Fasten: Nahrungsverzicht tut Körper und Seele gut

Frau kocht gesund in der Küche.
Achten Sie während der Essensphasen auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung.
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Sowohl für den Körper, als auch für die Psyche kann der zwischenzeitliche, geplante Verzicht auf feste Nahrung einen großen Nutzen darstellen.

Medizinische Expertise

Ulrike Borovnyak

Mag.a Dr.in phil. Ulrike Borovnyak

Fachärzin für Psychologie, Fastentrainerin
Schleusenstrasse 7, 1140 Wien
gesundheitsfoerderung.at
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Zum Fasten gehören Darmentleerung, Körperpflege und Bewegung sowie der soziale Rückhalt der Mitmenschen dazu. Fasten soll eine Auszeit vom Alltag darstellen, die auch für Ruhe und Besinnung genutzt werden sollte, zumal der Körper nicht über ganz so viele Kraftreserven wie sonst verfügt. Es reinigt Körper und Geist und hilft den Zellen dabei, sich zu regenerieren. Giftstoffe werden aus dem Körper transportiert und der Organismus gestärkt – und wenn dabei noch ein paar Kilos purzeln, ist das ein schöner Nebeneffekt. Fasten bietet einen Einschnitt in krankmachende Gewohnheiten und soll Sie dazu motivieren, in Zukunft gesünder und bewusster zu leben.

In der Zeit des Überflusses, in der wir leben, ist es fast eine unglaubliche Erfahrung: Ich brauche nicht ständig zu essen, um zu überleben. Was in der Tierwelt z. B. während des Winterschlafs funktioniert, klappt auch beim Menschen: Wenn er keine neue Nahrung bekommt, zehrt er an seinen Reserven – was bei gesunden Menschen kontrolliert durchgeführt und über einen kurzen Zeitraum sogar positive Auswirkungen haben kann.

Fasten soll andererseits aber nicht nur eine kurze Unterbrechung des Alltags darstellen, nach der die alten Gewohnheiten wieder aufgenommen werden. Vielmehr soll es ein sinnstiftendes Erlebnis sein, das zum Umdenken bewegt. Gerade auch im Hinblick auf Zivilisationskrankheiten wie Diabetes (Typ 2), erhöhte Blutfettwerte bis hin zu Adipositas ist eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten sinnvoll und lässt Sie auch gesünder altern: Denn wenn unsere Zellen nicht ständig mit Energie versorgt werden, begünstigt das die Regeneration. Der Alterungsprozess wird dadurch zwar nicht gestoppt, aber Sie altern durch hin und wieder eingesetzte Fastenkuren gesünder.

Neben der Zellerneuerung sind Entschlackung, Darmsanierung, die Stärkung des Immunsystems und der psychischen Gesundheit Ziele des Fastens. Viele Menschen fasten, um von der Überfülle an (Nahrungs-)Angeboten einen Schritt zurückzutreten – denn so wie ein mangelndes Angebot an Nahrung, kann auch ein Überangebot Stress bereiten. Zudem geht das Fasten häufig mit einem Wunsch nach Veränderung einher. Sie fühlen sich nicht wohl in Ihrer Partnerschaft, in Ihrem Job oder mit Ihrem Lebensstil? Eine Fastenwoche kann Ihnen die Augen dafür öffnen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Und Fasten hat schlussendlich auch etwas mit Genuss zu tun – bei betreuten Fastenkuren in Hotel, Kloster oder Kurhaus können Sie sich richtig verwöhnen lassen. Und Fasten führt auch zu mehr Genuss nach der Kur: Sie werden Sinneseindrücke wie Geschmack und Geruch intensiver erleben.

Verschiedene Fastenkuren stehen zur Auswahl, die immer auch mit Bewegung und persönlichen Auszeiten einhergehen sollten. Fastenkuren können auch bei bestehenden Krankheiten in Absprache mit einem Fastenarzt eingesetzt werden. Für Fastenkuren, die bis zu 14 Tage dauern, können Sie die Begleitung eines Fastentrainers in Anspruch nehmen – wenn Sie länger fasten wollen, ist die Begleitung durch einen Fastenarzt nötig.

  • Heilfasten: Bei dem vom deutschen Arzt Otto Buchinger geprägten Heilfasten werden dem Fastenden Tee, Gemüsebrühe, Säfte und (stilles) Mineralwasser oder Leitungswasser verabreicht. Zudem wird mittels Glaubersalz und Einläufen der Darm gereinigt. Die Methode umfasst 3 bis 4 Wochen und es wird darauf geachtet, die Giftstoffe über verschiedene Organe auszuscheiden, wobei auch Bewegung eine große Rolle spielt. Der Geist wird bei dieser Methode ebenso verwöhnt wie der Körper. Das Heilfasten wird begleitet von einem Entlastungstag mit schonender Kost zu Beginn und einer Aufbauphase von zumindest 3 Tagen am Ende der Kur, an denen die Zufuhr an fester Nahrung langsam gesteigert wird.

  • Fasten für Gesunde/Präventives Fasten: Diese Fastenmethode entspricht dem Heilfasten für gesunde Menschen. Sie dauert etwa 8 Tage und umfasst einen Entlastungstag sowie 2 Aufbautage.

