Mundgeruch

Frau, die die Zunge herausstreckt, auf der ein Minzblatt liegt.
Minze vertreibt Mundgeruch – außer es liegt eine organische Erkrankung zugrunde.
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Mundgeruch (Halitosis) ist ein Tabuthema. Dabei hat jeder ihn mal, etwa nach dem Genuss von Knoblauch, Zwiebeln, Fisch, Alkohol oder Zigaretten.

Medizinische Expertise

Bernd Matschy

Med.Dent. Dr. Bernd Matschy

Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Murgasse 4, 8010 Graz
www.dr-matschy-zahnarzt.at
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Doch wenn Mundgeruch dauerhaft besteht, können dahinter auch Erkrankungen stecken – zumeist im Mund, aber auch im HNO-Bereich und sehr selten im Magen-Darm-Trakt. Darum ist der Zahnarzt der erste Ansprechpartner bei anhaltendem Mundgeruch. Denn die wirksamste Waffe gegen den Mief aus der Mundhöhle ist meist gründliche Mundhygiene. Nur wenn systemische Erkrankungen vorliegen, heißt es erstmal diese zu therapieren, damit auch der Mundgeruch verschwindet. Jedoch können auch einige Medikamente zu Mundgeruch führen.

Nach speziellen Genüssen hat jeder mal Mundgeruch. Doch ungefähr 25% der Bevölkerung leidet unter dauerhaftem Mundgeruch: In 85-90% aller Fälle sind dafür bakterielle Zersetzung von Speiseresten in der Mundhöhle die Ursache, die zu weiteren Problemen wie Zahnfleischentzündung, Parodontitis oder Zahnfleischbluten führen können. Nur in etwa 5-8% liegt die Ursache für Mundgeruch im HNO-Bereich – und Ursachen im Bereich des Magens sind überhaupt sehr selten.

Entstehungsort Mundhöhle

Die Mundhöhle ist der mit Abstand häufigste Entstehungsort für Mundgeruch. Denn dort leben über 500 verschiedene Arten von Bakterien. 80 unter ihnen zersetzen Eiweiß und abgestorbene Schleimhautzellen. Finden diese Bakterien ein Überangebot an Nahrung vor, vermehren sie sich stark und Mundgeruch entsteht.

Nahrungslieferanten für diese Bakterien sind vor allem eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Milch oder Fisch. Aber natürlich sorgen auch Knoblauch, Zwiebeln, Alkohol oder Zigaretten für schlechten Atem – jedoch nur, wenn dabei nicht auf ausreichende Mundhygiene geachtet wird. Ein Lieblingstummelplatz der Bakterien ist übrigens die Zungenoberfläche. Experten gehen davon aus, dass mehr als zwei Drittel aller Mundgeruchfälle auf Zungenbelag zurückzuführen sind. Denn die tiefen Furchen im hinteren Zungenbereich bieten Belegen guten Halt. Und nur die wenigsten Menschen ergänzen das normale Zähneputzen mit einem Zungenschaber.

Mangelnde Mundhygiene ist zudem ein Grund, weshalb es zu Karies, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) kommt – alle diese Erkrankungen gehen gerne mit Mundgeruch einher.

Auch ein trockener Mund fördert die Entstehung von Mundgeruch. Besonders bei alten Menschen ist der Speichelfluss manchmal eingeschränkt und es kommt zu schlechtem Atem. Verminderter Speichelfluss kann auch durch Stress, hohen Alkoholkonsum oder bestimmte Medikamente (z.B. Antidepressiva und Betablocker) hervorgerufen werden.

Ursachen außerhalb des Mundes

Die häufigsten Ursachen für Mundgeruch außerhalb des Mundes finden sich im HNO-Bereich (etwa 5-8%). Davon wiederum sind Mandelentzündung (zirka 60-70%) und Nebenhöhlenentzündung (zirka 20%) die häufigsten Gründe, dass wir aus dem Mund riechen. Aber auch Rachenentzündung und trockene Nase können Mundgeruch als Symptom haben.

In der Bevölkerung ist der Irrglaube weit verbreitet, dass Magenprobleme der Hauptgrund für Mundgeruch seien. Veränderungen im Magen sind jedoch nur in den seltensten Fällen die Ursache für Mundgeruch. Normalerweise ist die Speiseröhre verschlossen und Luft tritt nur beim Aufstoßen vom Magen in den Mund über. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz, Sodbrennen (gastro-ösophagealem Reflux) oder Divertikeln des Gastrointestinaltrakts kann die muskuläre Abdichtung des Magens jedoch beeinträchtigt sein.

