen während der Schwangerschaft eintreten, und ob sie die Brust permanent verändern, hängt von vielen Faktoren ab, vor allem aber von der Festigkeit des Bindegewebes der Frau.

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Ein häufiger Irrtum ist, dass Frauen mit kleinen Brüsten weniger Milch bilden, während Frauen mit großen Brüsten überdurchschnittlich viel Milch haben. Das ist nicht richtig, denn die Brustgröße wird durch vorhandenes Fettgewebe bestimmt. Die Milch dahingegen wird in Milchdrüsen gebildet, und diese reagiert auf die Häufigkeit des Stillens. Wer also zunächst nicht ausreichend Milch bildet, sollte versuchen, öfters zu stillen, um die Milchproduktion anzuregen.

Früher wurde häufig empfohlen, mindestens zwei Stunden Abstand zwischen dem Stillen zu lassen. Da das Verdauen von Muttermilch 1 bis 1 ½ Stunde Stunden dauert, ging man davon aus, dass bei häufigerem Stillen Milch unverdaut bleibt, und das zu Blähungen führt. Das ist aber nicht der Fall. Nur vollständig verdaute Milch kann von dem Magen in den Darm gelangen, egal, wie selten oder häufig ein Baby gestillt wird. Auch glaubte man, dass fixe Stillzeiten dem Baby helfen, sich an einen festen Tages- und Essensrhythmus zu gewöhnen. De facto kann aber ein Stillen nach einem fixen Plan Stress für Mutter und Baby bedeuten. Besser ist es, wenn das Baby dann Nahrung zu sich nimmt, wenn es Hunger hat. Zudem kann häufigeres Stillen die Milchproduktion erhöhen.

Oft wird stillenden Müttern geraten, selbst besonders viele Milchprodukte zu sich zu nehmen, um die Milchproduktion anzuregen oder die Qualität der eigenen Milch zu verbessern. Eine ausgewogene Ernährung der Mutter während dem Stillen ist auch für das Baby vorteilhaft, doch verändern Lebensmittel die Menge der vorhandenen Milch nur geringfügig. Regelmäßiger Flüssigkeitskonsum, aber vor allem häufiges Stillen an beiden Brüsten, regt den Milchfluss an.

Richtig dahingegen ist, dass manche Lebensmittel, die die Mutter isst, bei dem Baby Blähungen verursachen können, etwa Milchprodukte oder Eier. Wer also besonders viele Milchprodukte zu sich nimmt, die das Baby nicht verträgt, könnte dem Baby mehr schaden als nützen.

Viele Frauen fragen sich, wann sie nach einer Schwangerschaft wieder Sport betreiben können, und ob Stillen sie von sportlicher Betätigung abhalten wird. Dabei können auch in der Stillzeit problemlos alle Sportarten betrieben werden, auf die die Mutter Lust hat. Andererseits sollte sich eine stillende Mutter auch nicht übermäßig unter Druck setzen, genau so viel Sport zu betreiben wie vor der Schwangerschaft. Schließlich kann Stillen selbst als anstrengend empfunden werden. Stillen verbraucht übrigens, ebenso wie Sport, zusätzliche Kalorien. Stillen kann also dabei helfen, nach der Schwangerschaft Gewicht zu verlieren, falls dies erwünscht ist. Wer dahingegen während dem Stillen nicht abnehmen möchte, sollte besonders auf regelmäßige und ausreichende Kalorienzufuhr achten.

Ein guter Tipp für Stillen und Bewegung ist, knapp vor dem Sport zu stillen, um Spannungsgefühle in der Brust zu reduzieren. Da sowohl Stillen, als auch Sport das Flüssigkeitsbedürfnis des Körpers erhöhen, empfiehlt es sich, mehr zu trinken als sonst.

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Da regelmäßiges Stillen dazu beitragen kann, dass eine Bindung zwischen Mutter und Baby verstärkt wird, könnten sich Väter und Familienangehörige vielleicht ausgeschlossen fühlen. Doch gerade stillende Mütter freuen sich oft über Unterstützung von anderen, da Stillen viel Zeit, und auch Kraft, kosten kann. Daher ist es schön, wenn Angehörige während der Stillzeit die Mutter entlasten. Väter können das Baby vielleicht nicht selbst füttern, aber dafür vermehrt andere Aufgaben in der Babypflege übernehmen. Und falls die Mutter Milch abpumpt, um z.B. schneller wieder ins Berufsleben eintreten zu können, dürfen Angehörige das Baby mit Muttermilch aus der Flasche verwöhnen.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Zuletzt aktualisiert:

16. Mai 2019

Erstellt am:

28. August 2017

Stand der medizinischen Information:

16. Mai 2019

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