  • F.X.-Mayr-Kur: Die nach einem österreichischen Arzt benannte F.X.Mayr-Kur stellt die Reinigung des Darms in den Vordergrund und dauert etwa 2 Wochen. In einer ersten Phase werden Tees, Gemüsebrühe und Mineralwasser getrunken, in der zweiten Phase setzt die Milch-Semmel-Diät ein. Ab Tag 5 wird Bittersalzlösung zur Darmsäuberung verwendet und in der letzten Phase der Kur wird eine "milde Ableitungsdiät" verabreicht. Wenn aufgrund von Lebensmittelintoleranzen z. B. Laktose nicht vertragen wird, kann statt der Milch-Semmel-Diät auch gleich mit der milden Ableitungsdiät begonnen werden.

  • Molkefasten: Das Molkefasten kann für einige Tage bis hin zu 4 Wochen durchgeführt werden. Dabei wird die Kost auf Kur-Molke umgestellt, die zusätzlich mit Eiweiß und Kohlenhydraten angereichert wurde sowie Tees und Mineralwasser.

  • Basenfasten, Früchtefasten, Suppenfasten, Veganfasten: Bei diesen modifizierten Fastenvarianten wird nicht vollständig auf feste Nahrung verzichtet. Vielmehr konzentriert man sich auf die Einnahme von bestimmten Lebensmitteln wie rein basische Nahrung (Basenfasten) oder rein pflanzliche (Veganfasten). Diese Methoden sind besonders geeignet für Menschen, die aufgrund Ihrer Konstitution, Ihres Berufs oder anderen Gründen glauben, eine "strenge" Fastenkur nicht durchhalten zu können.

Prinzipiell kann jeder Mensch fasten – jedoch variieren die Fastenformen mit den Lebensumständen der Menschen. Fasten kommt dann infrage, wenn Sie gesund sind und in einer guten Verfassung sind (also keine Medikamente einnehmen und nicht unmittelbar nach einer Operation) und weder schwanger sind, noch stillen. Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, kann Ihnen aber ein Fastenarzt dabei helfen, das Fasten und die Medikamenteneinnahme an Ihre Bedürfnisse anzupassen. Kinder sollten auch noch nicht fasten – ab etwa 16 Jahren und bis ins hohe Alter kann man von den verschiedenen Formen des Fastens profitieren.

Fasten funktioniert dann besonders gut, wenn Sie es in einer ruhigen und geborgenen Umgebung tun können. Im Idealfall nehmen Sie sich für Ihre persönliche Fastenzeit frei und üben den Verzicht auf feste Nahrung entweder alleine, mit dem Partner oder in einer Gruppe, zuhause, im Urlaub oder in einer Klinik aus. Fastentrainer und Fastenärzte helfen Ihnen dabei, die richtige Fastenkur für Sie zu finden. Ziehen Sie auch die Möglichkeit in Betracht, in dieser Zeit Physiotherapie und/oder Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.

Wenn Sie zum ersten Mal fasten, sollten Sie das am besten in einer betreuten Gruppe tun, um allfällige Fehler zu vermeiden, die man beim Fasten begehen kann. Fasten heißt nicht einfach, nichts zu essen oder eine Trinkkur zu machen. Zum Fasten gehören Darmentleerung, Körperpflege und Bewegung sowie der soziale Rückhalt der Mitmenschen dazu. Neben Bewegung und Körperpflege ist besonders die Darmentleerung wichtig, damit Giftstoffe nicht wieder resorbiert werden – und erstaunlicherweise führt ein leerer, gereinigter Darm dazu, dass wir wenig oder gar keinen Hunger verspüren.

Wenn Sie sich nicht freinehmen können oder wollen, aber trotzdem fasten wollen, ist das auch möglich. Fasten im Beruf erfordert ein höheres Maß an Selbstdisziplin und Sie müssen bedenken, dass der Verzicht auf feste Nahrung dazu führt, dass Sie insgesamt ein langsameres Tempo einlegen müssen und eventuell auch Ihr Kreislauf schwächer ist. Wer bereits erste Erfahrungen im Fasten gesammelt hat, wird sich leichter tun, auch im Beruf fit zu sein.

Sowohl das Heilfasten, als auch Formen des Fastens, bei denen Nahrung in reduzierter Form aufgenommen wird (z. B. Basenfasten) sind neben der Berufstätigkeit möglich. Frische Luft und frisches Wasser können bei Tiefpunkten den Kreislauf wieder ankurbeln. Pfefferminztee und das Riechen von Pfefferminzöl können bei Kopfschmerzen helfen.

Wenn Sie unter großem beruflichen Stress stehen, für andere Menschen verantwortlich sind oder Maschinen bedienen müssen (z. B. auch das Lenken von Taxis oder Bussen), sollten Sie aufgrund der verminderten Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit das Fasten lieber auf den Urlaub verschieben.

  • Interview mit Mag. Dr. Ulrike Borovnyak (Fastentrainerin, Psychologin, Pädagogin und Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsförderung) am 28.02.2014
  • Dr. med. H. Lützner: Wie neugeboren durch Fasten, Gräfe & Unzer, München, 2013
  • Fasten. Auszeit für Körper, Geist und Seele, U. Borovnyak, E. Pesina, Gräfe & Unzer, München, 2009
  • Internationale Gesellschaft der Mayr-Ärzte (17.09.2020)

Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. September 2020

Erstellt am:

3. März 2014

Stand der medizinischen Information:

17. September 2020

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