Auch manche anderen systemische Erkrankungen können mit Mundgeruch einhergehen, etwa

  • ein schlecht eingestellter Diabetes,
  • einige angeborene Stoffwechselstörungen,
  • schweres Nierenversagen oder
  • Leberzirrhose

Nicht vollständig geklärt ist, ob auch das Vorhandensein von Helicobacter pylori als Ursache in Frage kommt. Nicht zuletzt können auch Medikamente entweder direkt durch Abatmung ihrer Inhaltsstoffe oder indirekt über einen verminderten Speichelfluss als Nebenwirkung Halitosis verursachen. Dazu zählen etwa Eisenersatzpräparate, Anorektika, Anticholinergika, Antidepressiva, Antipsychotika sowie Antihypertensiva.

Mundgeruch kann der Betroffene selbst oftmals nicht riechen. Vielleicht wird er durch vertraute Menschen darüber aufgeklärt oder der Zahnarzt stellt ihn bei einer Kontrolluntersuchung fest. Wer Bedenken hat, kann seinen Zahnarzt auch darauf ansprechen. Stellt dieser Mundgeruch fest, wird er zunächst die Ursachen im Mund, wie schlechte Mundhygiene, Karies, Gingivitis, Parodontitis oder verminderter Speichelfluss überprüfen.

Findet der Zahnarzt keine Auslöser im Mundbereich, wird er dem Patienten wahrscheinlich empfehlen, weitere Fachärzte zur Abklärung hinzuzuziehen, etwa HNO-Ärzte, Internisten oder Gastroenterologen. Diesen Fachleuten kann evtl. schon der spezifische Geruch aus dem Mund Hinweise auf systematische Gründe für den Mundgeruch geben: Ein unerkannter oder schlecht eingestellter Diabetes löst z.B. einen fruchtig-süßlichen, nach Azeton riechenden Atem aus. Hinter einem fischigen Geruch könnte eine defekte Niere stecken.

Um Auslöser außerhalb des Mundes festzustellen, kommen neben körperlichen Untersuchungen auch Laboruntersuchungen des Blutes oder des Urins zum Einsatz. Seit kurzer Zeit gibt es auch ein Medizintechnikgerät, dass Mundgeruch messen kann: das sog. "Halimeter". Durch Analyse des Atems und der dabei ausgeatmeten Gase können einige mögliche Ursachen der Halitosis festgestellt werden.

Je nachdem welche Ursache hinter dem Mundgeruch steckt, gestaltet sich die Therapie. Liegt eine Allgemeinerkrankung vor, verschwindet durch deren Behandlung oft auch wieder der Mundgeruch. Genauso verhält es sich, falls Karies, Gingivitis oder Parodontitis hinter dem schlechten Atem stecken. Falls Mundgeruch durch bestimmte Medikamente verursacht wird, kann der Arzt nach Alternativen suchen.

Oft reicht einfach eine bessere Mundhygiene aus, damit man dem Mief Herr wird: Eine professionelle Zahnreinigung und anschließende konsequente gründliche Pflege mit Zahnbürste, Zahnseide oder Interdentalbürsten und am besten auch mit einem Zungenschaber. Unterstützend dazu kann mit desinfizierenden Mundwässern gespült werden (z.B. mit Chlorhexidin-Lösungen).

Die eigene gründliche Mundhygiene – mindestens 2x pro Tag, am besten jedoch nach jedem Essen – sollte immer durch eine halbjährliche professionelle Mundhygiene ergänzt werden. Um eine Knoblauchfahne oder fischigen Geruch nach dem Essen abzumildern, hat sich das Kauen von ein wenig frischer Petersilie oder Minze bewährt.

Um das Austrocknen des Mundes zu vermeiden und Bakterien wegzuschwemmen, ist es außerdem wichtig, genügend zu trinken. Ungesüßte Tees mit Zimt, Anis, Kümmel oder Grüner Tee hemmen zusätzlich das Wachstum von Bakterien. Auch zuckerfreie Kaugummis und Zuckerl regen den Speichelfluss zwischendurch an. Das Nikotin in Zigaretten und übermäßiger Alkoholkonsum trocknen die Mundschleimhaut hingegen aus. Deshalb sind ein Rauch-Stopp und Alkoholverzicht wichtige Schritte gegen Mundgeruch.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

10. April 2015

Stand der medizinischen Information:

10. April 2015

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